Arkadien, Band 1: Arkadien erwacht
Autor: Kai Meyer
Bikinis und Maschinengewehre
Die siebzehnjährige Rosa fliegt von New York aus in ihre alte Heimat Sizilien. Um zu verarbeiten. Um zu vergessen. Um zu entspannen. Doch von Entspannung kann nicht die Rede sein, wenn sie einen Tag nach ihrer Ankunft mit auf die Beerdigung des Bosses des Carnevares-Clans muss. Bei der Trauerfeier ist sie erstaunt, den Jungen, den sie im Flugzeug kennengelernt hat, wieder zusehen. Alessando hatte ihr beim Flug nur gesagt, dass er wegen „Familienangelegenheiten“ auf die italienische Insel fliege, aber Rosa steht ihm nun gegenüber, um ihm ihr Mitleid auszusprechen, denn er ist der Sohn des verstorbenen Mafiabosses. Die beiden verstehen sich gut, denn beide hatten schon lange nicht mehr viel mit den Mafiageschäften ihrer Familien zu tun.
Doch Rosa gehört zur Familie der Alcantaras und Alessandro zu den Carnevares und sollten somit nicht gerade Freunde sein. Eher das Gegenteil.
Alessandro lädt Rosa ein paar Tage später zu einem Ausflug auf eine familieneigene Insel ein und sie fühlt sich immer wohler in seiner Gesellschaft. Doch als sie auf der Insel herumstreifen und in einer alten Villa ein angekettetes Mädchen entdecken, wird ihr schon mulmig. Ihre Laune sinkt noch weiter als sich herausstellt, dass Alessandro sie nur zu seinem eigenen Schutz mitgenommen hat, um den Killern seines Onkels zu entkommen. Denn als nächster Verwandter des Verstorbenen würde er der neue Anführer des Carnevares-Clans sein, was sein Onkel aber verhindern will. Dieser wollte ihn wahrscheinlich auf der Insel umbringen lassen, da aber eine Person eines anderen Clans mit dabei war, konnten die Bikinimädchen mit ihren Maschinengewehren nicht zum Einsatz kommen, um den ungeliebten Erben zu beseitigen. Doch die Erbschaft eines Mafia-Clans ist nicht das einzige Geheimnis, das Alessandro in sich trägt. Und auch Rosa entdeckt an sich eine ganz neue Seite.
Untypisch und besonders
Schon der Auftakt der neuen Mehrteilerserie von Kai Meyer ist ein richtiger Knaller. Fast poetisch geschrieben, aber doch nicht übertrieben, dass es langweilig würde. Spannend und unvorhersehbar. Vor allem aber: Untypisch. Es ist nämlich keine Romeo-und-Julia-Geschichte, wie der Klappentext vermuten lässt. Es ist aber auch keine dahinplätschernde Normalo-Romanze. „Kai Meyer und seine Figuren verweigern sich (eben jeder) Schublade“ (New York Times). Mir hat vor allem Rosa als Person gefallen, da sie überhaupt nicht zu durchschauen, manchmal nicht einmal zu verstehen ist. Ihr Sinn für schwarzen Humor und ihre vielen Eigenarten machen sie besonders. Aber auch andere Figuren haben einfach Charme: zum Beispiel Fundling, auch wenn er nur Chauffeur ist und selten vorkommt.
Kai Meyer hat wieder einmal bewiesen, dass er einer der besten Autoren Deutschlands ist, ein richtiger Zauberweltenerfinder und Gedankenbildermaler.
*Erschienen bei: Carlsen*
Weitere Rezensionen von Jugendbüchern >>
Autorin / Autor: sanny - Stand: 26. Oktober 2009