Ein Recht auf Kindheit

Vor allem die Teppich-, Textil-, Streichholz-, Tabak- und Feuerwerksindustrie profitieren von den KinderarbeiterInnen.

Die Gründe für Kinderarbeit: Armut

Indien hat mehr als eine Milliarde Einwohner, ein Drittel von ihnen lebt unter der Armutsgrenze und knapp die Hälfte aller InderInnen können weder lesen noch schreiben. Sie sind Menschen, die nichts anderes kennen als eine Hand-in-den-Mund-Situation. M.V. Kamath erklärt: „Das ist ein Teufelskreis: Wer so arm ist, hat keine andere Möglichkeit, als viele Kinder zu haben und sie in ausbeuterische Arbeit zu schicken, um zu überleben. Und diese Kinder werden dasselbe mit ihren eigenen Kindern tun.“

*Trotz Verbot keine Änderung in Sicht*
Vor allem die Teppich-, Textil-, Streichholz-, Tabak- und Feuerwerksindustrie profitieren von den KinderarbeiterInnen. Und das, obwohl Kinderarbeit seit 1986 offiziell verboten ist. Damals verabschiedete die indische Regierung die sogenannte Child Labour Prohibition Act. Ein Gesetz, nachdem Kinderarbeit illegal ist und Jugendliche erst ab ihrem 14. Lebensjahr beschäftigt werden dürfen – um eine Ausbildung zu erhalten. Das Gesetz ist 20 Jahre alt und die Zahl der KinderarbeiterInnen ist nicht gesunken. Warum, das kann die Buchautorin und Soziologin Prachi Jaiswal erklären. Sie hat eine Studie zum Thema KinderarbeiterInnen durchgeführt. Sie sagt: „Das Gesetz hat Schlupflöcher. Die meisten Mädchen werden davon gar nicht geschützt. Arbeiten sie Zuhause, gibt es gar keine Handhabe. Und selbst in Fabriken sind sie unbezahlte Hilfskräfte, die nicht als Arbeiter angesehen werden. Hinzukommt oftmals sexuelle Gewalt.“

*Maßnahmen gegen Kinderarbeit*
Gegen die Kinderarbeit kämpfen vor allem unabhängige Nicht-Regierungs-Organisationen. Die landesweite Kampagne gegen Kinderarbeit (CACL) setzt sich für ein Recht auf Kindheit ein. Aber natürlich versucht auch die indische Regierung, die Kinderarbeit weiter einzudämmen. So wurde das Recht auf Bildung und das Verbot von Kinderarbeit in der Verfassung fest verankert. Auch werden seit 1987 regionale und lokale Projekte gegen Kinderarbeit durchgesetzt. Man versucht, die Eltern zu überzeugen, ihre Kinder lieber zur Schule als zur Arbeit zu schicken. Außerdem wird wirtschaftlicher Druck auf die großen Firmen ausgeübt, die Kinder zu Hungerlöhnen beschäftigen. Sie sollen die Erwachsenen besser bezahlen, damit die genug verdienen und nicht ihre Kinder zur Arbeit schicken müssen.

*Auch du kannst etwas tun!*
Dennoch ist Kinderarbeit ein globales Problem. Wer vor allem billige Kleidung kauft, die aus Indien stammt, kann davon ausgehen, dass diese von kleinen Mädchen genäht wurde. Besser ist es, sich zu erkundigen, woher die Kleidung stammt, und lieber ein paar Euro mehr zu investieren. Es gibt auch ein offizielles Label, das gegen Kinderarbeit steht. Ist es in deine Kleidung eingenäht, kannst du sicher sein, dass sie unter fairen Bedingungen angefertigt wurde. Aber es ist noch ein langer Weg, bis Kinderarbeit in Indien und anderen "Dritte Welt"-Ländern abgeschafft ist. Für Bhani, Gorkha und Swani wird sich wahrscheinlich erst einmal nichts ändern. Zumindest Bhani hatte heute Glück: Eine Stundentin hat ihr eine Packung Kekse, einen Milchdrink und eine Banane geschenkt. Eine ganze Mahlzeit! Jetzt lächelt sie. Und sieht für wenige Sekunden fast aus wie ein Mädchen, das eine Kindheit hat.

Autorin / Autor: Tina Groll - Stand: 7. März 2006