Kalt

Ich fühle mich so verloren und einsam,
obwohl ich keinen Grund dafür habe.
Ich habe Freunde und eine Familie,
die für mich da sind, wenn ich sie brauche.
Dennoch bin ich alleine,
in mir drin ist einfach nichts.
Ein Freund hatte so recht gehabt,
als er aus Spaß und ohne nachzudenken meinte,
ich sei kaputt.
Wenn er geahnt hätte,
wie nah er damit bei der Wahrheit lag,
er hätte es wohl nie richtig glauben können.
Aber in mir ist alles so kalt,
es  hat schon lange begonnen,
sich in mir auszubreiten.
Kurze Lichtblicke gibt es,
allerdings werden es immer weniger.
Ich kann mich nicht mehr aufrichtig freuen,
alles nur geheuchelt.
Auch keine tiefe Trauer packt mich,
ich weine nur, weil es einfach ist, zu weinen.
Der Geschmack von Tränen ist eigenartig,
viele würden sagen, er sei salzig.
Das stimmt auch, aber er ist nicht nur salzig.
Er hat auch noch einen anderen Geschmack,
einen Geschmack,
den man nicht beschreiben kann.
Man schmeckt ihn nicht auf der Zunge,
sondern ganz tief in einem drin.
Ich weine oft, immer dann,
wenn mich niemand sieht.
Es fühlt sich befreiend an,
auch wenn es keine Trauer ist,
wegen der ich weine.
Es ist auch keine Freude,
es ist einfach die Sehnsucht nach dieser Freiheit.
Oft wünsche ich mir woanders zu sein,
dort, wo ich nicht mehr alleine bin,
wo keiner mehr schief angeschaut wird,
nur weil er anders ist.
Ich will doch nur,
dass man mich ein kleines bisschen versteht.
Schon fast habe ich vergessen,
wie es ist, Wärme zu spüren.

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Autorin / Autor: auro