Mein Herz so wild

Autorin: Jane Eagland

Buchcover

Louisa Cosgrove ist anders als sie sein sollte. Sie entspricht nicht dem typischen Idealbild der Frauen und versucht angeblich Männer nachzuahmen. Sie ist von dem Wunsch besessen Ärztin zu werden, so wie ihr Vater es ist. Er ist der Einzige, der sie dazu ermuntert und unterstützt. Sie ist ehrgeizig und fleißig. Anstatt auf Teegesellschaften zu gehen, lernt sie lieber in ihrem Zimmer, um die Aufnahmeprüfungen zu bestehen.
Dann stirbt ihr Vater und alle stellen sich gegen Louisa und ihren Traum, beginnen sie für verrückt zu halten. Sie wird in eine Falle gelockt und findet sich plötzlich in der Irrenanstalt wieder. Sie sei Lucy Childs, sagt man ihr. Doch Louisa bestreitet das vehement. Nach einiger Zeit weiß sie selbst nicht mehr so genau, was sie glauben soll, denn das Personal im Spital ist brutal und gemein. Ist Louisa nun Lucy oder nicht? Sind ihre Erinnerungen vielleicht doch nur Hirngespinste? Wer sie nun auch ist, eines weiß sie mit Sicherheit: Sie muss ausbrechen, wenn sie überleben will – egal wie!

*Meine Meinung:*
Als ich zum ersten Mal von diesem Roman hörte, hat mich der Titel, als auch die Covergestaltung sehr angesprochen. Beim Klappentext habe ich ein wenig innegehalten, denn ein Roman über eine Nervenheilanstalt zu schreiben, kann gelingen, aber auch sehr kippen und schlecht umgesetzt sein.

Doch ich bin nicht enttäuscht worden. Beim Lesen von den harschen und beinahe schon folterähnlichen Methoden sollte man sich aber immer vor Augen führen, dass das damals so war. Heutzutage wird niemand mehr geschlagen, psychisch terrorisiert oder dergleichen. Man sollte sich also kein falsches Bild über heutige Nervenheilkliniken bilden. Darin besteht vielleicht die einzige Gefahr des Buches. Doch das ist nicht weiter der Rede wert, denn ich habe mich von „Mein Herz so wild“ vollkommen fesseln lassen können. Die Autorin hat sehr geschickt einen großen Spannungsbogen aufgebaut, indem sie einige Rückblicke beschreibt. Louisa wird am Anfang des Romans in diese Klinik eingewiesen. Man kennt sie als LeserIn noch nicht und weiß einfach nicht, ob sie wirklich ein wenig verrückt ist oder nicht. Doch durch die Passagen, die in Louisas Vergangenheit spielen, bekommt man Einblicke in ihre Kindheit und lernt sie wie eine gute Freundin kennen. Dadurch wurde mir Stück für Stück deutlicher, wieso sie Ärztin werden will und vielleicht auch, wieso sie in der Irrenanstalt landete. Ich vermutete mehr und mehr, dass sie nicht verrückt ist, doch ich konnte mir auch nie sicher sein. Da ich nicht zu viel verraten will, werde ich euch natürlich auch nicht sagen, ob Louise Cosgrove nun sie selbst ist oder doch Lucy Childs, die vom Wahnsinn und einer fixen Idee befallen ist.

Der Aufbau und die Gliederung haben mir wirklich gut gefallen. Das erhöht nicht nur die Spannung, sondern auch die Ahnungslosigkeit des weiteren Verlaufs der Geschichte. Der Schreibstil war dermaßen flüssig und Louisa ein solch symphatischer Charakter, dass ich einmal angefangen, mit dem Lesen nicht mehr aufhören konnte und es doch tatsächlich in einer einzigen (Silvester)-Nacht verschlang. Normalerweise werde ich bei solchen Unternehmungen immer sehr müde und wünsche mir, dass Buch möge endlich enden, wie spannend es auch sein mag. Doch bei diesem Exemplar war ich so versunken, dass die Seiten nur so dahinflogen und ich gar nicht bemerkte, wie die Nacht voranschritt. Immer sagte ich mir, nur noch das Kapitel, nur noch das eine und so weiter und sofort. Plötzlich hatte ich den Roman durchgelesen und am Ende sogar einige Tränchen verdrückt.
Die Handlung ist nicht nur unvorhersehbar, sondern sehr logisch, fabelhaft, mit Stolpersteinen versehen und bietet mehr als eine Überraschung.
Mich hat diese einfühlsame, zarte und emotionale Geschichte sehr mitgenommen und sehr beeindruckt.

*Mein Fazit:*
„Mein Herz so wild“ ist ein Roman über Frauen in einem Zeitalter, wo sie noch für dumm und lediglich als Mütter angesehen wurden. Es zeigt auch, wie schwierig, beinahe schon unmöglich, es für diese Frauen war sich zu entwickeln und zu emanzipieren. Wer anders war und sich bilden wollte, galt als unnormal und eben beinahe schon verrückt. Was heute für uns normal ist, ist es in diesem packenden Roman nicht. Es beweist uns nur, dass ohne einige tapfere Frauen, die sich dennoch zu behaupten versuchten, wir heute nicht an dem Punkt stünden, an dem wir stehen. Ich finde, wir sollten den damaligen Opfern Respekt zollen und nicht vergessen, was wir sind und unsere Chance nutzen das zu tun, was wir tun wollen, denn heute haben wir die Möglichkeiten dazu.
Ich empfehle diesen Jugendroman weiter, weil ich ihn sehr gerne gelesen habe, er gut geschrieben ist und eine magische Geschichte bereithält, die lehrreich, spannend, intensiv und prickelnd sein kann.

*Info: dtv*

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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 3. Januar 2011