nathi07 macht sich über das Thema Selbstmord Gedanken und findet, dass wir wachsam sein müssen gegenüber den Mitmenschen
Ich würde gerne ein Thema ansprechen, was meiner Meinung nach immer noch unterschätzt wird und oftmals als Tabu gilt und viele Leute nicht ernst nehmen: Selbstmord. Furchtbares Wort, nicht wahr? Die meisten Menschen haben schon mit dem Aussprechen des Wortes Probleme. Kein Wunder, dass wir die Probleme der Menschen kaum mitbekommen oder sie am besten ganz ignorieren. Schließlich macht man das auch gar nicht absichtlich, eher ist es die Hilflosigkeit, wie man mit solch einer Angelegenheit umgehen soll. Oder etwa nicht?
Jeder kennt Robert Enke, welcher in diesem Fall ein berühmtes und passendes Beispiel dafür ist. Es wussten zwar Menschen von seiner Depression, jedoch kann kein Mensch, der nicht unter dieser Krankheit leidet, verstehen, was für seelische Kämpfe diese Leute jeden Tag durchstehen müssen. Ich verstehe es selbst nicht. Und deswegen spielt meiner Meinung nach große Hilflosigkeit und Angst eine Rolle, dass man nicht gerne darüber redet.
Oder nehmen wir mal die Protagonistin Hannah aus dem Jugendroman „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher. Sie war immer ein fröhliches, lebenslustiges Mädchen, bis sie in eine neue Stadt gezogen ist und eine neue Schule besuchen musste. Dies war der Anfang vom Ende, denn in der Schule wird sie Leuten begegnen, die ihr alle in irgendeiner Weise etwas antun, jeder muss sich mindestens einer Tat beschuldigen lassen, und wenn sich all diese Taten häufen, könnte es das Unglück schüren, bis es passiert. Selbstmord.
Und genau das ist es. Für den Schuldigen ist es nur eine kleine Tat. Etwas Dummes und Kindisches, nichts ernst Gemeintes. Man nimmt es nicht ernst, man ist in der Pupertät, empfindlich und man macht gerne eine Mücke zum Elefanten, Erwachsene lachen. Doch für das Opfer noch ein weiterer Grund aufzugeben und zu resignieren. Man ist sich der Bandbreite seines Handels oft nicht bewusst, schon gar nicht, wenn wir nicht viel aus dem Leben der Person wissen. Wir wissen von einem/r Klassenkamerad/in meistens nicht, wie ihr Leben zuhause aussieht. Nicht nur auf den Jugendroman bezogen, sondern allgemein. Wir wissen nicht, was unsere Taten für Auswirkungen haben können und genau deswegen müssen wir damit anfangen, Menschen so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Mit Respekt. Man muss ja nicht die ganze Verantwortung für die Person übernehmen, die hat sie immer noch selber! Man kann nur versuchen zu helfen, am besten man versucht diese Frau oder diesen Mann zur fachlichen und kompetenten Hilfe zu überreden, oder man holt sich selbst welche dazu.
Ich weiß, dass das alles so leicht gesagt ist, in Wirklichkeit sieht es aber wieder anders aus. Aber trotzdem: Wenn eine Person an Selbstmord denkt, hat sie schließlich nichts mehr zu verlieren und in solchen Momenten heißt es, handeln oder nicht handeln.
Es gibt so viele verschiedene Persönlichkeiten, man kann schlecht einschätzen, wie ein einzelner Mensch etwas aufnimmt, jeder wird anders reagieren. Ein schüchterner, introvertierter Mensch wird etwas eher persönlich nehmen, als eine laute, freche Persönlichkeit. Das sollte man beim Knüpfen einer Freundschaft bedenken, bevor man seinen „Freund“ plötzlich in den Abgrund stößt, egal ob bewusst oder unbewusst. Und damit meine ich nicht kleine Streits, die immer in einer Freundschaft vorkommen werden. Sondern Verrat und Vertrauensbrüche. Kann man diese Person wirklich mögen? Kann ich mit ihr/ihm Spaß haben, mit ihr/ihm reden?
Es gibt oft verschiedene Hinweise für Außenstehende, die stummen Hilfeschreie zu bemerken und richtig zu interpretieren. Zum Beispiel, wenn sich Betroffene immer mehr zurückziehen oder andeuten, mit allem Schluß machen zu wollen. Manche machen auch waghalsige Dinge, wie zum Beispiel gefährliche Klettertouren, denen sie nicht gewachsen sind oder sie verschenken Sachen, die ihnen eigentlich wichtig sind. Laut Berichten von Hilfeforen, dies sich mit Depressionen befassen ist auch Aufmerksamkeit angesagt, wenn sich Personen mit Leuten identifizieren, die sich ebenfalls getötet haben oder Pläne für ihr Ableben machen, indem sie zum Beispiel ein Testament verfassen. Natürlich behaupte ich nicht, dass diese Anzeichen auf jeden zutreffen, denn jeder Mensch besitzt seine eigene Persönlichkeit, jedoch sollte man aufmerksam sein und anfangen zu handeln. Das habe ich mir jedenfalls vorgenommen.
In unserer Gesellschaft ist heute noch vieles im Argen und sie wird niemals ohne Probleme sein, aber allein schon sich vorzunehmen, Menschen zu helfen, die diese Hilfe wirklich benötigen, Selbstmordabsichten oder nicht, motiviert mich, das Beste aus dem Tag zu machen. Wir sind nicht perfekt, ich persönlich schaue auch manchmal einfach lieber weg, als mich mit Problemen anderer Leute rumzuschlagen. Jedoch finde ich das Verhalten anderen Menschen gegenüber das wichtigste überhaupt; deswegen wollte ich mir diese Gedanken von der Seele schreiben. Also lasst uns lieber zweimal darüber nachdenken, wie wir unsere Mitmenschen behandeln!
Autorin / Autor: nathi07 - Stand: 23. Februar 2012