Rechte Gewalt
Untersuchungen, die sich mit rechtsextremen Aktivitäten befassen, kommen in der Regel zu dem Ergebnis, dass Frauen weniger aktiv im Rechtsextremismus sind.
Das liegt unter anderem daran, dass oft nur auf die Präsenz von Frauen in der Öffentlichkeit, bei Organisationen und bei Wahlen geschaut wird. Innerhalb dieser Formen sind Männer die aktiven. Wichtig ist aber, die Alltagsorientierungen zu berücksichtigen. Es muss der *untergründige Faschismus* (z.B. Gewaltausübung delegieren, subtile und indirekte Gewaltformen einsetzen wie Ignorieren, Ausschliessen, Zurückweisen) miteinbezogen werden:
„denn Rückzug ins Private und Schweigen sind der traditionellen (weiblichen) Rolle ebenso adäquat wie Gewaltbereitschaft der männlichen.“ (Bitzan/Hans).
In der jüngeren Generation nimmt die Gewaltbereitschaft der Mädchen jedoch offensichtlich zu, das gilt vor allem in der *Skinhead-Szene*. Deshalb dürfen Frauen/Mädchen bei den weiteren Beobachtungen nicht ausgeblendet werden. Denn offensichtlich haben sie ein eigenes Interesse an Macht, Unterwerfung und Gewalt.
Wieso wird ein Mädchen rechtsextrem?
"Orientierungsverlust und soziale Defizite"?
Die gerne angeführten Gründe für Rechtsorientierung „Orientierungsverlust und soziale Defizite“ werden von vielen AutorInnen bezweifelt, denn die deutsche Geschichte zeigt, dass auch verbindliche Orientierungen und Einbindung in Familie, Milieu und Verbände faschistische Orientierungen nicht verhindern. Außerdem dient eine solche Begründung erst mal der TäterInnenentlastung.
*Rassistische Logik*
Rechtsextreme Frauen geben oft als Motiv für ihre rassistischen Einstellungen an, sie hätten Angst vor sexuellen Übergriffen durch ausländische Männer. Die rassistische Logik dahinter: die Bedrohung durch weiße deutsche Männer wird ausgeblendet und auf die „Fremden“ übertragen.
*Hausfrau und Mutter*
Einige Autorinnen vermuten, dass die traditionelle Hausfrauen- und Mutterrolle für junge Frauen wieder an Attraktivität gewinnt. Und da würden rechte Gruppierungen „eine ideologische Aufwertung und eine weniger leistungsabhängige Akzeptanz des Frauendaseins“ anbieten. Frauen an den Herd, Frauen als Mütter – das war auch die Propaganda der NS-Zeit.
*Über den Freund in rechte Kreise?*
Eine These aus der Wahlforschung geht davon aus, dass Frauen männliche Impulse nachahmen, indem sie z.B. über Männer in rechte Kreise kommen. Andererseits ist in den letzten Jahren zu beobachten, dass Mädchen/Frauen immer häufiger eigenständig den Einstieg in die rechte Szene finden.
*Die Clique*
Als weitere Motive, sich einer rechtsextremen Gruppierung anzuschließen, werden auch Gruppenzugehörigkeitsgefühl/ Abgrenzungswunsch zum Elternhaus genannt so wie z.B. der besondere Reiz durch die rechte Skinheadkultur durch das halb- bzw. illegale Milieu.
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Autorin / Autor: Claudia Honecker - Stand: 24. September 2001