Der Alle-Jahre-wieder-Hausaufgaben-Streit
Ist Lernen zu Hause oder in Kleingruppen besser? ExpertInnen streiten
Bildungspolitik ist doch immer wieder ein beliebtes Sommerloch-Thema: Noten - ja oder nein. Zentralabitur - pro und kontra. Oder auch: Ist Schule ohne Hausaufgaben besser? Erst vor wenigen Tagen griffen die Medien nocheinmal die Forderung der Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger auf, das nervtötende Nacharbeiten von Schulstoff zuhause ganz abzuschaffen. Alternativ dazu sollten SchülerInnen den Lernstoff in kleinen schulischen Gruppen noch einmal durchgehen - am besten unter Beteiligung eines/einer LehrerIn. Besonders Kinder aus bildungsfernen Schichten würden davon profitieren, denn laut Studien sind es die Eltern, die mit ihren Kindern den gesamten Lernstoff noch einmal durcharbeiteten. Kinder, deren Eltern dazu nicht in der Lage sind - egal aus welchen Gründen - werden so schnell zu Bildungsverlierern.
"Hausaufgaben sind sinnvoll!"
Kaum in der Tagespresse erschienen, meldete sich auch schon der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, zu Wort: Hausaufgaben seien sinnvoll und ein notwendiger Bestandteil schulischen Lernens, erwiderte er auf die Forderung nach deren Abschaffung. Und auch er argumentiert mit dem Bedarf der schwächeren SchülerInnen. Gerade für sie seien Hausaufgaben unerlässlich, nämlich als Chance zum nachträglichen Verstehen und zum Einüben. Schulisch stärkere Schüler bräuchten dagegen weniger Förderung durch Hausaufgaben.
Kraus weiter: "Hausaufgaben sind ein Teil der Erziehung zu Eigenverantwortung und Selbständigkeit, Schüler lernen damit ein eigenständiges Arbeiten." Allerdings müsse die Ausführung richtig geplant und erledigt werden. "Werden die Aufgaben nur schnell hingeschmiert, zwischen Abendessen und Zu-Bett-Gehen gequetscht oder im Schulbus oder in der Schulpause abgeschrieben, dann allerdings bringen sie wenig."
Auch für die LehrerInnen seien Hausaufgaben wichtig, so Kraus, sie könnten daran ablesen, was die SchülerInnen verstanden haben und was nicht. Voraussetzung dafür sei aber, dass die SchülerInnen ihre Hausaufgaben selbstständig machten und den LehrerInnen nicht das "Ergebnis der Bemühungen der Eltern" mitbringen.
Die Forderung, die Hausaufgaben durch die gemeinsame Arbeit in kleinen Gruppen zu ersetzen, findet Kraus "in Maßen durchaus sinnvoll." Man müsse aber aufpassen, dass auch schwächere SchülerInnen den Stoff verstehen, denn die Gefahr bestehe, dass gerade sie sich in der Gruppenarbeit leicht hinter stärkeren "verstecken".
So versinken mal wieder zwei unversöhnliche Meinungen über Wohl und Wehe der SchülerInnen in der sommerlichen Unbedeutsamkeit und schlummern weiter bis zum nächsten Jahr...
Hausaufgaben - ja oder nein? Eure Meinung ist gefragt!
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 31. Juli 2013