Gefragt ist Körpereinsatz
20 Bremer Frauen spielen Rugby im Verein "Union 60"
Mit Gebrüll stürzen sich die beiden Rugby-Spielerinnen aufeinander. Eine fällt ächzend in den aufgeweichten Boden des Platzes in der Pauliner Marsch, die andere klammert sich stöhnend an sie. Ihre Körper und Trikots sind mit Erde verschmiert. Die oberste verzieht ihre Lippen und ein giftgrüner Zahnschutz kommt zum Vorschein. Sie spuckt aus und keucht. Doch alle Anstrengung ist umsonst. Die Unterste rückt den Ball nicht raus.
*Rugby ist nichs für Frauen?!*
"Das ist Quatsch", sagt Nina Corda über das Vorurteil. Sie ist die dienstälteste Spielerin in der Damen-Mannschaft des Bremer Rugby-Vereins "Union 60". Sie hat das Team vor sechs Jahren gegründet. Derzeit spielen etwa 20 Mädchen und Frauen im Alter zwischen 14 und 40 Jahren in der Mannschaft. Die Frauen der Union 60 spielen in Siebener-Teams, möglich sind aber auch 15-köpfige Mannschaften. "Dafür haben wir aber nicht genug Spielerinnen", erklärt Nina Corda. Das Ziel ist es, in der Spielzeit von zweimal 40 Minuten mehr Punkte zu machen als die gegnerische Mannschaft. Rugby wird mit einem Ei-artigen Ball gespielt. Punkte gibt es, wenn eine Spielerin das Ei mit der Hand in einen bestimmten Bereich des gegnerischen Feldes ablegt. Auch für Kicks über oder ins Tor, das beim Rugby wie eine senkrecht stehende Riesengabel mit zwei Zinken aussieht, gibt es Punkte. Um Treffer zu verhindern, ist Körpereinsatz gefragt. Die Stürmerinnen einer Mannschaft haken sich mit den Armen aneinander und rennen gegen die Gegnerinnen an. So enden Angriffe oft in Ringkämpfen zwischen den Teams.
*Teamorientiert und strategisch*
"Rugby ist ein sehr teamorientierter Sport", sagt Lynna. "Es kommt nicht auf Kraft, sondern auf die richtige Strategie an." Sie hat das Spiel in Irland für sich entdeckt, wo die Wirtschafts-Studentin ein Internat besucht hat. "Da ist Rugby für Mädchen eine ganz normale Sportart", erzählt sie. Lynna schätzt das Spiel, denn es mache selbstbewusst. "Beim Rugby kann jeder mitmachen. Egal, ob dick oder dünn, groß oder klein - jede Spielerin kann sich optimal einbringen", berichtet die 20-Jährige. Für Lynna gibt es keine schönere Sportart. Vor allem keine, mit so stylischen Trikots: Die Spielerinnen tragen kurze, reißfeste Hosen und T-Shirts, Stollenschuhe und Zahnschutz. Lynna hat sich in Australien extra eine pink-farbene Kombi gekauft. "Dort gibt es Rugby-Trikots in allen Farben", erzählt sie.
*Am besten bei Regen im Matsch*
Die 16-jährige Mara hat Frauen-Rugby vor einem Jahr in der Schule für sich entdeckt. Sie besucht die zehnte Klasse des Schulzentrums an der Bremer Schaumburger Straße, wo es eine Rugby-AG gibt. Mara: "Ich finde es richtig cool, wenn wir bei Regen im Matsch spielen. Sich in den Schlamm zu werfen und um den Ball zu kämpfen, das macht Spaß. "Ihre Freundinnen können allerdings ihre Rugby-Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Sie finden das Hobby etwas merkwürdig. "Die meinen, das ist kein Sport für Mädchen", sagt Mara. Ihr Freund dagegen ist stolz auf sie: "Er hat Respekt vor meinem Sport." Auch Lynna hat festgestellt, dass Jungs Rugby-spielenden Mädchen besonders viel Achtung entgegen bringen. "Aber ich bevorzuge nur Rugby-Spieler." Neulinge sind beim Training willkommen.
Mehr Infos im Netz unter
Autorin / Autor: Tina Groll; Bild; LizzyNet - Stand: 11. April 2007