Dialekt-Getwitter
Studie: Tweets ähneln gesprochener Sprache
Nicht selten jammern SprachforscherInnen über die Verkümmerung der Sprache durch die neuen Medien - wird doch alles über den digitalen Kamm geschoren unwillkürlich zum Spracheinheitsbrei in 140 Zeichen. Stimmt gar nicht, meint nun der US-Forscher Jacob Eisenstein von der Carnegie Mellon University's School of Computer Science, der sich mit Dialekten und regionalen Sprachvarianten auf Twitter beschäftigt hat.
Üblicherweise wird Dialektforschung vor allem anhand von mündlichen Interviews betrieben - schließlich unterdrücken die meisten Menschen regionale Ausdrucksweisen in schriftlichen Texten. Das gilt auch für Formen wie Blogs. Bei Twitter aber werden zahlreiche Regionalismen sichtbar. Auch wenn einige auf die Verknappung auf 140 Zeichen zurückzuführen sind, weisen Tweets dem Forscher zufolge annähernd so viele dialektbedingte Ausdrücke auf wie die gesprochene Sprache.
Retter der Dialekte
So fanden der Sprachwissenschaftler und sein Team in Tweets aus New York den Ausdruck "suttin" für "something", während in anderen Städten eher zu "sumthin" verkürzt wird. In Nordkalifornien kommt "cool" häufig als "koo" daher, in Südkalifornien als "coo".
Und wenn die meisten sich wohl am ehesten darüber beklagen, dass sie "very" tired sind, bezeichnen sich Microblogger in Nordkalifornien als "hella" tired, New Yorker hingegen als "deadass tired".
Die ForscherInnen glauben, dass sie mit ihrem entwickelten statistischen Modell anhand von Twitterbeiträgen sogar vorhersagen können, woher jemand stammt.
Für die Forscher stellt sich nun die spannende Frage, wie solche regionalen Sprachvarianten sich im Netz verhalten. Werden sie sich weiterentwickeln? Werden sie sich ausbreiten? Zumindest sind sich die Forscher sicher, dass es ein Irrglaube ist, zu meinen, dass sich die Sprache durch die zunehmende Vernetzung immer mehr angleicht.
Viele soziale Kreise in sozialen Netzwerken hätten nämlich einen regionalen Fokus und viele Menschen würden das Internet eher nutzen, um Gleichgesinnte mit ähnlichen Interessen (und einer ähnlichen Sprache) zu treffen als unbedingt ihren Horizont zu erweitern.
Somit ist nun nach der SMS eine weitere moderne Kommunikationsform zum Retter der Dialekte erklärt worden.
Lies im Netz
Autorin / Autor: Redaktion / eurekalert.org - Stand: 10. Januar 2011