Leihst du mir deinen Blick
Autorin: Valérie Zenatti
Eine schöne und rührende Geschichte über eine schwierige Freundschaft zwischen Jerusalem und Gaza
„Leihst du mir deinen Blick?“ von Valérie Zenatti erzählt von einer Freundschaft zwischen einer Israelitin und einem Palästinenser, die sich trotz der Verfeindungen ihrer Völker zu entwickeln versucht.
Tal ist ein 17-Jähriges Mädchen, das in Jerusalem wohnt. Oft bekommt sie von Anschlägen in der Stadt mit und hört die Nachrichten, die von den Opfern berichten. Doch als ein Selbstmordattentat in ihrer Straße passiert, wird sie nachdenklich und beginnt zu fragen, warum all dies geschehen muss. Sie hält an ihrem Glauben fest, dass eine Freundschaft zwischen den Israeliten und Palästinensern bestehen kann. Deshalb schreibt sie eine Flaschenpost und gibt sie ihrem Bruder mit, der im Gazastreifen stationiert ist. Dort soll er sie ins Meer werfen. Sie hofft, dass ein in etwa gleichaltriges, palästinensisches Mädchen ihr antworten wird. Dafür hatte sie sich auch eine eigene E-Mailadresse eingerichtet.
Zu ihrer Freude antwortet tatsächlich jemand, allerdings ist es ein junger Mann. Er nennt sich ‚Gazaman’, und verspottet ihre Hoffnung auf ein Ende des Krieges. Doch Tal gibt nicht auf und schreibt mehrmals zurück, als er nicht wieder antwortet.
Ihre Geduld und ihr Verständnis verblüffen ihn, sodass es doch zu einem E-Mailaustausch kommt. Doch als nach einem Attentat in Jerusalem keine Nachricht mehr von Tal kommt, fängt Gazaman an, sich ernsthafte sorgen zu machen. Das Mädchen scheint ihm wichtiger geworden zu sein, als ihm lieb ist.
Die Geschichte spielt im Jahre 2003 in Jerusalem und im Gazastreifen. Sie handelt vom Konflikt zwischen den Israeliten und den Palästinensern. Beide Seiten werden angesprochen, die Probleme der Israeliten, die mit den vielen Attentaten zu kämpfen haben, aber auch das Leben der Palästinenser, die unter starken Einschränkungen und Kontrollen leiden und von ihrem früheren Wohnort vertrieben wurden.
Beide Völker sind der Meinung, dass ihnen das Land rechtmäßig zugehört. Die Juden begründen dies, dass Israel das Land ihrer Väter sei, und sie die ersten Siedler waren. Die Muslime meinen dagegen, dass ihnen das Land zustünde, weil sie schließlich die letzten dreizehn Jahrhunderte dort gelebt hatten.
*Mitreißend und rührend*
Das Buch behandelt ein sehr interessantes und auch aktuelles Thema, spielt es doch auch im 21.Jahrhundert. Man erfährt viele Informationen, die von beiden Seiten beleuchtet werden. Es fällt einem leicht, sich in die Situation beider Völker hineinzuversetzen und man erkennt die Problematik des Konflikts.
An den Schreibstil muss man sich eventuell erst gewöhnen, da es in Brief und E-Mailform geschrieben worden ist. Tagebuchmäßig wird die Geschichte erzählt. Doch wenn man sich nach einigen Kapiteln daran gewöhnt hat, stört das nicht mehr. Vielmehr verdeutlicht es die Gefühle der einzelnen Personen und kann einen durchaus zu Tränen bewegen.
Die Autorin versteht es, den Leser mitzureißen und auf den Nahen Osten aufmerksam zu machen, gleichzeitig bietet sie einem jedoch auch eine schöne und rührende Geschichte von einer Freundschaft, die trotz aller Probleme entstehen kann.
Autorin / Autor: auro - Stand: 23. September 2008