Einsendung zum Schreibwettbewerb Dr. Futura im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung
Die Konferenz ist seit einer halben Stunde vorbei. Nun saßen wir alle in einem großen Feiersaal, der extra zu diesem Anlass gemietet wurde. Umgeben von Luftballons, auf denen „Auf die Gesundheit!“ stand, bunten Papierschlangen, die elegant dekoriert von der Decke hingen und einigen großen Büffettischen, die gesunde (und trotzdem sättigende) Speise anboten, waren wir alle sehr froh, nicht mehr im stickigen Konferenzraum der AMN („Abteilung für Medizinische Neuheiten“) hocken zu müssen. Um die letzten Kleinigkeiten zu klären und den Vertrag aufzusetzen, wurden alle weggeschickt. Doch schon in fünf Minuten werden uns der Chefarzt der AMN, Herr Kruppe und der wundervolle Herr Siecke, unser neuer (und sehr reicher) Investor, die Entscheidung verkünden. Hierbei geht es nicht darum, ob wir in der Abteilung mehr Personal benötigen (obwohl ich als Assistenzärztin öfters mal mitkriege, dass hier und da ein Pfleger oder ein Forscher fehlt) oder, ob man neue Instrumente für den chirurgischen Teil unserer Arbeit anschaffen sollte. Es geht um weit mehr, … es geht darum die Geschichte der Medizin neu zu schreiben, wie es mit der Entdeckung des Penicillin geschehen war. Wir werden ein ganz neues Kapitel aufschlagen und unter diesem Kapitel wird sich einiges für die Menschheit ändern.
„Meine Damen und Herren! Meine Damen und Herren!“, Herr Kruppe war unbemerkt auf die Bühne getreten. Nun drehten sich alle zu dem Podest mit dem Mikrophon, wo er und auch Herr Siecke sich befanden. „Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Herr Siecke, unser neuer Investor, und meine Wenigkeit, wir haben uns auf eine Entscheidung geeinigt, bei der ich die Ehre habe, sie unserer Institution, der AMN, zu verkünden. Liebe Kollegen, wir haben entschieden unsere Forschungsabteilung zu erweitern, aber somit natürlich auch die chirurgische und Pflegeabteilung. Sie dürfen die Sektgläser heben, denn nun nachdem wir die Demenz und den Alzheimer geheilt haben, werden wir auch versuchen den Krebs und den HI-Virus zu bezwingen.“, es brach ein lautes Händeklatschen und Freudenjaulen aus, die lächelten, nur ich noch nicht. Herr Kruppe sprach weiter nachdem alle sich etwas beruhigt hatten: „Ja, Kollegen. Und das haben wir allein unserem neuen Freund und Investor Herrn Siecke zu verdanken! Nun möchte auch er noch ein paar Worte an euch richten!“. Herr Kruppe wollte gerade vom Mikrophon wegtreten. „Warten Sie!“, nicht mal 5 Sekunden nachdem die Worte aus meinem Mund waren, starrten mich alle an. Herr Kruppe kehrte etwas verärgert und doch neugierig zurück zum Mikrophon: „Ja, bitte, Fräulein?“
„Mit welcher Krebsart beginnen wir? Und werden alle Krebsarten studiert und abgearbeitet?“. Unser Chef fing an zu lachen: „Oh, Liebes. Hätten sie sich nur ein wenig geduldet, dann hätte Herr Siecke diese Frage schon längst beantwortet.“ Mit diesen Worten gab er das Mikrophon an den Investor ab und ich wurde rot.
„Guten Abend, liebe Mitglieder der AMN. Ich möchte ihnen mitteilen, dass ich sehr erfreut bin über unsere zukünftige Zusammenarbeit! Ich denke durch unsere Verbindung werden wir die Welt in den nächsten Jahren schon um einiges gesünder machen!“, darauf gab es wieder Jubelschreie. „Aber um die gute Frau nicht auf die Folter zu spannen“, als ich merkte, dass er mich meinte, wurde ich wieder angestarrt und rot, „erkläre ich ihnen nun den Ablauf der der nächsten Studien. Es bleibt im Allgemeinen wie vorher: Die Forscher untersuchen die Krankheit und entwickeln ein Heilmittel, die Chirurgen verabreichen es einer Reihe von Patienten und diese Patienten werden nach der Operation von dem Pflegepersonal versorgt und beobachtet. Der einzige Unterschied zum vorherigen Vorgehen: Es werden zwei Studien gleichzeitig geführt. Herr Kruppe und ich haben uns darauf geeinigt, dass wir mit dem Krebs beginnen, mit dem Lungen- und dem-“, ich lief raus aus dem Festsaal. Vielleicht war das ein Fehler. So habe ich nicht mitbekommen, welche weitere Krebsart behandelt wird, wie lange die Studien dauern werden und wie der ganze weitere Plan aussieht. Außerdem konnte ich mich so nicht mehr für die vorherige, echt peinliche Störung entschuldigen… aber ich musste weg. Ich stieg, voller Tränen in den Augen, in meinen Wagen und fuhr über die Autobahn nach Hause. Es war eine lange, durchgeheulte Fahrt (,obwohl ich nur eine halbe Stunde gefahren bin), doch Hauptsache war, dass ich am Ende heil angekommen bin und durch meine tränennassen Augen noch die Haustür gefunden habe. Ich rannte hinauf zu einem der Schlafzimmer und kniete mich vor das Bett. „Es wird eine Studie geben, sie werden ein Heilmittel finden… du wirst gesund!“, rief ich schluchzend und auch meiner Mutter rann unter den Beatmungsgeräten und ihrem Schmunzeln eine Träne über die Wange.