Harmonie über Unterschiede hinweg
Am 16. November ist der Internationale Tag der Toleranz
Leider ist das Wort "Toleranz" ist ein wenig aus der Mode gekommen, hipper sind inzwischen Begriffe wie "Null Toleranz" oder Kritik an angeblich "falscher Toleranz", mit denen zum Beispiel Stimmung gegen Menschen aus anderen Kulturkreisen oder mit anderer Lebensweise gemacht wird.
Schuld daran ist vielleicht die fälschliche Gleichsetzung dieses Werts mit Gleichgültigkeit, oder auch die Assoziation, dass, wer tolerant ist, sich alles gefallen lässt. Dabei ist Toleranz ganz und gar nicht passiv und geht weit über das gegenseitige "Sich-in-Ruhe-lassen" hinaus. Toleranz verlangt, dass man auch mal Abstand von sich und seinen Überzeugungen nehmen kann und Andersdenkende und Anderslebende respektiert. Toleranz ist in einer globalisierten Welt und in multikulturellen Gesellschaften so wichtig wie nie zuvor. Und gleichzeitig eigentlich auch so einfach zu lernen wie nie zuvor: Wir "befreunden" uns per Mausklick mit Menschen, die wir gar nicht kennen, sehen Videoclips vom anderen Ende der Welt und reisen in die fernsten Länder.
Am 16. November jeden Jahres möchte der "Internationale Tag für Toleranz" daran erinnern, wie essentiell Toleranz für das friedliche Zusammenleben von Menschen ist. In der "Erklärung von Prinzipien der Toleranz", die 1995 auf der 28. Generalkonferenz von den Mitgliedstaaten der UNESCO verabschiedet wurde, heißt es: "Toleranz ist Harmonie über Unterschiede hinweg. Sie ist nicht nur moralische Verpflichtung, sondern auch eine politische und rechtliche Notwendigkeit. Toleranz ist eine Tugend, die den Frieden ermöglicht, und trägt dazu bei, den Kult des Krieges durch eine Kultur des Friedens zu überwinden."
Praktizierte Toleranz bedeutet aber nicht, dass wir soziales Unrecht tolerieren oder unsere Überzeugungen aufgeben, so heißt es weiter in der Erklärung. Toleranz bedeutet für jeden einzelnen, dass er oder sie seine Überzeugungen frei wählen kann, aber gleichzeitig allen anderen die gleiche Wahlfreiheit zugesteht, was zugegebenermaßen manchmal nicht einfach ist, wenn man sich zum Beispiel die Positionen von Pegida, AfD oder anderen verbohrten Gruppierungen anschaut. Wenn wir uns aber zu Herzen nehmen, dass Toleranz bedeutet, dass alle Menschen, natürlich mit allen Unterschieden ihrer Erscheinungsform, Situation, Sprache, Verhaltensweisen und Werten, das Recht haben, in Frieden zu leben und so zu bleiben, wie sie sind, dann führen sich intolerante Bewegungen eigentlich selbst ad absurdum.
Werden alle Menschen gleichermaßen dazu erzogen, sich mit gegenseitigem Respekt und einer Anerkennung der menschlichen und kulturelllen Vielfalt zu begegnen und dieses Prinzip auch selbst erfahren und wertschätzen, sollten Intoleranz und mit ihr auch die daraus entstehenden Konflikte zum Randphänomen werden.
Dahin mag es ein langer Weg sein, aber der einzig begehbare in einer Welt, in der die Menschen - ob sie nun wollen oder nicht - immer enger zusammenrücken müssen.
Was bedeutet für dich Toleranz?
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. November 2017