Beerensommer

Autorin: Inge Barth-Grözinger
Eine aufregende Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann seine Gegenwart verstehen. Dieser Spruch stammt nicht von mir und ist wahrscheinlich auch nur sinngemäß wiedergegeben, da ich mich weder an den Urheber noch an den genauen Wortlaut erinnern kann. Aber dieser Spruch scheint mir den Sinn des Romans wiederzugeben.

*Die Gegenwart*
Anna ist allein. Ganz allein. Jedenfalls fühlt sie sich so. Ihren Vater kennt sie nur flüchtig. Der lebt mit einer anderen Familie in Australien und schickt ihr nur ab und zu einen netten Brief. Und jetzt ist auch noch ihre Mutter verstorben, obwohl sie noch so jung war. Aber auf das Alter nimmt der Krebs keine Rücksicht. Anna weiß nicht, wohin mit ihr. Freunde sind ihr fremd und von ihrer Familie weiß sie so gut wie gar nichts. Ihr Mutter hat sich immer geweigert, darüber zu reden. Was hat das bloß zu bedeutet? Neugier war damals Annas Grund, mehr über ihre unbekannte Familie, ihre Vergangenheit herauszufinden. Doch da ihre Mutter immer einem Gespräch ausgewichen war, ließ Anna es auf sich beruhen. Bis jetzt. Denn nun fühlt sie sich verloren. Sie hat keinen Halt mehr und spürt von überall die Einsamkeit heraufkriechen. Das Einzige, was sie von ihrer Vergangenheit besitzt, ist ein altes Fotoalbum mit schwarz-weiß Bildern voller Gesichter, die sie nicht kennt. Fremd sind sie, doch das soll nicht so bleiben. Sie macht sich auf und reist zu ihrer Großmutter Gretl, die sie das letzte Mal als Kleinkind besucht hat. Dort soll es beginnen. Dort will sie endlich anfangen, das kennen zu lernen, was sie ist. Dort will sie herausfinden, wohin sie gehört.

*Die Vergangenheit*
Mit einem Schlag verändert sich plötzlich alles in Friedrichs Leben. Sein Vater stirbt und hinterlässt unerwartet einen Berg an Schulden, die Familie muss aus ihrem prächtigen Haus ausziehen und wohnt von nun an im Armenhaus von Grunbach: die Stadtmühle. Friedrich scheint alles verloren zu haben. Doch langsam lernt er den gleichaltrigen Johannes kennen, der schon seit seiner Geburt in der Stadtmühle lebt, die nun auch sein Heim ist. Bald verbindet die beiden eine enge Freundschaft. Dennoch scheint immer eine Distanz zwischen den beiden Freunden zu bestehen. Eine Distanz, die sich im Laufe der Zeit vergrößern soll.

*Außerdem...*
Als kleines Extra liefert das Buch neben der großartigen Geschichte und dem ansprechenden Buchumschlag einen Stammbaum über die auftretenden Charaktere, ein Nachwort der Autorin und eine Zeitliste mit den wichtigsten Daten im Überblick von 1914 bis 1990.

Meine Meinung

Die 1950 geborene Autorin Inge Barth-Grözinger hat in meinen Augen einen Roman der großen Gefühle geschrieben. Überzeugend beschreibt sie, was aus einer wundervollen Freundschaft werden kann. Langsam führt sie den Leser an die nahende Katastrophe heran und lässt Spannung aufkommen, wo sie hingehört. Wer einerseits nach einer realitätsnahen Beschreibung der Welt des beginnenden 20. Jahrhundert und andererseits nach einer aufregenden Geschichte zwischen zwei Familien und deren Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart sucht, kann sich ohne Bedenken an den Roman herantrauen. Meine Empfehlung für ausgelesene Bücherregale: „Beerensommer“ von Inge Barth-Grözinger.

Autorin / Autor: s7illwat3r - Stand: 5. September 2006