Könnt ihr euch nicht entscheiden, was für eine Art Buch ihr nun zur Hand nehmen sollt? Etwas zum Gruseln, das man am besten nachts mit einer Taschenlampe unter der Decke liest, um den Effekt zu verstärken? Ein Jugendroman, der sich mit den typischen Freuden und Leiden eines mehr oder minder normalen Teenagers beschäftigt? Oder doch lieber etwas Romantisches, bei dem man manchmal einfach die Augen schließt und vor sich hinlächelt. Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual. Aber warum sich quälen, wenn man alles in einem haben kann? Also entscheidet euch doch für „Whisper“!
*Schwierige Mutter, kein Vater, einsame Ferien*
Noa, die 16 Jahre junge Protagonistin und Ich-Erzählerin der Geschichte, fährt mit ihrer Mutter Kat in die Berge, wo sie die nächsten Wochen in dem von Kat neu erworbenen, kleinen Fachwerkhaus ihre Ferien verbringen werden. Noch weiß Noa nicht, dass sie dieses Haus einmal „Whisper“ nennen wird. „Whisper“ deshalb, weil es einem seine eigene Geschichte zuzuflüstern scheint. Mit auf der Reise ist neben den zwei Katzen der beste Freund Kats: Gilbert. Da er schwul ist, ist er auch nie einer von Kats unzähligen Affären gewesen, was Noa dazu brachte, ihn schon bald als einen Ersatzvater anzusehen, der immer für sie da ist und die richtigen Worte findet, die Noa auch einmal gerne von ihrer Mutter hören würde. Doch Kat wurde schon jung Mutter und ist schnell die steile Karriereleiter hinaufgeklettert, sodass sie schon in früh zu den berühmtesten Schauspielerinnen Deutschlands zählte. Die wenige Zeit, die Noa dadurch mit ihrer Mutter verbringen konnte, hat eine Distanz zwischen ihnen aufgebaut, die Noa spürt und die sie ihre Mutter spüren lässt. Dennoch hat sie sich für den Urlaub mit ihrer Mutter entschieden, anstatt sich ihren Freundinnen anzuschließen, da Noa sich nicht einmal sicher ist, ob sie diese Mädchen als Freundinnen bezeichnen sollte. Das Einzige, worauf Noa sich freut, ist die Ruhe in der Natur und auf ihre Leidenschaft, die sie dort mal richtig ausleben kann: das Fotografieren.
*Oder doch nicht so einsam…?*
Als die drei dann endlich ankommen, bemerken sie, dass das kleine Häuschen eine richtige Überholung nötig hätte und entschließen sich zu renovieren. Während sie in der Dorfkneipe zu Abend essen, bekommen sie auch gleich einen Helfer: David, der scheinbar der Sohn der Wirtin ist, wird sie beim Renovieren unterstützen. Zunächst scheint er kein Interesse an Noa zu haben, doch irgend etwas war da doch? Aber kann Noa sich wirklich wieder auf eine neue Liebe einlassen, nachdem… was passiert ist?
*Spukt’s?!*
Genau das glauben Noa und David, die aus Spaß Gläserrücken spielen, und dabei anscheinend Kontakt zu einem verstorbenen Mädchen aufnehmen, das auf dem Dachboden dieses Hauses umgebracht wurde. Einbildung - oder hat da wirklich ein Geist zu ihnen gesprochen? Noa geht es nicht mehr aus dem Kopf, und so findet sie zusammen mit David heraus, dass sich vor Jahren wirklich ein nie aufgeklärter Mord zugetragen hat. So kann sie also losgehen, die Suche nach dem Mörder und der Wahrheit!
*Nur zu empfehlen!*
Kann ein Buch gruselig und romantisch zugleich sein? Isabel Abedi hat es jedenfalls geschafft, ohne dass ein einziges Chaos aus der Geschichte wird. Ein wenig störend fand ich zunächst noch die Anhäufung der vielen verschiedenen Einzelheiten, die unwichtig erscheinen und das Buch sinnlos voll stopfen. Doch ergeben alle diese Dinge im Nachhinein einen Sinn, sodass ich zugeben musste: Nicht schlecht, nicht schlecht! Besonders gefiel mir auch, dass passende Tagebucheinträge des ermordeten Mädchens Eliza am Kapitelanfang zur Einleitung dienen, die mal richtig poetisch klingen und mal einfach nur wunderschön sind. Auch die Charaktere werden einem durch geschickte Beschreibungen und passende Verknüpfungen sehr nah gebracht. Das Buch „Whisper“ von Isabel Abedi wird also auf jeden Fall kein Fehlgriff sein. Man sollte sich nur davor hüten, es allein auf dem Dachboden zu lesen… Buh!