Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde
Die Rede vom Vorsitzenden des interkontinentalen Umweltausschusses aus dem Jahre 2074 zu dessen Sondertagung zum Thema „Ausgehende Ressourcen”:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich begrüße Sie zu der Sondertagung des interkontinentalen Umweltausschusses, die, nach den neuesten Ereignissen, unausweichlich wurde.
Wie Sie wissen, wurde am Montag, den 1.10.2074, die erste der letzten fünf Erdölförderungen eingestellt, woraufhin nicht nur die Benzinpreise ins unermessliche stiegen.
Auch stiegen die Kosten für viele Lebensmittel und Textilien um 20 %.
Den Grund dafür kennen wir nur zu gut, seit Jahren beschäftigt er uns.
Wir, die Endverbraucher dieser Produkte, über deren Preise wir uns nun so leidenschaftlich entrüsten, haben diesen wirtschaftlichen Verlauf herausgefordert und stehen schließlich vor den Konsequenzen:
Knappe Ressourcen, steigende Kosten und eine ungewisse Zukunftsperspektive.
Zu spät haben wir angefangen unser Handeln zu überdenken.
Zu spät haben wir angefangen unser Handeln zu überarbeiten.
Zu spät haben wir unser Handeln komplett geändert.
Jetzt sind wir an dem Punkt angekommen, an dem diese Veränderungen greifen müssten, und ich sage Ihnen, sie tun es nicht.
Lebensmittel, in denen industriell hergestellte Ingredienzien zu finden sind, wurden bis heute noch nicht alle aus den Regalen genommen, wir reisten noch zu viel und aßen bis zuletzt häufig Fleisch.
Aber das wird jetzt anders, es ist mittlerweile bereits anders - seit Montag.
Denn nach diesem Tag häuften sich kettenartig die Ereignisse, deretwegen wir heute hier versammelt sind.
Ich werde mir die Zeit nehmen, einige zu schildern: Am Montag um 15.00 Uhr wurde die Schließung der Erdölförderstelle durch eine Sicherheitslücke im Internet öffentlich bekannt, woraufhin bereits Minuten später die Erdölpreise um 30% gestiegen waren.
Eine halbe Stunde später zählten Hubschrauber vor sämtlichen Regierungssitzen dieser Welt insgesamt 1,5 Milliarden Demonstranten, die sich im Laufe der Woche noch verdreifachen sollten.
Tags darauf waren Supermärkte schon nach kurzer Zeit komplett ausverkauft. Schüler prügelten sich um das letzte Päckchen Kaugummi.
Und warum?
Weil die Menschen spürten, dass alles anders würde.
Sie bekamen Panik!
Wollten den letzten Luxus abbekommen.
Ich denke, das genügt, wissen Sie doch alle über die Situation Bescheid.
Es hätte nicht passieren dürfen, dass diese Ereignisse so eintreffen, wie beschrieben.
Vorgesehen war, durch Geheimhaltung der industriellen Vorgänge Zeit zu gewinnen sowie Panik zu vermeiden.
Diesmal hat uns die Globalisierung einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Wir stehen vor einem Problem, das unsere Gesellschaft entweder zerstört oder gemeinsam von uns als Gesellschaft behoben wird.
An dieser Stelle kann uns das zusammenhängende Netz aus Kommunikation, globaler Reaktion und internationaler Verständigung allerdings als einziges nützen. Wir müssen zu Ende bringen, was wir vor Jahrzehnten angefangen haben:
Wir müssen als Menschen dieser einen Erde zusammenkommen, die Möglichkeiten Nutzen und gemeinsam die Situation verändern.
Wir müssen den Kapitalismus beiseite lassen, wir müssen uns darauf konzentrieren, mit den erlernten Kompetenzen, wie Völkerverständigung, Sprachkenntnissen und ethischen Grundsätzen, eine globale Lösung zu finden!
Denn das Versiegen des Erdöls ist erst der Beginn der ausgehenden Rohstoffe.
Der Regenwald wurde gerodet und das Meer überfischt.
Auf Fleisch müssen wir verzichten, weil die Viehzucht für unsere überbevölkerte Erde nicht mehr umweltfreundlich bleiben konnte.
Wir haben zu wenige Fische, zu wenig Fleisch zum Genießen und unsere Feldfrüchte sind mit Schadstoffen angereichert.
Wir können noch leben! Aber mit was für einer Lebensqualität - wenn wir uns nicht vollkommen der Nachhaltigkeit zuwenden!
Und wenn ich hier, an dieser Stelle, meine Augen schließe, sehe ich trotz allem eine glückliche Zukunft:
Ich sehe Siedlungen an Orten, die jetzt der Industrie zugeschrieben sind, eine neue Infrastruktur, die es möglich macht, ohne Autos auszukommen.
Ich sehe Platz für vermehrten Anbau von Nutzpflanzen auf Feldern, bei denen vollkommener biologischer Anbau gewährleistet ist.
Zudem denke ich an Familienbetriebe, von denen man weiß, woher die Rohstoffe genommen werden.
In meiner Vorstellung hat jede Familie einen kleinen Garten, mit dem sie sich einheimisches Obst und Gemüse selbst ziehen kann.
Natürlich wird jedes Dach genutzt, um Sonnenenergie zu gewinnen, dafür muss Geld vorhanden sein, für jedes Haus.
Wir müssen weltweit zusammenlegen, aber wir profitieren ja auch weltweit davon.
Die Wälder werden aufgeforstet, damit wir in vielen, vielen Jahren nicht nur mehr Holz, sondern auch wieder mehr Fotosynthese haben.
Und schließlich sehe ich Menschen, die gelernt haben, auf Andere zu achten. Menschen, die gelernt haben, aufeinander einzugehen, denn wenn das passiert, wird auch der Natur Aufmerksamkeit geschenkt.
Wir können diesen Schritt gehen und werden, selbst wenn wir zurückstecken müssen, dabei glücklich sein.
Denn es bedeutet keinen Rückschritt, vom Zurückschauen zu lernen, zum Beispiel von Bauern, die sich selbst versorgen.
Für uns ist es ein Fortschritt, weil wir nach vorne schreiten, einer positiven Zukunft entgegen.
Wir müssen die Erde, mit der wir und von der wir leben achten, denn alles, was es auf ihr zu finden gibt, steht in gegenseitigen Wechselwirkungen.
Und wenn ein Teil, ein kleiner Teil dieser Kreisläufe fehlt, ist dieses System, das schon Milliarden Jahre existiert, unwiderruflich gestört!
Meine sehr geschätzten Kollegen, ich bitte sie:
Stimmen Sie mit mir für eine Zukunft, die mehr Wert auf Streuung von Dörfern, als auf Ballung von Städten legt, die verzichten kann auf Weltreisen, weil sie überall angenehm ist, die gewährleisten kann, dass jeder Mensch versorgt wird mit optimalen medizinischen Methoden und Lebensmitteln auf regionalem Raum.
Zusammen können wir dies erreichen.
Gemeinsam verändern wir die Welt!
Betreiben wir Globalisierung für den Globus und nicht gegen ihn!
Vielen Dank!