Glencoe

Autorin: Charlotte Lyne

Buchcover

Der historische Roman „Glencoe“ von Charlotte Lyne handelt von den Streitigkeiten verfeindeter Clans in der Zeit 1689, in der Schottland und England sich in einem Krieg befinden und das Land um die Rangfolge der Krone in einer Revolte steckt.
Sarah, geborene aus dem Clan Glenlyon, heiratet den Glencoer Sandy Og, den sie über alles liebt, dessen Clan sie jedoch wie eine Aussätzige behandelt.
Als sie dann auch noch einen Sohn mit Behinderung gebärt, sind die Vorurteile gegen die Fremde bestätigt.
Da Schottland dem abgedrängten König Jamie Stuart die Treue hält, versammeln sich die Clans Schottlands und ziehen gegen die englische Krone, derzeit getragen von William und Mary, in den Krieg.
Während der Abwesenheit der Männer, spürt Sarah die Anfeindungen der Frauen mehr denn je. Sie wird verachtet, ihr Sohn beschimpft. Sie sehnt sich nach ihrem Mann.
Während Sandy Og eine Schlacht nach der anderen schlägt, bereut er es, Sarah nicht die Liebe gegeben zu haben, die sie verdiente. Er will um jeden Preis überleben, damit er mit Sarah die verlorene Zeit aufholen kann.
Doch mit jeder Schlacht verlieren sie mehr Männer, bis ihre Streitkraft erschreckend geschrumpft ist und der Krieg, der eigentlich nicht ihrer ist, ausweglos scheint.
Auch Sarah hat mit großen Übeln zu kämpfen. Der Winter bricht an und die Rinder in Glencoe sind von einer tödlichen Krankheit befallen. Täglich sinken die Überlebenschancen der Frauen im Clan und dann ist Sarah auch noch erneut schwanger. Wird das Kind dieses Mal gesund sein? Wird Sandy Og zurückkehren, damit sie und ihre Kinder nicht ohne einen liebenden Mann und Vater weiter leben müssen?

Meine Meinung:

Als ich das Buch zu lesen begann, war ich voller Vorfreude und Spannung, weil ich sehr gerne historische Romane lese und mein letzter schon länger zurückliegt.
Doch bereits nach ca. 50 Seiten merkte ich, wie mühselig das Lesen ist und wie schwerfällig ich vorankomme. An sich ist die Geschichte spannend und die Motive der Charaktere nachvollziehbar. Die Liebesgeschichte eines Paares, dazu das Schicksal eines Clans, 1689, während sich England im Krieg gegen die Krone mit dem lästigen Schottland herumstreiten muss, sind realistisch und gut aufgezogen. Allerdings ist der Schreibstil komplizierter, als er hätte sein müssen. An einigen Stellen passt das, an den meisten halte ich es jedoch für unangemessen. Nach dem Motto: „Warum einfach, wenn´s auch kompliziert geht?“ Durch oft wechselnde Perspektiven wurde Abwechslung ins Geschehen gebracht. Randfiguren, die eine untergeordnete Rolle für die einzelnen Züge des Krieges besitzen, entwickeln mit der Zeit eine größere Bedeutung und Achtung, indem aus ihrer Sichtweise geschildert wird. Damit werden viele verschiedene Standpunkte und Seiten des Konflikts beleuchtet, das wiederum war sehr gut gemacht und ist schwer so zu schreiben, dass die Geschichte nicht ausgefranst wirkt und Unschlüssigkeiten aufweist.
Alles in allem hätte ich mir weniger Beschreibungen von einzelnen Kriegsszenen gewünscht, denn wie so etwas abläuft, kann ich mir vorstellen und hätte eine stärkere Fokussierung auf die Protagonisten Sarah und Sandy Og bevorzugt. Während der schweren 650 Seiten rückten sie ab und an ein wenig in den Hintergrund und so begann ich mich schnell zu langweilen. Auch waren mir die Kapitel zu lang. In einem Kapitel änderten sich die Perspektiven zwar häufig, aber das hätte man anders gliedern und kürzen können.
Insgesamt habe ich das Buch gemocht. Wo es mir einerseits zu langwierig erschien, brannte im Hintergrund ein Feuer, das um jeden Preis wissen wollte/musste, wie es weitergeht.
Das schöne an komplizierten historischen Romane ist, dass sie absolut nicht zu durchschauen sind und man noch nicht einmal zu vermuten wagt, wie sich die Handlung noch entwickeln könnte. Dementsprechend hat mich das Ende überrascht .
Nach „Glencoe“ ist mir die damalige Mentalität und Verhaltensweise der Menschen um einiges näher gebracht worden. Ich kann jetzt besser verstehen, wie es zu Kriegen und Auseinandersetzungen kam, die heute für uns kleinlich und nichtig erscheinen, aus den damaligen Beweggründen und Denkweisen aber hoch ernst und wichtig waren. Das spricht für das Buch, denn es zeigt, dass es die LeserInnen doch in seinen Bann zu ziehen vermag, auch oder obwohl, ich einige Kritikpunkte habe.

Mein Fazit: Ich empfehle es wärmstens weiter. Allerdings niemandem, der sich mit dem Lesen schwer tut oder ein Buch mit schleppender und ab und zu langweiliger Handlung abbricht. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass „Glencoe“ keine Geschichte ist, die man mal ebenso schnell weg lesen kann. Es ist eine ernste Kost, die mit Vorsicht genossen werden sollte. Wem das alles nicht abzuschrecken vermag, wünsche ich beim Lesen viel Freude und Spaß!

*Erschienen bei Lübbe*

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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 1. Oktober 2010