Ich bin eine derjenigen Personen, die früher mal an den christlichen Gott geglaubt haben, aber den Glauben nicht verloren haben, weil ihnen irgend etwas schlimmes wiederfahren ist, wofür sie Gott verantwortlich machen, sondern weil ich einfach aufgeklärt wurde.
Meiner Ansicht nach ist es nichts Schlimmes, an Gott oder an viele Götter zu glauben - manchen hilft es in der Welt, und andere wurden einfach so erzogen. Aber das finde ich, ist schon eine Sache für sich - das christliche Erziehen der Kinder. Schon früh werden sie getauft und an die Religion gebunden - ob sie das wollen oder nicht, ist da eine andere Frage (wobei man dazu sagen muss, dass ein Neugeborenes nicht wirklich seine Meinung äußern kann, ob es nun religiös ist oder nicht). Nur später, mit 11 Jahren oder wie viel auch immer, wird das Kind zur Kommunion bzw. Konfirmation geschickt, was für die meisten nichts anderes bedeutet als „Hey, ich bekomm 'n neues Kleid und viele Geschenke“. Und wenn sie irgendwann 18 sind und selbstständig denken können, ist Religion für sie auch nichts anderes als Sonntags in die Kirche gehen, wenn man bei der Oma zu Besuch ist.
Für mich sind Jesus und sein Vater pure Erfindung der Christen - auch wenn es schon Abertausende von Jahren vergangen sein mag. Eines der Argumente, die die Christen im Lizzynet-Club „Religion“ angesprochen haben - das Christentum ist schon tausende von Jahren alt. Aber das heißt noch lange nicht, dass es wahr sein muss. Schließlich haben die Menschen auch ziemlich lange gebraucht, bis sie gemerkt haben, dass die Erde gar keine Scheibe ist und auch nicht der Mittelpunkt des Universums.
Natürlich gibt es viele Belege, dass es Jesus auf jeden Fall gegeben haben muss - aber belegen kann man nicht, dass er der Sohn Gottes ist oder irgendwelche Wunder vollbracht hat. Ich denke, dass (falls es diese Person gegeben hat) er einfach den Menschen helfen wollte, die in der damaligen Zeit gelebt haben, und er verstanden hat, dass die Menschen einfach etwas brauchen, woran sie glauben können. Und so entstand meiner Ansicht nach die „Religion“.
Noch heute sieht man, wie die Bibel wörtlich genommen wird oder verschieden interpretiert wird. Ich denke auch nicht, dass die Bibel irgendein Humbug-Buch ist. Ich glaube eher, dass das Buch zum Nachdenken anregen soll und man irgendeine „Moral“ daraus zieht (wie z.B. aus den Grimms Märchen). Schade nur, dass einige Menschen Religion so ernst nehmen und an diesem Manifest verharren und sich und anderen dadurch teilweise das Leben schwer machen (Islam). Dass durch Religion Frauen unterdrückt werden ist meiner Ansicht nach moralisch nicht vertretbar. In der Welt ist viel Unrechtes geschehen, was auf die Religion zurückzuführen ist - Hexenverbrennung, Dschihad, Kreuzzüge etc. Und das alles, weil die Glauben auseinandergehen, weil Menschen nicht dazu fähig sind, selbstständig zu denken und sich aus der Masse zu lösen? Weil Menschen zu engstirnig sind und anderen Glauben nicht akzeptieren? Die eigene Rasse versuchen zu töten, nur weil sie nicht an DEN Gott glaubt?
Ein letzter Kritikpunkt von mir ist das Unterrichten von Religion in Schulen. Leider ist der Unterricht hier in Europa sehr auf das Christentum konzentriert. Ich kann mich nicht erinnern, jemals irgendwas über den Buddhismus in der Schule gelernt zu haben. Klar - Deutschland ist ein Land der Christen, wenn man es so nennen mag - aber in Schulen werden die Kinder schon so erzogen, dass sie ja schon fast an das Christentum glauben MÜSSEN. Ich selber habe das am eigenen Leib erfahren und auch an meinem kleinen Bruder sehe ich, der unverständlich seinen Kopf schüttelt, wenn ich versuche, ihm meine Meinung über Jesus zu erklären. Viele Christen mögen jetzt sagen, dass in den Schulen der Glaube nur näher gebracht wird, und es den Kindern eine Möglichkeit bietet, diese Religion anzunehmen - aber wieso werden dann keine Alternativen gebracht? Über die Gefahren und Unaufgeklärtheit des Islams wird unterrichtet (was meiner Ansicht nach auch nötig ist), aber warum werden dann keine anderen Religionen- Buddhismus, Hinduismus etc. ausführlichst erklärt, wie es bei dem Christentum der Fall ist? Warum wird das Thema Jesus und seine Jünger während den 13 Jahren der Schule so oft wiederholt? Gibt es keine anderen Themen mehr, die man besprechen kann? Und auch wenn jeder Christ jetzt sagen würde: „Dann hättest du doch Ethik nehmen können, wenn dir Religion nicht gefällt“, dem kann ich nur sagen, dass das nicht in allen Fällen klappt. Ich beispielsweise konnte erst ab dem 11. Schuljahr Ethik wählen, da auf meiner Grundschule Unterrichtspflicht war (und Ethik nicht angeboten wurde) und bis zur besagten 11. Klasse kein Ethik als Unterrichtsfach vorhanden war. Ich denke, eine gute Alternative zur Religion wäre Astronomie oder Philosophie, welche als gute sachliche Unterrichtsfächer in Frage kämen.
Ich glaube wohl an einen Gott - aber nicht als der Allmächtige, Gute, wie ihn die Christen immer darstellen (denn das ist die Projektion ihrer eigenen Wünsche, die sie auf ihren Gott werfen), sondern als einen Freund, der für mich da ist, und an den ich denken kann, wenn es mir schlecht geht. Er muss keine Wunder vollbringen oder irgendetwas Weltbewegendes errichten. Er sollte da sein.
Ich will mit diesem Text nicht sagen, dass Glauben scheiße ist. Ich denke nur, dass die Masse nicht einer Religion folgen sollte, bei der sie nicht alle Facetten kennt. Man sollte seine „eigene Religion“ sein. Und nicht so denken, weil die Eltern auch so gedacht haben. Man sollte versuchen, zu verstehen und dann selber den Schluss daraus ziehen - ist es richtig oder nicht? Ich hoffe, dass ich mit diesem Text einige Menschen zum Denken angeregt habe, sich Sonntags anstatt in die Kirche zu gehen, lieber hinzusetzen und zu überlegen, ob man wirklich in „Himmel oder Hölle“ kommt, nachdem man stirbt, und ob ein weißbärtiger Mann wirklich oben auf einer Wolke sitzt und auf jeden einzelnen Menschen aufpasst.