Der letzte Ork ist der zweite Teil des wunderschönen Romans "Der Letzte Elf". Wer glaubt, dies sei der hundertausendste Herr-der-Ringe-Abklatsch und die eine millionste Ausschlachtung von Geschöpfen, die andere sich ausgedacht haben, liegt ganz falsch. Silvana de Maris Geschöpfe sind etwas ganz eigenes und individuelles und haben nur wenig gemein mit den überedlen oder grundbösen Wesen Tolkiens oder ihrer zahlreichen schlechteren Kopien.
Überhaupt könnte einen der Titel langweilen, wenn sich nicht etwas ganz anderes dahinter verbergen würden, als man zuerst meint. Der letzte Ork ist - wie auch der letze Elf - ein ganz wunderbares Buch und ein ganz untypischer Fantasyroman, der in erster Linie die Leser bedient, die neben einer packenden Handlung auch Gefühle hautnah durchleben wollen. Die Rede ist nicht von kitschigen Liesbesszenen und schmachtenden Schönheiten, sondern von Angst und Hass, von Unsicherheit udn Demütigung, von Hoffnunslosigkeit und Hoffnung.

Wie "Der letzte Elf" ist auch "Der letzte Ork" ein sehr emotionales Buch, das starke Gefühle hervorruft und nicht selten folgt beim Lesen dieses Buches auf ein schallendes Lachen eine verstohlene Träne, denn die Autorin versteht es mit ihrer Sprache und Figurenzeichnung den Leser wirklich mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen.

Dabei geht es natürlich nicht hauptsächlich um große Gefühle, sondern - wie schon im letzten Elf - eigentlich um große gesellschaftliche Themen: Toleranz, Gleichberechtigung und die Utopie eines friedlichen Zusammenlebens.

Eine mitreißende Geschichte mit einem - oder besser gesagt zwei hinreißenden Helden und vielen überraschenden Wendungen, die bei aller Tiefgründigkeit vor allem eins ist: ein unglaublich spannender und toll geschriebener Fantasyroman, der einen Eragon locker in die Tasche steckt und darum verdient hätte, noch viel erfolgreicher zu werden.