„Ich möchte anderen Mädchen zeigen, dass auch ein technisch orientierter Beruf das richtige für ein Mädchen sein kann.“
Interview mit der Botschafterin Saskia Lux, Auszubildende bei der Firma Weidmüller
Die 18-jährige Saskia Lux macht seit 2010 eine Ausbildung zur Technischen Zeichnerin bei der Firma Weidmüller in Detmold. In diesem Interview erzählt sie, warum sie für MINTrelation zur Botschafterin wurde.
*Du engagierst dich im Projekt MINTrelation und bringst interessierten Schülerinnen deine Arbeit näher. Was ist deine Motivation dabei?*
Mich motiviert besonders, dass ich so viel Spaß an meinem Beruf habe. Ich möchte anderen Mädchen zeigen, dass auch ein technisch orientierter Beruf das richtige für ein Mädchen sein kann.
Hat sich durch das Projekt auch für dich persönlich oder/und in der Firma etwas verändert?
Ich würde schon sagen, dass es etwas Besonderes ist, wenn man so ein Projekt in
einem, so wie wir, größeren Unternehmen durchführen kann. Gerade deswegen, weil
wir im Bereich der Technischen Zeichnerinnen/ Technischen Produktdesignerinnen
schon überwiegend Frauen haben, brauchen Mädchen absolut keine Angst davor zu
haben. Mädchen können sich daran super orientieren und fühlen sich nicht mehr
„allein“.
Hat deine Firma ein besonderes Interesse an weiblichem Nachwuchs?
Ja, wir sind immer froh, wenn wir neuen weiblichen Nachwuchs begrüßen können.
Denn dann wissen wir, dass unsere Veranstaltungen und Aktionen etwas gebracht
haben und wir auch Mädchen überzeugen konnten.
Wie bist du selbst darauf gekommen, einen Beruf im technischen Bereich auszuwählen?
Klar haben mich meine Eltern voll und ganz unterstützt. Da meine Mutter und mein
Bruder in einem technischen Beruf arbeiten und mein Vater eher in Richtung
Verwaltung geht, bot sich dies an, einen besseren Einblick in beide Berufsrichtungen
zu bekommen. Dieser Mix aus Technik und Verwaltung, so kann man es ja schon
fast sagen, passt einfach. Man hat die Möglichkeit, bei Fragen, mit seinen
Sicherheitsschuhen in die Fertigung zu stapfen, um die Personen direkt
anzusprechen. Doch auf die Firma Weidmüller kam ich, weil ich an Veranstaltungen
wie Girls‘ Day und dem Tag der offenen Tür teilgenommen habe. Zudem wohne ich
in Detmold und kannte dieses Unternehmen schon von Bekannten.
*Ist es für dich inzwischen Normalität geworden, einen technischen Beruf auszuüben
oder fühlst du dich manchmal noch als Exotin?*
Für mich ist es etwas ganz normales, einen technisch orientierten Beruf auszuüben.
Bei uns im Bekanntenkreis gibt es sowohl typische Frauen- als auch MINT-Berufe.
Man sollte wirklich keine Angst davor haben, einen MINT-Beruf auszuüben. Wir als
Technische Zeichnerinnen sind zum Beispiel auch überwiegend im Büro tätig. Das
wissen die wenigsten, weil sie doch oftmals schon zurückschrecken, sobald sie sich
für Berufe, die in Richtung MINT gehen, begeistern sollen.
*Viele Fachleute zerbrechen sich den Kopf darüber, wie man mehr junge Frauen für
die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und
Technik) begeistern könnte. Was ist dein Vorschlag dazu?*
Oft sind die MINT-Berufe gar nicht so im „Rampenlicht“. Es gibt eine schlechte
Berufserklärung, wo Außenstehende nur ratlos dastehen. Bei einer Friseurin weiß
gleich jeder, was sie macht. Und warum? Weil sie jeder kennt…
Bei einer Technischen Zeichnerin steht man ratlos davor.
*Was denkst du über die Medien? Wie könnten sie mehr zur Verbesserung der
Bekanntheitsgrades und des Images dieser Berufe beitragen?*
Ich fände es wichtig, wenn man auch die Mädchen interviewt, die schon Erfahrungen
in diesen Bereichen gemacht haben. Sie können aus ihrer eigenen Sicht von den
Berufen berichten, ob es gut oder eventuell nicht so gut war.
Medien, die immer wieder sagen, MINT ist super, haben zwar Recht, jedoch bringt
das Schülerinnen recht wenig. Wenn es danach geht, muss alles super sein, was
Medien meinen. Doch der eigene Eindruck ist immer noch am wichtigsten.
Was müsste sich deiner Meinung nach bei Schulen, Lehrer/innen und Berufsberater/innen ändern, damit mehr Mädchen einen technischen Beruf wählen?
Auch beispielsweise Lehrer müssten wissen, welche MINT-Berufe gibt und wie diese
aufgebaut sind. In der Schule bemühen sie sich oftmals um den richtigen „Job“ für
die Schüler. Jedoch werden meiner Meinung nach die Berufe übersehen, womit sie
recht wenig anfangen können.
Wenn man eine Liste bekommt, wo die Berufe aufgelistet sind, die für einen
persönlich in Frage kommen, werden erst einmal die Berufe ausgewählt, die bekannt
sind. Die unbekannten Berufe sind in erster Linie „uninteressant“, evtl. werden sie
sogar übersehen. Man weiß ja gar nicht, was das für Berufe sind - schade ist nur,
dass das oftmals die MINT-Berufe sind. Und um das zu ändern, sollte es nicht nur
beispielsweise so eine Liste geben, sondern auch eine Erklärung der Berufe, oder
Möglichkeiten, genau diese Berufe näher kennen zu lernen, indem man
beispielsweise die Möglichkeit hat, ein „Ein-Tag-Praktikum“ in diesen Berufen zu
machen.
Und was müssten deiner Meinung nach die Unternehmen verstärkt machen, damit sie mehr junge Frauen ansprechen?
Ich weiß von unserem Unternehmen, dass wir schon sehr viele Veranstaltungen und
Aktionen machen, die Mädchen auch für technische Berufe begeistern. Jedoch sehe
ich den Knackpunkt darin, dass das Selbstbewusstsein der Schülerinnen noch nicht
ganz da ist. Gerade den inneren „Schweinehund“ zu überwinden, als Mädchen,
einen technischen Beruf auszuüben, scheint noch ein wenig schwierig zu sein.