Die 100-Meilen-Diät oder: Lokal ist leckerer!
Nicht die Äpfel aus Neuseeland, sondern das Obst vom Bauern um die Ecke machen dich zum Umweltengel!
Selbst wer sich fleischarm und (soweit er das beurteilen kann) gentechnikfrei ernährt, tut sich und der Umwelt nicht unbedingt etwas Gutes mit seiner Lebensweise. Wir alle kennen die bilderbuchroten Äpfel aus Neuseeland, die unsere Supermärkte so oft zieren. Aber wer schon einmal einen Apfel gegessen hat, der um die halbe Welt gereist ist, und seinen Geschmack mit dem verglichen hat, den der Apfelbaum im Garten zustande bringt, weiß, dass sich Importobst geschmacklich nicht einmal ansatzweise mit dem lokalen Angebot messen kann. Ähnlich ist es bei fast jedem Produkt, auch wenn uns vieles davon nicht so auffällt – denn wer kennt schon einen Bauern aus der Gegend, der Orangen oder Paprika zieht? Ein enormer Vorteil von lokalem Obst und Gemüse ist also der bessere Geschmack, aber auch, was Nährstoffe angeht, sind eindeutig diejenigen Früchte ergiebiger, die am Strauch/Baum/… reif geworden sind anstatt in einer Transportkiste Kilometer über dem Ozean.
Der Transport
Für die Umwelt ist allerdings ein anderer Punkt viel entscheidender: Beim transkontinentalen Transport, ob nun mit Flugzeug oder anderen Fortbewegungsmitteln, werden jede Menge fossile Brennstoffe verbraucht, deren Überreste als Treibhausgase in der Atmosphäre landen und zur globalen Erwärmung beitragen. Außerdem verwenden kleine, ortsansässige Betriebe häufig viel weniger Spritzmittel und Co. als große Konzerne aus Übersee (oder auch solche aus Deutschland…). Das ist, von allen globalen Folgen abgesehen, auch für uns als Konsumenten sehr viel gesünder, denn beileibe nicht alle Rückstände an Düngern und Pestiziden lassen sich einfach abwaschen. Was können wir also tun, um unseren Konsum etwas „grüner“ zu gestalten?
Wo kommt unser Essen her?
Nun, zum einen können wir versuchen, möglichst lokal einzukaufen – ob man sich jetzt eine Beschränkung auflegen will wie die „100-Meilen-Diät“, bei der, wie der Name schon sagt, keine Produkte gekauft werden dürfen, die weiter als 100 Meilen gereist sind, ist wohl Geschmackssache. Aber auch ohne diese strikte Regelung können wir einiges tun, um die Reise zu verkürzen, die unsere Lebensmittel zurücklegen: Beispielsweise auf dem Wochenmarkt bei örtlichen Bauern und Kleinbetrieben einkaufen (was in manchen Fällen auch noch billiger ist als der Einkauf im Supermarkt) oder zumindest die Artikel, die in unseren Einkaufswagen landen, auf ihr Herkunftsland zu überprüfen. Das erfordert zwar etwas Mitdenken beim Einkauf, aber hey, Übung hält das Gehirn in Schwung.
Warum müssen wir Tomaten im Winter essen?
Manchmal allerdings sollten wir auch einfach unser Konsumverhalten überdenken und bestimmte Produkte nur noch eingeschränkt oder (zumindest je nach Jahreszeit) gar nicht mehr kaufen. Im Winter gibt es nun mal in Deutschland keine Tomaten, aber was spricht dagegen, stattdessen ein haltbareres Gemüse, wie Kartoffeln oder Möhren, zu verwenden? Manche Produkte wurden sogar extra entworfen, um uns über die langen Wintermonate mit wichtigen Vitaminen zu versorgen, nur ist das in Zeiten der Globalisierung und Allround-Versorgung in Vergessenheit geraten. Sauerkraut zum Beispiel ist ein enorm guter Vitamin-C-Lieferant, der schon zu Zeiten, als es noch keine Kühltruhen gab, viele Wochen und Monate lang haltbar blieb. So unmöglich, wie uns die Werbung für Vitaminpräparate glauben machen möchte, ist es also gar nicht, auch im Winter alle nötigen Nährstoffe zu erhalten.
Biologischer Anbau oder nachhaltige Landwirtschaft
Es ist nicht einfach, den Begriff „ökologische“ bzw. „biologische“ Landwirtschaft zu definieren, und gerade, weil so viele unterschiedliche Anforderungen hinter diesen Worten stehen und es immer wieder Firmen gibt, die sich gerne mit dem Aushängeschild schmücken würden, ohne den Inhalten gerecht zu werden, herrscht auch viel Misstrauen gegenüber Produkten, die als „Bio“ ausgezeichnet sind. Ich erinnere mich auf den Hinweis aus meinem Bekanntenkreis, dass es „so viel Bio gar nicht geben kann, wie im Laden verkauft wird“. Dahinter steckt, vermute ich, die Vorstellung, dass Bio nur auf schnuckeligen kleinen Familienhöfen erzeugt werden kann, wo jedes Tier und jede Pflanze von Hand aufgepäppelt wird – und auch wenn das eine schöne und zum Teil wünschenswerte Vorstellung sein mag, ist es natürlich nicht möglich, so eine breite Versorgung mit ökologischen Lebensmitteln zu gewährleisten.
Aber grundsätzlich bedeutet biologische Landwirtschaft vor allem den Verzicht auf Schädlingsbekämpfungsmittel und leicht löslichen Mineraldüngern, die über Grundwasser und Erzeugnis auch in unseren Organismus gelangen können, Verwendung von gentechnikfreien Pflanzen, artgerechte Tierhaltung und Erhalt der Artenvielfalt. Und das kann man auch in größeren Betrieben durchsetzen. Wer also glaubt, wenn er Bio kauft, hat er Produkte direkt aus dem Garten Eden in der Hand, wird enttäuscht werden, aber wer sich darüber im Klaren ist, was er von Bioprodukten will, dem wird es auch nicht so schwer fallen, etwas zu finden, was seine Erwartungen erfüllt.
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Autorin / Autor: pfefferminztea - Stand: März 2009