Ein Dorf am Meer
Autorin: Paula Fox
Wir sehen auf dem Umschlag ein Meer mit Möwen, ein Boot und eine Person, die ihre Hände in das Meerwasser taucht... Genießt ein wunderbares Buch für Kinder und Erwachsene, findet euch selbst wieder und taucht ein in das Buch "Ein Dorf am Meer" von Paula Fox.
Die Erzählung handelt von Emma, die aufgrund der schweren Herzkrankheit ihres Vaters für zwei Wochen zu ihrer Tante Bea und ihrem Onkel geschickt wird, da die Mutter dem Vater beistehen muss und um die Situation für Emma maßgeblich zu erleichtern. Die schwere Thematik wird mit Feinheit und Sensibilität behandelt. Wie es Emma zunächst alles fremd erscheint und wie es sich wandelt und verständlich wird... Die Feststellung von Wahrheiten mit ihrem kindlichem Charme gibt uns selbst gleichsam positive Anreize für die Umsetzung ins eigene Leben. Auch Dinge wie das geheime, stets versteckte Tagebuch werden wieder aufgegriffen, und wir erinnern uns an die Zeiten, in denen wir vielleicht selbst einmal dachten, ein Tagebuch zur Hand zu nehmen und an unsere Gefühle, die damit verbunden waren. Man genießt förmlich die Direktheit der Neugierde, die stets ausgesprochenen Fragen und die geforderten Antworten.
Zudem wird die Gemeinsamkeit zwischen teilweise sehr unterschiedlichen Dingen und Personen, wie Emma und Tante Bea, hervorgehoben. Die angestrebte Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die sich ergibt, zeigt, wie wichtig es ist, auch in schwierigen Zeiten "ein gutes Herz", das intensive Kümmern und die Fürsorge füreinander zu bewahren. Das Buch macht aus der Welt eine Welt, die trotz allem bunte Farben und deren Schönheit bewahrt. Aus allem wird ein kleines Abenteuer ("Fahrt im Autowind"), denn Emmas Onkel ist ein erfrischend neugieriger und herzlicher Mensch.
Traditionelle Reime und Lieder, die Betonung der Kunst werden eingeführt und Emma bekommt dadurch Freude. Doch Emma vermisst ihre "Emmafamilie", d.h. ihren Vater und ihre Mutter. Ablenkung erhält sie durch die Entdeckung unwichtig erscheinender Details. Es werden Gedanken über die kleinen Wunder des Lebens geschaffen. Das Buch ruft dazu auf, nicht an Vorurteilen und Einordnungen festzuhalten und dadurch in einem eingefahrenen Lebensstil zu verharren. Als z.B. Tante Bea die aus Sand erbaute Stadt zerstört, wird das Ganze umgedeutet: man besitzt ja immerhin noch die wertvollen Erinnerungen auf Bildern... und das Seltsame, dass Tante Bea glaubt, es gäbe einen Unterschied in der Schreibweise zwischen "Blättern" des Baumes und "Blättern" zum Schreiben, ruft uns zu notwendiger Toleranz auf, Dinge auch nicht immer so ernst zu nehmen. Es ist wichtig, seinen Eigensinn zu bewahren und seine eigene Wahrnehmung(-sweise) gegenüber der Welt zu entwickeln. Man kann sich an "das andere" gewöhnen und durch Achtung gegenüber anderen ein guter Mensch sein. Zudem wird auch gezeigt, wie schön unsere Umgebung und auch Naturverbundenheit als Erfahrung sein kann. Tante Bea weist auch etwas auf, was zunehmend in Vergessenheit gerät: Es ist wichtig zu wissen, was einem guttut und was einem eben "schlechttut". Man muss den Weg zu sich selbst finden, eine gewisse Sicherheit dabei an den Tag legen. Zudem sollte man an seinen Träumen festhalten und diese in seinem Inneren festhalten (Symbol der "Sandstadt").
Das Buch hat ein gutes Ende. Beas Vater ist auf dem besten Weg der Erholung und der gesamten Familie geht es besser. Dies ist mir wichtig zu "verraten", damit ihr sorgenfrei und mit Lesegenuß auf dieses Buch zugehen könnt. Ich kann es euch nur empfehlen...
*Erschienen im: Boje-Verlag*
Autorin / Autor: zitronenbuch - Stand: 29. September 2008