„Scherbenmond“ von Bettina Belitz ist der zweite Teil einer Fantasy-Trilogie über Nachtmahre. Im ersten Teil „Splitterherz“ hat Elisabeth Colin kennen gelernt, einen arroganten, unnahbaren Jungen, der doch eine merkwürdige Faszination ausübt. Nur dumm, dass sich dann herausstellt, dass Colin ein Cambion ist und ihn das zu dem Erzfeind von Ellie's Vater, einem Halbblut, macht.

In „Scherbenmond“ versucht sich Ellie dann an der Frage „Wie findet man seinen verschollenen Vater, schafft sein Abitur, holt seinen Bruder zurück nach Hause, der einen nebenbei bemerkt für psychisch krank erklärt (Nachtmahre??), befreit ihn auch von ebendiesen Nachtmahren, versucht, einen gefährlichen Nachtmahr nicht auf seine Spur zu bringen, trifft sich heimlich mit seinem Freund und bewältigt dabei noch schwerwiegende Depressionen?

Dass Ellie eine charakterstarke und facettenreiche Protagonistin ist, lässt sich nicht nur an ihren zahlreichen Spitznamen ablesen. Sie ist unglaublich spontan und sie zögert nicht mal, die Wand in der Wohnung ihres Bruder Pauls zu zerschlagen.

Bettina Belitz hat einen wunderbar leichten Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt, aber den Leser auf eine betörende Art und Weise in den Bann zieht. Was mich persönlich sehr freut, ist, dass mal endlich Abstand von dem Vampirismus genommen wird. „Scherbenmond“ ist kein einfaches Kitschbuch, in dem die Hauptperson in Depressionen verfällt, nur weil „die Liebe des Lebens“ gerade nicht anwesend ist. Tiefgründige Liebeszweifel gehören genauso dazu wie ebenso tiefe Liebesgewissheit.

Leider habe ich den ersten Band nicht gelesen, dass ich dennoch alles verstanden habe, zeugt nur umso mehr von dem Buch. Wer schlappe Wischiwaschi-Fantasy unglaublich leid hat, für den ist „Scherbenmond“ bzw. „Splitterherz“ eine erstklassige Wahl.

*Erschienen bei: script5*