Der Fliegenmensch und andere Stories
Buchautor: T. C. Boyle
Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner
The author of this book… Thomas Coraghessan Boyle ist ein zeitgenössischer Schriftsteller aus den USA. Bei uns vielleicht noch relativ unbekannt, in Amerika gehört er dagegen zu den meistgelesenen und bekanntesten Erzählern.
Als ich auf dem Buchklappentext von Der Fliegenmensch die Beschreibung „Sechs wilde, absurde Erzählungen voll von schwarzem Humor“ las, war ich schon sehr gespannt… denn literarischen Kontakt mit dieser Art von Humor hatte ich bisher selten – aber warum sollte man nicht etwas Neues ausprobieren :-)?
*Zwischen Inhaltsverzeichnis und Quellennachweis…*
Erstmal: Es sind wirklich sechs Geschichten ;-), völlig unterschiedlichen Charakters. Zum Beispiel die Titelgeschichte über den ruhmsüchtigen Fliegenmensch Zoltan, der im rosa Trikot und roter Badekappe würdevoll bei einem Agenten hereinspaziert und ihm einfach erklärt, dass er alle Rekorde brechen will – alles für den Ruhm. Dieses unstillbare Verlangen wird ihm letztendlich zum Verhängnis. Ein totales Gegenstück ist die Satire „Ein Herz und eine Seele“ über die bekannte Fernseh-Hündin Lassie aus der Friede-Freude-Eierkuchen-Welt. Wiederum anders ist das „Ende der Nahrungskette“, wo mit einer neuen Perspektive die klassische Geschichte vom Eingreifen des Menschen in den natürlichen Kreislauf aufbereitet wird. Das Insektizid DDT wurde gegen diverse Insektenarten eingesetzt, das zog aber leider auch eine völlig nicht einkalkulierte Kettenreaktion nach sich. Eine Art Tagebuchführung war „Der Polarforscher“, wo die Szenen zwischen dem Kapitän und den Eskimos hin und her springen. Stichwort Hungertod. Dann noch „Großwildjagd“, wo der Herr in einem Möchtegern-Safaripark endlich seinen Kindheitstraum erfüllen will – jagen. Löwen, Elefanten, Gazellen erschießen. Nicht eingerechnet war, dass Tiere sich auch wehren können. In der zeitlosen Geschichte, meiner persönlichen Lieblingsgeschichte, Greasy Lake, geht es um drei 19-jährige Jungs, die von sich und ihrer gefährlichen Ausstrahlung absolut überzeugt waren. Zumindest bis zu dem Abend, wo sie sich darüber klar werden, dass „böse sein“ auch in Schlägerei, zerschlagenen Autos, in See liegenden Toten und völliger Angst ausarten kann.
*Meine Bewertung*
Nun, das Buch ist, kurz gesagt: „schön anders“. Absurd, aber (zumindest teilweise) sehr, sehr tiefsinnig. Auf seine Weise humorvoll, aber auch traurig. Jede Geschichte für sich bemerkenswert und auf jeden Fall einprägend.
Ich muss aber auch sagen, dass es schwer war den Einstieg zu finden. An manchen Stellen fragte ich mich sogar, wie man solche Sachen witzig und eine Pointe finden kann. (Gut, bei manchen Sachen frage ich mich das immer noch, aber egal. *g* Die Grad zwischen schwarzem Humor und schlechten Witzen liegt ja bei jedem anders.) Boyles Nachwort hilft dann ungemein ^^, ein paar hilfreiche Stützen am Anfang müssen erlaubt sein ;-)…
Es sind, wie gesagt, Kurzgeschichten. Daher ist „Der Fliegenmensch“ nicht mit einem „normalen“ Roman zu vergleichen. Die Handlungen einiger Geschichten sind sehr kompakt. Andere „besitzen“ scheinbar gar keine, denn sie sind eher wie ein kleiner „Einblick“ in eine abgehobene Welt. Man lebt einfach für kurze Zeit bei den Hauptfiguren, fühlt förmlich ihre Gedanken. Deswegen empfehle ich, Boyles Stories nur „Stück für Stück“ zu genießen, denn man hängt in Gedanken noch viel zu sehr an der alten Geschichte um in eine neue eintauchen zu können. Man spürt nach dem Lesen geradezu, wie jede Geschichte auseinander genommen wird – um die Gedanken des Autors besser nachzuvollziehen. Müsste ich das Buch kurz beschreiben, so würde ich einfach sagen: Es ist amüsanter, aber auch lehrender Sarkasmus.
*Fazit:*
Buch besorgen, abtauchen und Kurzgeschichten lieben lernen :-)!
Autorin / Autor: lydia1991 - Stand: 9. Mai 2006