Karmagirl
Ein wunderbares Buch über innere Konflikte in lockerem Schreibstil und mit indischem Flair.
Dimple Lala lebt in Amerika. Schon seit Jahren. An ihre Zeit in Indien erinnert sie sich kaum noch. Nur ab und zu besucht sie noch ihre Heimat. Schließlich ist sie eigentlich Amerikanerin. Aber irgendwie auch doch nicht. Sie ist doch in Indien geboren. Aber sie spricht noch nicht einmal indisch. Sie spricht nur ein perfektes Englisch. Aber wie eine Inderin aussehen tut sie. Dabei weiß sie fast gar nichts über den Hinduismus. Lala ist hin- und hergerissen zwischen zwei Welten. Ist sie nun eine Inderin, die in Amerika lebt? Oder eine Amerikanerin, die aus Indien stammt? Auch ihre Freundin, die immer gut gelaunte, blonde, blauäugige, tolle Gwen macht ihr das Leben nicht leichter. Während sie total beliebt und gut aussehend ist, fühlt sich Dimple neben ihr wie zur falschen Zeit am falschen Ort. Das Chaos in ihr wird noch größer, als ihre Eltern sie mit dem Sohn einer indischen Bekannten vertraut machen – Kash Kapoor. Dieser Junge wäre, laut Dimples Eltern, „der perfekte Schwiegersohn“. Zu dumm nur, dass Dimple ihn alles andere als toll findet. Er trägt Bügelfaltenhosen, ist immer höflich, mag ihre Eltern sowie hässliche Kitschfotos und ist mit seiner Mutter ein Herz und eine Seele. Als dann aber Gwen sich in diesen indischen Wunderknaben verliebt, muss Dimple ihr beibringen, wie man Bindis, Chaniya Choli und Saris trägt. An sich nichts schlimmes, bis Dimple da plötzlich ein komisches Kribbeln im Bauch spürt…
*Meine Meinung:*
Ich halte „Karmagirl“ für ein wunderbares Buch – und zwar in vieler Hinsicht. Zum einen gefällt es mir sehr, wie sich die Autorin mit dem inneren Konflikt auseinandersetzt, den die Hauptperson, die in Indien geboren und in der USA aufgewachsenen Dimple durchlebt. Auch der Leser fühlt sich angesprochen, denn jeder Jugendliche durchlebt einen ähnlichen Konflikt. Man steht zwischen Altem und Neuem – oder hier, zwischen Indien und Amerika. Dennoch beschränkt sich die Erzählart nicht nur auf werdende Erwachsenen, selbst meine Mutter, eine volle Generation älter, fand das Buch sehr ansprechend. Auch gefällt mir der „indische Flair“ im Buch. Ich habe selber viel über den indischen Lebensstil, Kleidung, Essen und Religion erfahren. Ansprechend ist ebenfalls der lockere Schreibstil von Tanuja Desai Hidier und auch die Wandlung von Dimple, die man so gut nachvollziehen kann, als wäre man selbst eine Person in der Geschichte. Anfangs hielt ich Indien für ein unfaires, schmutziges und unemanzipiertes Land, in dem Reiche immer Reiche bleiben und Arme immer Arme. Aber nun habe ich mehr über Kultur und Religion erfahren und stelle es mir schon viel offener und freundlich vor. Ich werde auch jeden Fall nach weiteren Büchern von Tanuja Desai Hidier schauen, denn Karmagirl war einfach toll zu lesen (in einem Tag, obwohl eigentlich das Lernen für eine Mathe Klassenarbeit wartete… ; ] )
Die Autorin: Eigentlich ein Wunder, wie toll Tanuja Desai Hidier über Indien schreibt. Sie ist nämlich in Amerika geboren und auch dort als American-Girl aufgewachsen. Neben dem Schreiben singt sie und schreibt Lieder für eine Band aus New York und eine andere aus London. Das Buch „Karmagirl“ ist 2003 unter dem Namen „Born confused“ in Amerika erschienen.
Autorin / Autor: brunneninweimar - Stand: 28. Februar 2006