Lillis Vater ist Entomologe, das bedeutet, dass er Insekten erforscht. Sein Beruf zwingt ihn nun dazu, für einige Monate nach Gambia zu reisen und dort Forschungen über eine Mückenart anzustellen, die bei den Menschen für eine furchtbare Krankheit verantwortlich ist.
Lilli ist deswegen sehr enttäuscht. Gerade steht der erste Schultag auf dem Gymnasium bevor, und da ihre Mutter vor einigen Jahren gestorben ist, fühlt sie sich nun erst einmal ganz schön im Stich gelassen. Doch Lillis Vater verspricht ihr, per E-Mail mit ihr in Kontakt zu bleiben und ihr so oft wie möglich zu schreiben. So entsteht zwischen Vater und Tochter ein spannender, abenteuerlicher E-Mail-Austausch. Gegenseitig schreiben sie von ihren Alltagserlebnissen, nehmen Anteil an den Erfahrungen des anderen und warten gespannt auf die jeweilige Antwort. Lilli erzählt von ihrer neuen Schule, ihrer Formel-1-süchtigen Großmutter, Lillis Vater erzählt von einem kleinen Mädchen namens Almesi, welches an der Krankheit, die er erforscht, erkrankt ist, und nun auf Medizin hofft. Durch Almesis Schicksal verfolgt Lilli gespannt, wie ihr Vater versucht, den Menschen durch seine Forschungen weiterzuhelfen. Wird es Lillis Vater gelingen, ein Mittel gegen die Flussblindheit zu finden?
*Blick auf unterschiedlichste Welten*
Die Geschichte von Lilli und ihrem Vater spielt sowohl in Deutschland als auch in Afrika. Durch die E-Mails der beiden wird die räumliche Entfernung leicht überwunden. Doch der Alltag, in dem sich die beiden befinden, könnte nicht verschiedener sein, und der kulturelle Gegensatz zwischen den beiden Ländern kann nicht so leicht überwunden werden. Lillis Alltag wird vielen Lesern ganz selbstverständlich und normal erscheinen. Wenn Lillis Vater Hanno aber erzählt, wie es ihm in Afrika ergeht, dann ist das sehr exotisch und fremd. Das Leben in Afrika läuft nach ganz anderen Regeln ab. Die Menschen sind arm und die medizinische Versorgung schlecht. Wer Hilfe braucht, muss weite Strecken auf sich nehmen und benötigt Geld, dass die Menschen hier häufig nicht haben. Dennoch verzweifeln die Menschen nicht, sondern machen das Beste aus der Situation. Spielzeug für die Kinder wird selbst hergestellt, und wenn es drauf ankommt, packen alle zusammen mit an. Die Gemeinschaft spielt im Alltagsleben eine ganz besondere Rolle.
*Man fiebert mit*
„E-Mails aus Afrika“ ist ein gelungenes Buch aus der Feder von Sigrid Heuck, die sich schon in mehreren ihrer Jugendbüchern mit dem Alltag in fernen Ländern beschäftigt hat. Auch hier entführt sie den Leser in einen ihm fremden Alltag. Durch Lillis Beschreibungen ihres Lebens erfährt der Leser aber gleichzeitig auch viel Vertrautes. Wenn Lilli von der Situation in ihrer Klasse erzählt, und davon, dass ihr Freund Aki wegen seiner Hautfarbe ausgeschlossen wird, dann spricht Heuck damit ein Thema an, das viele Leser in solcher oder ähnlicher Form schon einmal in ihrer unmittelbaren Umgebung beobachtet oder sogar erlebt haben. Durch den ständigen Wechsel der Erzählperspektive wird die Geschichte für den Leser sehr kurzweilig und spannend zu lesen. Man möchte mehr über Lillis Geschichte erfahren, beispielsweise, ob es ihr gelingen wird, sich in die neue Klasse zu integrieren. Auf der anderen Seite fiebert man mit Lillis Vater mit, der in Afrika so manches Abenteuer besteht und ihr dann auch immer wieder von Almesis Schicksal berichtet. Durch das Mitgefühl, dass Lilli für Almesi empfindet, wird eine Verbindung zwischen den beiden Lebenswelten geschaffen, was ich persönlich sehr spannend fand. Zudem erfährt man aber auch sehr viel über Afrika und seine Menschen. Besonders intensiv wird man mit dem Krankheitsbild der Flussblindheit konfrontiert, und wie diese das Leben der von ihr betroffenen Menschen bedroht und verändert. Sigrid Heuck zeigt aber auch einen Weg auf, den Menschen in Afrika zu helfen. Zum einen durch Forschung und medizinische Hilfe direkt vor Ort, zum anderen aber auch durch Hilfe zur Selbsthilfe. Das erfahren wir durch Almesis Mutter, die Stoffreste benötigt, um dann daraus Puppen anzufertigen, durch deren Verkauf sie wiederum Geld für Arzneimittel bekommt.
Gerade durch diese vielen Informationen, die der Vater Lilli in seinen Mails gibt, kann man sehr viel lernen, ohne dabei belehrt zu werden. Man erfährt sehr viel von Afrika und den Menschen und wird über das ein oder andere sehr viel nachdenken. Die Mischung aus interessanten und für die meisten Leser neuen Fakten und die schön zu lesende, spannende Geschichte sorgen dafür, dass beim Lesen die Zeit verfliegt und man den Kontakt zwischen Vater und Tochter neugierig bis zum wunderschönen Ende mitverfolgt.
Autorin / Autor: taliana - Stand: 7. August 2007