Frauen wählen "Frauenberufe"
Schlecht bezahlte, mit wenig Aufstiegschancen versehene Berufe stehen weiterhin hoch im Kurs - warum?
Was soll nur aus mir werden?
Diese Frage stellt sich fast jede, deren Schulzeit sich langsam, aber unaufhaltsam dem Ende nähert. Die wenigsten haben schon klar vor Augen, wo sie ihren beruflichen Weg beginnen wollen. Auch wenn es nicht immer eine Entscheidung fürs ganze Leben ist, ist es doch die entscheidene Weichenstellung für die berufliche Zukunft. Das macht die Sache auch nicht einfacher, der Druck wird um so größer je näher die Abschlussfeier rückt ...
Der Markt der Möglichkeiten
Frauen können heute (zumindestens theoretisch) unter nahezu allen Berufen wählen. Kürzlich erst ist eine der letzten Männerbastionen gefallen: Frauen werden jetzt auch Soldatinnen. In vielen männerdominierten Berufsfeldern ist eher Köpfchen als Muskelkraft gefragt. Frauen können Pilotin, Lokführerin, Industrieelektronikerin, Kapitänin oder Kraftfahrzeugmechanikerin werden. Das alte Argument, dass Frauen zu schwach sind, um in einem "Männerberuf" zu arbeiten, zieht schon lange nicht mehr.
...noch mehr Möglichkeiten
Hinzu kommt, dass sich mit dem Wandel zur Informationsgesellschaft eine Menge neuer Berufe und Optionen für junge Frauen auftun. Politiker werben zusammen mit der Wirtschaft um die Gunst der Berufsanfängerinnen. Damit die IT-Branche weiterhin floriert, sind die Unternehmen auf die Mitarbeit von qualifizierten Frauen angewiesen, und diese wollen sie - besser heute als morgen - zu Fachfrauen ausbilden. So werden die sogenannten neuen oder zukunftsorientierten Berufe, wie MediengestalterIn, IT-ManagerIn, WebdesignerIn, FachinformatikerIn, IT-Systemkauffrau oder InformationselektronikerIn, kräftig beworben. Mit diversen Kampagnen und Schnupperstudiengängen versucht man, junge Frauen für die Ingenieurswissenschaften und andere technische Berufe zu begeistern. Aber von all den Bemühungen auf der politischen und wirtschaftlichen Ebene scheint die Mehrheit der Berufsanfängerinnen völlig unbeeindruckt.
In der Praxis wählen sich junge Frauen ihren Beruf jedoch immer noch in einem sehr überschaubaren Rahmen und in Übereinkunft mit traditionellen Rollenbildern aus.
Autorin / Autor: Marion Brüggemann - Stand: 8. Mai 2001