Urban legends - Moderne Märchen
Dass sich Gerüchte wie ein Lauffeuer verbreiten können, ist nichts Neues. Neu ist aber die Geschwindigkeit und die flächendeckende Verbreitung, die über das Medium Internet erreicht werden kann. Die Buschtrommeln haben ausgedient...
Die Spinne in der Yucca-Palme...
Kennt ihr jemanden, der jemand kennt, der eine Schwester hat, die einen Hühnerkopf in den MacDonalds Chicken-Wings gefunden hat? Jemanden, dem wahlweise beim Gießen der Yucca-Palme oder beim Öffnen einer Banane eine tropische Giftspinne entgegengekrabbelt ist? Jemand, der in einem chinesischen Restaurant Wasser für seinen Hund wollte und eben denselben kurz darauf serviert bekam?
Urban legends....
... oder "moderne Märchen" nennt man diese Geschichten, die jeder kennt und die jeder so erzählt, als seien sie einem selbst, einem direkten (oder entfernten) Bekannten passiert. Die weite Verbreitung dieser Geschichten ist dabei ein echtes Phänomen. Stöbert man in den Büchern von R.W. Brednich, der zahlreiche dieser "urban legends" gesammelt hat, staunt man, wie viele Geschichten man findet, die man schon aus angeblich "erster oder zweiter Hand" vom Nachbarn oder der besten Freundin gehört hat. In den USA - wo sonst - ist die Erforschung dieser modernen Märchen bereits ein eigenes Wissenschaftsgebiet.
Lügenmails und co.
Auch im Internet treiben solche modernen Märchen ihr Unwesen, z.B. in Form von Kettenmails, in denen die haarsträubensten Meldungen über Asbest in Tampons oder über Bonsai-Katzen in Flaschen kursieren. Vor allem nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York lief die Internet-Gerüchteküche auf Hochtouren. Die Bilder von jubelnden Palästinensern sollten laut einer Kettenmail schon Jahre alt gewesen sein - ein Gerücht, das sich nicht bewahrheitete. Auch die kruden Verschwörungstheorien über geheime Botschaften in der Flugnummer der Unglücksflugzeuge vom 11. September sind ein schlechter Scherz. Es ist immer wieder erstaunlich, wie bereitwillig die InternetnutzerInnen jede noch so abstruse Behauptung glauben, nur weil sie es schwarz auf weiß gelesen haben oder weil sie das von jemanden haben, dem sie vertrauen, weil der sich "echt auskennt".
Hoaxes - nichts als Schabernack
In die gleiche Kategorie gehören die sogenannten "Hoaxes" (engl. hoax: Scherz, Schabernack). Hoaxes sind E-Mails, die vor Gefahren durch angebliche Viren warnen. Diese Viren existieren in der Regel überhaupt nicht. Oft wird auch vor möglichen Schäden gewarnt, die technisch gar nicht möglich sind, z.B. die Zerstörung von Hardware durch einen Virus. Ein gefälschter Absender (meist eine namhafte Firma) soll die Glaubwürdigkeit des Hoaxes verstärken, auf der echten Homepage der entsprechenden Firma sucht man die Meldung allerdings vergeblich.
Der Hoax ist der Schaden selbst!
Meist werdet ihr in diesen falschen Virenwarnungen aufgefordert, die Meldung an möglichst viele Personen weiterzuschicken. Indem ihr diese Anweisung befolgt, richtet ihr überhaupt erst einen Schaden an, anstatt ihm vorzubeugen. Wenn nämlich alle Empfänger diese E-Mails an alle ihnen bekannten Adressen weiterleiten, kommt es zu einer überflüssigen Belastung der Datenwege im Internet. So mancher E-Mail-Server ist aufgrund sinnloser Hoaxes in die Knie gegangen. Zudem erschreckt man damit Leute, die sich nicht auskennen und geht denen auf die Nerven, die wissen, dass es sich nur um einen Hoax handelt.