Blutrote Lilien

Autorin: Kathleen Weise

Buchcover

Ein historischer Roman über Frankreich… Schnell denkt man da an Ludwig XIV oder an die französische Revolution. Kathleen Weise überrascht in ihrem Roman „Blutrote Lilien“ jedoch mit einem ganz anderen Aspekt der französischen Geschichte, welcher in der Schule meist nur am Rande gestreift wird, und der dennoch nicht weniger interessant ist, als die altbekannten Themen: Seit Jahrzehnten bekämpfen sich französische Katholiken und ihre protestantischen Landsleuten, die Hugenotten. 1598 erlässt Henri IV. zwar das Edikt von Nantes, welches allen Hugenotten religiöse Toleranz verspricht, doch die Konflikte wollen einfach nicht zum Erliegen kommen. Besonders am Pariser Königshof beargwöhnen sich die beiden Konfessionen misstrauisch und kämpfen um die Macht von Henri IV. und dessen Frau Maria de Medici. Neben diesen Machtkämpfen stehen jedoch auch Klatsch, Bälle und Heiratspolitik auf der Tagesordnung.

Mitten hinein in diesen Brodeltopf gerät nun Charlotte de Monmorency. Voller Vorfreude reist sie nach Paris um den Marquis de Bassompierre zu heiraten. Leider erweist sich dieser Schuft, und so weigert sich Charlotte dem Willen ihres Vaters zu gehorchen und ihrem untreuen Verlobten zu vergeben. Auch in anderen Dingen entspricht die junge Heldin so gar nicht dem unterwürfigen Frauenbild der damaligen Zeit. Sie hat ihren eigenen Willen, immer eine schlagfertige Antwort parat, liebt Literatur und ihren Falken Mars, besteht darauf, dass Manon, ihre Zofe ordentlich versorgt wird und weigert sich, die Freundschaft zu Sophie aufzugeben, nur weil diese Hugenottin ist. Ach, und natürlich ist sie wunderschön. Kurz gesagt: Charlotte ist die vollkommene Heldin.

Nur leider ist es etwas unglaubwürdig, dass eine gerade mal 15-jährige bereits einen so „gereiften“ Charakter hat, zumal alle andere Damen am Hof das genau Gegenteil von ihr sind, sie lästern pausenlos, sind intrigant und hohl. Auch entsprechen Charlottes Gedanken nicht so ganz dem Eindruck von der schlauen Heldin, den die Autorin vermitteln will. Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Irgendetwas an ihm zog mich nahezu magisch an, dabei tat er nichts weiter, als mich anzusehen. Leicht bekannt kommt mir eine solch hölzerne Formulierung vor und zwar aus einem X-beliebigen kitschigen Frauenroman…

Hat man sich jedoch erst einmal an solch abgedroschene Phrasen und an die Vollkommenheit der Heldin gewöhnt, macht das Lesen richtig Spaß. Zum einen ist da der historische Hintergrund. Was man im Geschichtsunterricht gelernt hat, kann man hier direkt miterleben. Zum anderen sorgt Charlottes Schlagfertigkeit (über die ich grad, zugegebenermaßen, noch gemeckert habe…) immer wieder für lustige Situationen. Mit ihrer direkten Art macht Charlotte den gesamten Hof auf sich aufmerksam. Schnell hat die Heldin einen Menge Feinde, die die außergewöhnliche Dame auf schnellstem Weg loswerden wollen. Auch für spannende Momente ist somit gesorgt. Allzu viele Sorgen muss man sich allerdings nicht machen, die weit aus größere Schar an Bewunderern ist gerne bereit ihr zu helfen. Zu diesen zählen sich sogar der König und ein eigenwilliger Prinz, die beiden sollten das perfekte Bild von der Heldin ebenfalls perfekt ergänzen können. 

*Erschienen bei Planet Girl*

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Autorin / Autor: schokobroetchen - Stand: 30. Dezember 2010