Glücksklee und Schwarzer Kater - Teil 3

Wo ist die Grenze zwischen Aberglaube, Glaube, Irrglaube?

Was als Glaube, Aberglaube oder Irrglaube definiert wird, hängt immer von der Perspektive derjenigen ab, die die Macht haben zu definieren. Einige behaupten, Aberglaube seien Bräuche, die die "normalen" religiösen Verhaltensweisen übersteigen, weil diese den Menschen nicht ausreichen. Das was bei einer solchen Definition natürlich passieren kann ist, dass alles, was nicht den eigenen religiösen Ritualen entspricht, zum Aberglauben abgestempelt wird. Im Prinzip kann also jede Religion einen fremden Glauben für "Aberglauben" halten oder aber auch selbst dafür gehalten werden. Woran die einen fest glauben ist für die anderen nur Hokuspokus. Zum Beispiel die Wahrsagerei. WissenschaftlerInnen behaupten, dass ihr Wissen über unsere Zukunft nichts als Täuschung sei, weil die WahrsagerInnen an der Kleidung und an den Reaktionen schon viel über die betreffende Person ablesen könnten. Muskelzuckungen, minimale Kopf- und Augenbewegungen, Mimik und Gestik seien für die Wahrsagerin eine wertvolle Informationsquelle. Also alles nur Menschenkenntnis?? Einen ähnlichen Glaubensstreit gibt es bei der Astrologie. Während die einen sie als "Pseudowissenschaft", als längst widerlegten Aberglauben abstempeln, ist sie für andere sehr wohl eine Wissenschaft.

Dreams and more

Nehmen wir das Beispiel Träume: Niemand kann direkt in die Traumwelten anderer hinein sehen. Ihr könnt sie zwar erzählen, aber euer Gegenüber kann sie nicht miterleben, weil sie für sie oder ihn ja nicht existieren. Traumdeutungen behielten trotz der Erfolge von Sigmund Freud und anderen Psychoanalytikern lange den Hauch des Mystischen. Ob Träume eine Bedeutung haben, blieb eine Glaubensfrage. Erst in jüngster Zeit hat die Wissenschaft einen Zugang zur inneren Welt unserer Phantasien gefunden, und sie belegt, dass Träume sehr wohl eine wichtige Funktion auch für das reale Erleben haben und unsere Erkenntniswelt bereichern können. So ist's auch mit der psychologischen Wirkung von Aberglauben. Es scheint zu funktionieren wie bei Placebos, den Medikamenten ohne Wirkstoff: Gerade bei SchmerzpatientInnen und psychisch kranken Menschen zeigen die Behandlungen mit Scheinmedikamenten fast die gleichen positiven Wirkungen wie echte Arzneimittel: sie lindern Schmerzen und machen glücklich - und das kann sogar an chemischen Reaktionen (der Dopaminausschüttung) im Gehirn nachgewiesen werden.

Seffulfilling Prophecy

Die Psychologie hat einen Begriff, der sehr gut die Wirkung des Aberglaubens umschreibt: Seffulfilling Prophecy - eine sich selbst bestätigende Vorhersage. Wenn eine Person von einer bestimmten Sache glaubt, dass sie wahr ist und eintreten wird, trägt sie durch ihre Handlung und ihr Verhalten dazu bei, dass diese Prophezeiung auch eintritt. Das heißt, wenn ihr daran glaubt, dass euch die Kette mit dem blauen Stein vor Unglück schützt, dann werdet ihr mit mehr Vertrauen und Zuversicht in den Tag gehen und euch werden die positiven Dinge möglicherweise mehr auffallen als die negativen. Umgekehrt natürlich auch, wenn ihr an die Geschichte von der Unglück bringenden schwarzen Katze glaubt, die euch von links über den Weg läuft, werdet ihr irgendeine misslungene Situation genau darauf zurückführen und ihr auch mehr Bedeutung beimessen.

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Autorin / Autor: ~rosi~ - Stand: 25. April 2003