Außer Kontrolle?
Nach weiteren Problemen steigt die Wahrscheinlichkeit für atomare Verseuchung- Merkel reagiert mit Kehrtwende in der Energiepolitik
Die Katastrophe in Japan spitzt sich zu. Eine weitere Explosion in Block 2 des japanischen Schicksalskraftwerks Fukushima sowie ein Brand in Block 4, in dem offenbar auch verbrauchte Brennelemente aufbewahrt werden, machen eine Atomkatastrophe immer wahrscheinlicher. Auch aus den Blöcken 5 und 6 werden mittlerweile Probleme mit erhöhten Temperaturen gemeldet.
Berichten zufolge ist in einem der Reaktoren der Sicherheitsbehälter bereits beschädigt, so dass größere Mengen radioaktives Material in die Umwelt gelangen. Verlässliche Aussagen gibt es darüber aber noch nicht. Allerdings warnte jetzt auch die japanische Regierung erstmals vor einer Gesundheitsgefährdung, was den Verdacht nährt, dass die Lage alles andere als unter Kontrolle ist.
In Tokio soll aber bereits eine höhere Strahlung gemessen worden sein und Menschen in der Umgebung des Kraftwerks wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Ausgerechnet jetzt dreht auch der Wind, so dass austretende Radioaktivität in Richtung Tokio gelangen könnte.
Experten weltweit befürchten nun die größte Umweltkatastrophe, die die Menschheit je erlebt hat.
Auch in Deutschland schlägt die Katastrophe Wellen. Kanzlerin Merkel reagierte mit einer Kehrtwende in der Energiepolitik auf die dramatische Entwicklung und verkündete ein Moratorium für die Laufzeitverlängerung. Das bedeutet, dass der Beschluss, die Laufzeit der Atomkraftwerke zu verlängern, in den kommenden drei Monaten außer Kraft gesetzt wird und in dieser Zeit beraten werden soll, ob es dabei bleibt oder nicht. Auch wenn KritikerInnen der Kanzlerin vorwerfen, nur aus Wahlkampfgründen zu taktieren, mehren sich die Zeichen, dass der Ausstieg aus der Atomenergie nun möglicherweise doch schneller kommt als gedacht. Medien titeln bereits mit dem "Ende des Atomzeitalters" (Spiegel) und allerorts kommt es zu spontanen Demonstrationen gegen Atomkraftwerke.
Auch in anderen Ländern schwindet die Euphorie für die Atomenergie. Allerdings sind die Reaktionen weitaus verhaltener als in Deutschland. Viele Länder - etwa China, Italien oder Polen - wollen an ihrem Einstieg, Wiedereinstieg oder dem Ausbau der Kernenergie festhalten.
Stand: 15. März 2011