Die DDR - Zwischen Mauer, Trabi und Club-Cola
Manfred Schwarz
Hintergrundwissen zu einem bedeutenden Ereignis in der deutschen Geschichte
Der DDR und ihr Zerfall, eines der Abithemen in Niedersachsen im nächsten Jahr. Die Geschichtsbücher dazu sind langweilig. Haben ausschließlich Texte und Quellen und kaum Bilder. Kein wunder, dass da wenig Lust gemacht wird. Hinzu kommt: Hat man mal nicht richtig aufgepasst oder einen schlechten Lehrer versteht man das Buch nur zur Hälfte. Wer träumt da nicht manchmal von einem Buch mit Bildern und verständlichen Fakten. Ein wenig Unterhaltung wäre auch nicht schlecht. Ist so ein Buch nur der Traum geplagter Schüler?
Nein! Manfred Schwarz zeigt, dass es auch anders geht. In seinem Buch dominiert Farbe. Die Kapitel sind nach Themen sortiert und zusätzlich durch einen farbigen Balken kenntlich gemacht. Neben den Texten stehen bunt unterlegte Infoboxen. Zeitzeugen, Zitate statt Quellen prägen das Bild. Das Buch ist auf einer anderen Ebene als die Geschichtslehrwerke. Das wird schon gleich am Anfang klar.
Statt einer Auflistung von Daten nach dem Motto "Was war vor der DDR?", steht ein Interview mit Marianne Birthler, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Birthler lebte selbst in der DDR und war in der Opposition (= "Gegner") tätig. Heute kümmert sie sich darum, dass die Akten der Stasi aufgearbeitet werden. Sie erzählt wie es ihr in der DDR erging, warum es keine Demokratie gab, auch wenn sich hinter DDR "Deutsch demokratische Republik" verbirgt und schildert ihre Eindrücke vom Mauerfall.
Wer nun ein langweiliges Inhaltverzeichnis erwartet wird überrascht sein. Unter dem Titel "Blitzlichter aus 28 Jahren deutsch-deutscher Geschichte" ist jedes Kapitel mit einem Foto vertreten. Den Anfang macht eine Karte der 4 Berliner Sektoren gefolgt von einem durchgestrichenen Kapitalismus-Schild und dem bekannten Zitat "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten". Ein Kapitel ist dem Trabi gewidmet, ein anderes trägt die Aufschrift "geheim" und berichtet über die Stasi-Akten. Plattenbau und Grenzzone sowie das Zitat "Das wird ein Knüller – Eine Pressekonferenz, die Weltgeschichte schreibt" kann man sehen. Zuletzt beschäftigt sich das Buch mit der Zeit nach der Wiedervereinigung und den "Mauern in den Köpfen".
Jedes Kapitel beginnt mit einem Bild und einer Zeitungsseite auf der die Kernfragen des Kapitels zusammengestellt sind. Danach kommt der Text. Der kann es locker mit einem Geschichtsbuchtext aufnehmen, ist aber verständlicher als so manche Quelle und sieht auch besser aus, Schaubilder und Karten sowie Witze peppen auch anspruchsvollere Themen auf. Politisch wird zwischen Demokratie und Republik unterschieden, eine Tabelle verdeutlicht, was am Kapitalismus anders ist im Gegensatz zur sozialen Marktwirtschaft.
Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, ist die Ebene, auf der es geschrieben wurde. Oft vergessen Geschichtsbücher, dass nicht nur große Politiker und Unternehmer das Weltgeschehen bestimmen, sondern auch Menschen wie "du und ich" an Ereignissen beteiligt waren, darunter litten, oder sich freuten. Manfred Schwarz stellt Fragen. Warum glaubte man, dass Planwirtschaft erstrebenswert sei? Wie fühlten sich die Menschen als eine Mauer sie plötzlich von Freunden und Verwandten trennte? Wie zufrieden waren die Menschen, versuchten sie ihre Lage zu verändern? Das und mehr versucht er durch Zitate und Zeitzeugenberichte zu verdeutlichen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Freizeitgestaltung und dem Alltag der DDR-Bürger.
Ich habe es außerdem als sehr positiv empfunden, dass die Ereignisse, die zur Teilung geführt haben genauso ausführlich behandelt wurden wie die Zeit nach der Wende. Ein Kapitel beschäftigt sich außerdem mit der heutigen Situation und fragt, warum eigentlich so viele Menschen in "Ossi" und "Wessi" denken.
Anfangs habe ich mich gefragt, ob ein Buch, dass eher nach Roman als nach Sachbuch aussieht mit einem Lehrwerk mithalten kann. Das schreibt nämlich der Verlag über "Die DDR – zwischen Mauer, Trabi und Club-Cola". Ich denke von den Informationen her ist es gut geeignet um die Geschichte der DDR und ähnliches fürs Abitur nachzuschlagen.
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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 21. August 2009