Abzocke mit Nebenjobs - Teil 2
Besser als Babysitterin, GartenhelferIn und Inventurhilfe arbeiten als sich auf dubiose Anzeigen einzulassen
Abzocke III: Die Zwischenhändler-Masche
Es gibt aber noch andere Tricks, euch bei der Jobsuche das Geld aus der Tasche zu ziehen. So genannte Strukturvertriebe haben es nicht nur auf euch, sondern auch auf eure Freunde abgesehen. Die Masche: Man wird „freier Mitarbeiter" einer Firma und muss einen größeren Posten eines bestimmten Produktes kaufen (Schlankheitspulver, Kosmetikprodukte, Haushaltsgeräte etc.), den man mit Gewinn weiterverkaufen soll. Ihr werdet sozusagen Zwischenhändler. Damit das Zeug nicht ewig bei euch in der Bude herumsteht, fangt ihr an (ihr habt ja keinen Laden), die Produkte an eure Freunde und Verwandte zu verkaufen. Die sind dann innerhalb kürzester Zeit genervt, weil ihr ihnen immer etwas andrehen wollt.
Noch schlimmer wird es, wenn es sich um ein Multi-Level-Marketing (= mehrstufiges) System handelt. Dabei werden euch saftige Provisionen angeboten, wenn ihr eurerseits neue Verkäufer rekrutiert. Ihr sollt also selbst Leute bequatschen, sich die Wohnung mit Energy-Drinks oder billiger Kosmetik, die sich nicht verkaufen lässt, zuzustellen, damit ihr eure Provision bekommt. Diese Vertriebsmethoden werden oft in Seminaren und Schulungen in einer Atmosphäre propagiert, die an Sekten oder Psychogruppen erinnert.
Ganz sauber im strafrechtlichen Sinne sind Strukturvertriebe oder das Multi-Level-Marketing auch nicht immer: In vielen Fällen ermittelt bereits die Kriminalpolizei.
Abzocke IV: Die Heimarbeits-Masche
Ein anderer übler Trick erinnert am Anfang an das, was man sich klassischerweise unter Heimarbeit vorstellt: Kugelschreiber zusammenschrauben, Briefe eintüten, irgend etwas verpacken. Bei manchen "Jobanbietern" muss man die Einzelteile allerdings vorher kaufen, zurückgekauft werden dann die fertigen Sachen. Nur: Wenn ihr dann fertig seid, gibt es die Firma gar nicht mehr oder man verweigert den Rückkauf der mühsam zusammengebastelten Waren, weil ihr angeblich etwas falsch gemacht habt. Pech gehabt...
Grundsätzlich solltet ihr misstrauisch sein, wenn
- nicht gesagt wird, um welche Arbeit oder Tätigkeit es sich handelt,
- mit unrealistisch hohen Verdienstmöglichkeiten geworben wird,
- kein Firmenname und keine Adresse genannt werden,
- ihr damit geködert werdet, „Gebietsdirektor" o.ä. zu werden,
- ihr „Schweigeerklärungen" unterschreiben sollt.
Was man außerdem beachten sollte
Niemals (NIEMALS!) solltet ihr im Voraus Geld für eine Geschäftsidee oder Ähnliches zahlen. Egal, ob die angeblich wertvollen und erfolgversprechenden Informationen als Brief, auf CD-Rom, als Seminar oder in Buchform angeboten werden: Finger weg! Man sollte aufpassen, dass man keine teuren 0190- oder 0900-Nummern wählt. Meist erfährt man dort wenig über lukrative Jobs und bekommt statt dessen nur eine dicke Telefonrechnung. Auch wenn man die Sachen, mit denen man Geld verdienen soll, erst einmal selbst kaufen muss, ist höchste Vorsicht geboten. Überlegt euch gut, wie lange ihr ackern müsst, um eure Investitionen wieder reinzuholen. Und was ihr macht, wenn ihr die Waren vielleicht gar nicht loswerdet! Schneeballsysteme meiden! Ihr solltet nicht Geld damit verdienen, dass ihr eure Freunde und Verwandte ausnutzt, indem ihr sie in dubiose Geschäftsideen mit reinzieht, um selbst an eine Provision zu kommen. Bei Geld hört die Freundschaft oft auf. Die besten Adressen für die Jobsuche sind immer noch das Arbeitsamt, private Anzeigen in der Zeitung und persönliche Kontakte. Streut einfach mal bei Nachbarn und Verwandten, dass ihr einen Nebenjob sucht, und ihr werdet überrascht sein, wie viele Babysitter, Gartenhelfer und Inventurhilfen in Geschäften gesucht werden!
Dieser Artikel wurde uns von "checked4you", dem Jugendmagazin der Verbraucher-Zentralen NRW, zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Autorin / Autor: checked4you.de - Stand: 19. Juli 2004