Das Märchen vom Ziegendorfer Senioren-Städtchen

Einsendung zum Wettbewerb U 20 - Ü 60

Beschaulich träumte am 08.10.2017 ein 618 Einwohner-Dörfchen im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns vor sich hin.
Die meisten Dorfbewohner waren über 50 Jahre.
Fast alle jungen Leute zogen weg in die Großstadt.

Zu der Zeit dachte ein mächtiger amerikanischer Investor in seinem New Yorker Büro über neue Geldquellen nach.
Er guckte auf eine Landkarte von Deutschland.
Las Statistiken und absonderliche Pläne der deutschen Regierung zum Demografischen Wandel.

Und als er so verglich, wie die Mieten in den Großstädten Berlin und Hamburg steigen,
wie wenig Rente die alten Menschen in Deutschland bekommen werden und welchen
Mangel an Pflegekräften es gab, kam ihm eine goldene Idee.

Er rief seinen Stararchitekten an und gab ihm den Auftrag eine seniorengerechte kleine Stadt für 3000 Senioren und Personal zu entwerfen.
Alles musste dieses Städtchen auf einem (für amerikanische Verhältnisse kleinen und billigen) 60 km² Grundstück bieten: Schwimmbad, Fitnessstudios, Kultur, Friseursalons, Restaurants, Bildungseinrichtungen, Parkanlagen und so weiter.

Es dauerte nicht lange und der Stararchitekt hatte die Pläne für ein wunderschönes Senioren-Städtchen (sechs mal so groß wie die berühmte Neverland-Ranch) fertig.

Der Amerikaner kaufte ein 60 km² Grundstück zwischen Berlin und Hamburg.

Eine Stunde Zugfahrt von Berlin, nur 45 Minuten Zugfahrt von Hamburg und 91 Minuten von Magdeburg entfernt.

Und weil die Beamten in dem Landkreis im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns sehr wenig zu tun hatten und froh waren Arbeitsplätze zu bieten, wurde das
Senioren-Städtchen auch ganz schnell genehmigt.

Der Amerikaner quartierte sich mit seinen Architekten und sechs Geschäftsleuten nahe des Dörfchens ein, um das Baugeschehen genau zu beobachten.

Zur gleichen Zeit wohnte in Berlin ein altes Ehepaar.
Obwohl Sie Ihr Leben lang arbeiteten, er als Fleischer und sie als Verkäuferin, bekamen sie nur jeder 800 Euro Rente.
Die Miete ihrer Wohnung in Charlottenburg wurde teurer, die Strompreise und Lebensmittelpreise stiegen.
Sie waren allein, ihre Kinder arbeiteten im Süden von Deutschland.

Hans (65 Jahre) und Grete (63 Jahre) waren noch rüstig.
Sie hatten in einem Seniorenclub und Sportclub soziale Kontakte.
Aber schön, so richtig schön, war ihr Leben nicht.
Sie mussten sparen und sparen.

An einem sonnigen Herbststag, es war der achte Oktober 2019, saßen Hans und Grete im Wohnzimmer.
Es gab eine Zeitungsanzeige "Wir erfüllen jedem, über 60 Jahre, drei Wünsche. ... ".
Drei Wünsche?
Gesund waren Hans und Grete noch, aber es fehlten ihnen die finanziellen Mittel, sich ihr Leben wie im Schlaraffenland zu gestalten.

Also nahmen Sie das "Angebot" an und fuhren mit dem Zug eine Stunde von Berlin nach Ludwigslust.
In Ludwigslust wurden Sie von einem freundlichen Busfahrer empfangen.
Er war so alt wie sie und arbeitete noch.

Was nun folgte war für Hans und Grete wie im Märchen.
Sie waren, nach 20 Minuten Busfahrt, in einem wunderschönen Ort.
Ein Amerikaner, Herr Egg,  begrüßte sie sehr freundlich.
Er fragte nach ihren Wünschen und Plänen für die Zukunft.
Und was die beiden auch sagten, alles ortsbezogene konnte Herr Egg ihnen erfüllen.

Herr Egg zeigte ihnen, welche Vorteile diese Wohnanlage bot.
Ärzte, Dienstleistungen und Freizeit-Angebote, hier gab es alles, was sich Hans und Grete wünschten.
An einem kleinem See und im Park wuchsen sogar Palmen.
Auch andere seltene Pflanzen, aufgrund des Klimawandels wurde es ja nicht mehr unter 10 Grad.
Auf den Straßen fuhren kleine 25 km/h Elektroautos.
Strom gab es sehr günstig aus einem nur 200 km entfernten Windpark in der Ostsee, Mecklenburger Bucht.

Das einzige, was es hier nicht gab, war Stress, Dreck, Autolärm.
Die Häuser, mit kleinen Wohnungen, waren alle nur dreigeschossig.
Und Herr Egg erklärte, alles basiert auf einem modernen, kostengünstigen Bauverfahren.
Alle Häuser sind umweltschonend.

Viele Menschen, welche hier für 3000 Senioren arbeiteten, kamen aus Berlin, Hamburg und Magdeburg.
Aber es gab auch viele Arbeitskräfte aus Indien, Indonesien und Vietnam.
Alle Angestellte boten eine Kombination aus Empathie, Engagement und jeweiligem Fachwissen, waren qualifiziert und geschult.

Hans und Grete waren begeistert von dem Freizeitangebot.
Hier konnte man allein sein, man konnte aber auch einfach seinen Interessen in Gesellschaft nachgehen.
Und wenn sie sich mal wieder nach der Berliner Luft sehnen würden, in einer Stunde Zugfahrt wären sie in Berlin.

Weil dieses Märchen gut endet, hier weder Goldesel noch Sterntaler Fiktion sind, was glauben Sie, kostet ein solches Paradies-Leben Hans und Grete?
Sie lebten glücklich bis an das Lebensende im Ziegendorfer Senioren-Städtchen.

Weiter

U20 - Ü60 - So wollen wir zusammen leben

*Einsendeschluss!* Nun werden die Texte gezählt, gesichtet, sortiert, gestapelt und veröffentlicht. Und während die Jury liest, könnt ihr den Publikumspreis per Voting ermitteln!

*Bitte lesen!!!*: Teilnahmebedingungen

Die Jury

Schöne Preise für die schönsten Einsendungen

Worum geht es im "Wissenschaftsjahr 2013 - Die demografische Chance"?

Die Siegerehrung zum Wettbewerb "U20-Ü60"

Es war schwer, aber die Jury hat entschieden...

Autorin / Autor: Sonja, Käthe, Edda