Detlef D! Soost verbreitet Kasernenhofatmosphäre. Das ist seine Art. Und ein bißchen Show.
*delfin13:* Bei Popstars fällt ja Detlefs Verhalten schon ziemlich auf. Wenn ich mir jetzt vorstelle ich würde von D! so angeschrieen werden. Ich weiß nicht, wie ich mich da verhalten würde. Was war das für ein Gefühl?
*Sascha:* Ganz ehrlich, manchmal hat es mich voll angekotzt, dass er mich so angemacht hat. Es gab da auch eine Szene, wo wir richtig aneinander gekracht sind und wo wir beide dann die Schnauze voneinander voll hatten. Detlef will einfach nur das Beste von einem, hat dann aber irgendwie eine komische Art das rüberzubringen. Er ist ziemlich hart, direkt und vor allem laut. Da haben manche einfach Angst vor. Ich hatte nie Angst und hab oft gedacht, lass mich doch einfach mal in Ruhe und mein eigenes Ding machen. Letztendlich hat er schon immer Recht gehabt. Wenn er mich nicht so oft in den Hintern getreten hätte, wäre ich wahrscheinlich jetzt nicht in der Band. Allein schon von der Performance hab ich mich so krass gesteigert. Einmal durch die Arbeit mit ihm, aber auch durch die Arbeit mit July, einer Tänzerin von Detlef, die auch als Coach mit dabei war. Da muss ich dann schon danke sagen, ohne ihren Ansporn hätte ich das nicht so hinbekommen.
*delfin13:* Meinst du nicht, dass man das auch hätte anders rüberbringen können? Oder ist das einfach seine Art?
*Sascha:* Das ist einfach seine Art und ich bin diese Art vom Militär noch gewohnt und konnte von daher ganz gut damit umgehen. Das hat mich immer wieder an meine Bundeswehrzeit erinnert und war dann manchmal schon ganz lustig. Meiner Meinung nach passt es. Er bringt die Leute dann schon dazu, dass sie es schaffen.
*delfin13:* Das ist auf jeden Fall positiv. Ohne Detlefs Arbeit wäre Popstars nicht das was es ist.
*Sascha:* Ganz genau. Man darf nicht vergessen, dass immer ein bisschen Show dabei ist. Wenn er jetzt im Fernsehen sagen würde: "Ach Sascha, jetzt zeig doch mal ein bisschen mehr und jetzt sei doch nicht so steif." dann wäre das auch langweilig und die Zuschauer würden nach fünf Minuten wegschalten.
*delfin13:* Das stimmt, aber ich glaub auch, dass es im Fernsehen durch den Schnitt auch noch ganz anders wirkt.
*Sascha:* Man muss auch sagen, dass im Fernsehen nur das ganz Krasse reingeschnitten wird. Szenen, wie wenn ich mich nach dem Training hinter den Kulissen mit D unterhalte und er sagt "Hey Sascha, war doch super was du gemacht hast. Das vorhin hab ich nicht so gemeint und ich will nur dein Bestes", sieht man im Fernsehen nicht. Man kann leider auch nicht alles zeigen. Seine Art ist im großen und ganzen OK. Manchmal ist es vielleicht ein bisschen "to much" was aber auch von der Person abhängt. Ich selbst mach das ohne Probleme mit, einer der nervlich schwächer ist, bricht vielleicht zusammen. Meiner Meinung nach kann D das aber schon ganz gut anpassen.
*delfin13:* Ich hab auch noch eine Frage zu eurem Album, welches ja seit Dezember im Handel ist. Auf ihm sind ja ganz viele unterschiedliche Musikstile zu hören. Hat das einen besonderen Grund oder wurde es einfach so?
*Sascha:* Das Album Elevator ist ja das erste, das wir als Band rausgebracht haben. Da ist es natürlich wichtig, dass wir uns erstmal selbst finden und um sich zu finden muss man verschiedene Stile ausprobieren. Das ist sicherlich einer der Gründe. Wenn wir mit dem zweiten Album anfangen, werden wir sehen, wie wir uns weiter entwickeln. Jetzt kommt erstmal die zweite Single und dann müssen wir schauen, wie wir das 2. Album machen, ob und wie wir unseren Musikstil ändern.
*delfin13:* Kann man Elevator dann euer "Musikstilfindungsalbum" nennen?
*Sascha:* Na gut, das Album an sich ist unser Musikstil. Die Musik, die drauf ist gefällt uns allen sehr gut. Der eine Titel mehr, der andere weniger. Aber das alles ist unser Stil, unsere Persönlichkeit. Wir als Band sind zufrieden mit dem Album.
*delfin13:* Wie sieht es mit der Zufriedenheit bezüglich des Erfolgs eures Albums und der ersten Single? Da wart ihr ja nicht so erfolgreich wie die bisherigen Popstars Sieger. Wie siehst du eure Zukunft mit der Band auch bezüglich des Erfolgs?
*Sascha:* Ich muss erst mal sagen, dass die Single und Album schon erfolgreich waren, nur nicht so erfolgreich wie zum Beispiel bei Bro'Sis. Wir hatten auch ganz andere Bedingungen. Einmal hatte die Staffel weniger Zuschauer wie die vorherigen, da sie über ein halbes Jahr lief. Zum anderen haben wir die Single und das Album gleichzeitig veröffentlicht und nicht wie anderen nacheinander. Da teilen sich die Käufer auf, da ihnen eine Entscheidungsmöglichkeit geboten wird. Mitgespielt hat sicher auch das Weihnachtsgeschäft. Dort hatten wir sehr krasse Konkurrenz wie Timbaland mit „Apologize“. Im Weihnachtsgeschäft wird auch ganz andere Musik gewünscht. Meiner Meinung nach war es ein schlechter Zeitpunkt, aber wir hatten keine andere Wahl. Irgendwie mussten wir rauskommen. Auch wollten wir die Fans nicht warten lassen.
Mit der Single haben wir immerhin Platz Sieben in den Top Ten erreicht - das muss man erst mal schaffen. Mit unserem Album haben wir schon über 70 000 verkaufte Tonträger und in Österreich haben wir Gold. Das ist schon ein Erfolg, vor allem wenn man sieht, wie krass die Umsätze im letzen Jahr in der Musikbranche eingebrochen sind. Mittlerweile ist es fast unmöglich damit Geld zuverdienen. Was das angeht läuft es für uns echt gut, besonders wenn man bedenkt, dass wir ein deutscher Akt sind. Wenn du mal schaust, wie viele deutsche Akts sind in den Top Ten vertreten? Zurzeit relativ wenige. Fast alles kommt aus den Staaten. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Erfolg. Erstmal schauen wir wie „Naughty but Nice“ läuft. Vielleicht läuft es sogar besser. Aber wenn nicht sind wir auch zufrieden. Unser Ziel ist es nicht, drei Nummer-Eins-Hits zu produzieren und danach sich zu verabschieden. Wir wollen langfristig Erfolg haben, schon so fünf bis sechs Jahre. Fünf Jahre „nur“ Nummer Sieben zu erreichen ist besser als zwei, drei Nummer-Eins-Hits.
*delfin13:* Ihr wollt also kein „One Hit Wonder“ sein? Ihr arbeitet schon auf eine längere Zeit als Band hin?
*Sascha:* Keiner von uns plant eine Solokarriere oder will aussteigen. Wir sind uns einig, dass wir lange bestehen möchten und hoffen, dass das klappt. Selbst mit einer Nummer 30 würden wir nicht aufhören und unsere Auftritte machen. Wir sind eine Band, die vor allem live auftritt. Das ist das, was wir so sehr lieben. Wir versuchen auf jeder Show live zu singen, auch wenn ein Veranstalter sagt, das wäre viel zu kompliziert mit vier Mikrophonen, Soundcheck und so. Meistens bestehen wir darauf, dass wir live auftreten wollen. Live aufzutreten macht auch viel mehr Spaß. Wir wissen, dass wir es können und wollen auch zeigen, dass wir es drauf haben. Die Leute, die an uns zweifeln sollen von unserem Können überzeugt werden.
Wir versuchen auch bodenständig zu bleiben und uns nichts vorzumachen. Musik ist ein eiskaltes Geschäft und wir versuchen so lange mit möglich mitzuschwimmen.
*delfin13:* Vielen Dank für Interview.
Autorin / Autor: Sascha, Delfin13 - Stand: 25. Februar 2008