Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde
„Guten Tag meine Damen und Herren.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat ich das Podium. Ich war nervös. Nervös wie ein Kind am ersten Schultag, dabei war es nur die Einführung in die langen Vorträge derjenigen, die genaue Informationen über die Themen hatten.
„Was ist wichtig um die Zukunft für unsere Kinder zu sichern?“. Für einen kurzen Moment ließ ich die Frage im Raum stehen, bevor ich weitersprach. „Vor dieses Problem wurde ich vor ein paar Tagen von meinem Chef gestellt, der mich bat diesen Vortrag zu halten. Ich bin also nach einem langen Arbeitstag nach Hause gegangen, habe meiner Tochter einen Kuss auf die Stirn gedrückt und mich an meinen Laptop gesetzt um die nötigen Recherchen zu führen.“ Ich suchte den Blick zum Publikum.
„In den letzen Jahren ist erneuerbare Energie viel im Gespräch gewesen und das ist gut so. Die Verbreitung von Windenergie hat stark zugenommen, auch statten immer mehr Haushalte sich mit Solarenergie aus. Allein die Solarenergie versorgte im letzen Jahr 8,3 Millionen Haushalte.“
In manchen Gesichtern konnte ich das Erstaunen lesen.
„Ja, genauso habe ich auch geschaut. Im Vergleich zu dem letzen Halbjahr ist das ein Anstieg von 50%. Ein Anstieg, den wir ausbauen können. Wissen Sie, gerade als ich diesen Gedanken gefasst hatte und überlegte, wie ich die Einleitung am besten gestalten könnte, wurde ich von meiner Tochter unterbrochen. Mia ist sieben und ein richtiger Wirbelwind. Sie bat mich mit ihr etwas zu spielen, doch ich verwehrte ihr dies, denn ich wollte weiter an meinen Recherchen arbeiten. Ich brauchte genauere Zahlen und bessere Studien. Ich bat Mia also in ihr Zimmer zu gehen und mir meine Ruhe zu lassen. Sicherlich fragen Sie sich jetzt alle, was das mit dem Thema zu tun hat, aber ich verspreche Ihnen, das werde ich Ihnen im weiteren Verlauf erklären.“
Auf meinen Händen bildete sich ein dünner Schweißfilm. Jetzt hatte ich begonnen, jetzt musste ich es auch zu Ende führen. Ich lächelte, erweckte den Anschein, dass die irritieren Blicke mich nicht aus der Ruhe bringen konnten.
„Nachdem meine Tochter mein Büro verlassen hatte, suchte ich weiter. Ich hatte mir vorgenommen meinen Einstieg in das Thema „Nachhaltige Energien“ möglichst vielschichtig zu gestalten. Folglich suchte ich erst einmal in den verschiedensten Bereichen nach möglichst guten Entwicklungsstudien und Meinungen der Bevölkerung, an der Fakten erklärt und Thesen widerlegt oder unterstützt werden können, damit Sie alle ein möglichst gutes Bild von der Situation heute und in 50 Jahren bekommen. Ich hatte gerade eine Studie über die Entwicklung der Windenergie geöffnet, im Jahr 2011 produzierte Deutschland beispielsweise 29.060 MW durch Windkraft, als meine Tochter erneut in der Tür stand und mich fragte, ob ich ihr heute Abend noch was vorlesen würde. Ich habe verneint und sie gebeten, sich doch eines ihrer Bücher aus dem Schrank zu nehmen. Mein Verstand hat mir gesagt, dass es wichtig sei, in diesem Moment mich vollkommen auf das Projekt zu konzentrieren. Das Thema ist schließlich nicht nur für den heutigen Anlass von Bedeutung, sondern sollte unser ganzes Denken bestimmen. Es geht um unsere Zukunft. Es geht um die Zukunft unserer Kinder. Wie können wir mit unserer Energie am meisten erreichen?“
Für einen kurzen Moment hielt ich inne. Ich beobachtete die Gesichtsausdrücke der Personen, die zu mir herauf blickten und blieb dabei an einem Mann hängen. Nicolas Martins. Was würde mein Chef in diesem Augenblick wohl von mir denken? Bereute er es schon, dass er mich für diese Einleitung ausgewählt hatte?
„Wie können wir Energie aus der Natur schöpfen? Wie können wir dafür sorgen, dass unsere Kinder in 20 Jahren ein bezahlbares Leben in einer gesunden Umwelt führen können? Ich habe versucht einen guten Einstieg in das Thema zu schreiben. Ich kann nur sagen, dass ich es versucht habe, denn ich habe es nicht fertig gestellt. Gegen 21 Uhr stand Mia erneut neben mir. Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich sie nicht einmal kommen hörte. Sie sah mich mit ihren Kinderaugen an und fragte, was denn so viel wichtiger sein könnte als sie. Wissen Sie, wenn eine Mutter das gefragt wird, und jeder der Kinder hat, wird dies verstehen, treibt es einen die Tränen in die Augen.“
Die Verwirrung in den Gesichtsausdrücken wurde deutlicher. Ich atmete noch einmal durch, dann fuhr ich fort.
„Es gibt viele Möglichkeiten mit erneuerbarer Energie zu arbeiten. Es gibt viele Ideen, die Perspektive zeigen und in die wir unsere Kraft, unsere Energie, stecken können. Das wir das tun, ist wichtig. Doch als meine Tochter vor mir stand und mich fragte, was denn wichtiger als sie sei, fragte ich mich, was denn schon Öl und Kohle sind. Es sind Ressourcen, die wir verbrauchen und versuchen zu ersetzen. Es sind scheinbar unser wichtigsten Ressourcen. Doch ist das so? Wir wollen unseren Kindern eine sichere Zukunft bieten und ihnen alles geben, aber wir verlieren dabei das Wesentliche aus den Augen. Sie. In der heutigen Welt denkt jeder an Konsum und Verbesserungen, um unseren Kindern die kommende Zeit einfacher zu gestalten. Doch wenn wir all unsere Energie in diese Projekte stecken, mit Herzblut dabei sind, dann bleibt etwas anderes auf der Strecke. Was bringen uns erneuerbare Energien, wenn wir dabei das vergessen, was wesentlich ist: unsere Kinder. Sie sind unendlich wertvoll. Sie sind unsere Zukunft. Wir sollten an morgen denken und was wir tun können, um Ihnen den Weg zu erleichtern, doch wir sollten nicht alles Herzblut in den Wandel stecken. Solarenergie ist schön und wichtig, aber was, wenn wir darüber unsere Kinder vergessen? Ich habe meinen Entwurf zur Seite gelegt und Schneewittchen gelesen. Was ich damit sagen möchte, ist folgendes: Seien Sie mit Verstand bei den Plänen und Projekten, die Ihnen nun vorgestellt werden, aber mit den Herzen bei denen, für die sie all dies tun wollen. Manchmal bringt ein Märchen mehr als eine Solarzelle erreichen kann.“