Der Sojawahn

Autor: Norbert Suchanek

Buchcover

Soja ist modern und scheinbar der neue Alleskönner mit dem Zeug zum Weltretter. Die Bohne erleichtert Vegetariern eine eiweißreiche Ernährung, versorgt die Massentierhaltung mit Kraftfutter und lässt sich auch prima als Alternativbenzin verwenden. Einige Forscher träumen sogar von Sojakunsstoff. Bei so viel Glorifizierung stellt sich die Frage: Was ist dran am Sojawahn und wie viele Versprechen lassen sich auf geschicktes Marketing zurückführen?
In seinem Buch „Der Sojawahn – Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät“ geht Norbert Suchanek den Mythen um die Wunderbohne auf den Grund. Nach einer kurzen Einleitung, in der es hauptsächlich um die heutige Verwendung von Soja geht, nähert sich der Autor anhand von sieben Fragen dem Sojahype kritisch. Am Anfang geht es darum, welche Auswirkungen der Genuss von Soja auf die Gesundheit hat. Die Meinung der Wissenschaftler und das Werbeversprechen können nicht weiter auseinanderklaffen. Anders als angepriesen kann Soja für bestimmte Menschen sogar tödlich sein, außerdem ist ein großer Teil der Bevölkerung allergisch gegen die Bohne. Im Kapitel „Soja statt Gras […]“ wird erklärt, warum es sich nicht lohnt Tiere mit Soja zu mästen, obwohl dieses Verfahren mittlerweile gang und gäbe ist. Weiter wird beschrieben, dass Soja nicht das traditionelle Gericht der Chinesen und Japaner ist, für das es gehalten wird. Bis zum zweiten Weltkrieg spielte es nur eine geringe Rolle auf dem Speiseplan der Einheimischen. Erst als die USA der Bohne Potential zuschrieben, gelang der große Durchbruch und die asiatischen Länder profitierten mit. Dieser Erfolg sei paradox, so der Autor, betrachtet man, wie aufwendig es ist Soja für den Menschen überhaupt genießbar zu machen. Die Hülsenfrucht ist roh ungenießbar und selbst nach langem Kochen enthält sie noch Giftstoffe. Daher ist es nicht nur energieaufwendiger, sondern auch ungesünder Margarine herzustellen. Entgegen der gängigen Meinung ist Butter nämlich gesünder, da das Verhältnis der Omega-3- und Omega-6-Säuren in der natürlichen Butter besser verträglich für den Menschen ist, als der künstlich hergestellt Butterersatz aus Soja.

Mein Fazit:

Wie der Titel schon vermuten lässt, ist die Meinung des Autors schon zu Beginn klar: Soja ist schlecht. Daher ist das Buch auch eher einseitig geschrieben. Die Argumente des Autors sind überzeugend, gerade auch weil viele verschiedene Forschungsergebnisse herangezogen werden. Einige Argumente der Gegenseite werden genannt und im selbem Atemzug entkräftet. Für meinen Geschmack hätte man aber auch auf die Argumente der Sojaindustrie ausführlicher eingehen können, um mehr Ausgewogenheit zu erreichen.
Es handelt sich auch um ein Sachbuch, darüber muss man sich im Klaren sein. 70% des Textes bestehen aus Studien, die (meistens) die Nachteile von Soja darlegen. Dementsprechend mühsam ist es lange am Lesen zu bleiben. Der Vorteil: Man erhält einen Einblick in die vielen Forschungsinstitute und Interessenverbände rund um die Sojaindustrie weltweit. Diese Vielfalt lässt sich auch in den Fragen des Buches wieder finden. Mit dem Autor geht man auf eine Weltreise (USA, Lateinamerika, Japan, China, Deutschland) und trifft Gesundheitsverbände, Marketingunternehmen und Kleinbauern auf der ganzen Welt. Dabei werden soziale, ökologische und ökonomische Themen angesprochen.

*Erschienen im oekom Verlag München*

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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 11. Oktober 2010