Den Frieden lehren, nicht den Krieg
Ärztliche Friedensorganisation IPPNW spricht sich gegen Bundeswehr an Schulen aus
Nach den Protesten verschiedener Organisationen wie zum Beispiel dem Bundesjugendring und terre des hommes hat sich nun auch die ärztliche Friedensorganisation IPPNW dafür ausgesprochen, Kooperationen zwischen Bundeswehr und Schulministerien ersatzlos zu streichen, sprich die Werbung für die Bundeswehr im Unterricht abzuschaffen.
„Die Öffnung des Schulunterrichts für Programme der Bundeswehr ist mit einer Erziehung zu Frieden und Völkerverständigung nicht vereinbar“, erklärt die IPPNW-Vorsitzende Susanne Grabenhorst. Es stünde Deutschland knapp 100 Jahre nach Beginn des ersten Weltkrieges gut an, nicht den Krieg, sondern den Frieden zu lehren.
Schulen seien zivile Einrichtungen und sollten ihrer Verantwortung gerecht werden für eine Gesellschaft, in der Konflikte durch Kompromisse gelöst werden und nicht durch Gewalt. Die Erfolge von Mediation, ziviler Konfliktbearbeitung, demokratischem gewaltfreiem Wandel müssten den Schülern und Schülerinnen vermittelt werden - nicht aber die „beruflichen Chancen“ und die „Abenteuer und Grenzerfahrungen“ des Soldatenberufes.
Die Entscheidung, sich zum Militärdienst zu verpflichten sollte nicht von Jugendlichen getroffen werden, so der IPPNW. Im vergangenen Jahr seien aber 1.216 Jugendliche schon mit 17 Jahren zur Bundeswehr gegegangen, entweder als ZeitsoldatInnen oder als „freiwillig Wehrdienstleistende“ - immerhin 50 Prozent mehr als 2011. Der Preis für das vermeintliche "Abenteuer": Viele SoldatInnen, die in Kriegseinsätzen waren, kommen körperlich und seelisch versehrt zurück, ein Teil kommt gar nicht mehr nach Hause. Bei Auslandseinsätzen kamen seit 1992 insgesamt 102 Soldaten ums Leben. Insgesamt 20 Bundeswehrangehörige konnten dem Druck nicht standhalten und nahmen sich in Auslandseinsätzen das Leben. Beim Einsatz in Afghanistan kamen bisher 54 deutsche Soldaten um, so der IPPNW.
Aber auch das Risiko, bei Auslandseinsätzen krank zu werden sei hoch. Im September 2012 wurden von der TU-Dresden zusammen mit dem Psychotraumazentrum der Bundeswehr neue Zahlen zu traumatischen Ereignissen insbesondere der post-traumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei im Ausland eingesetzten Soldaten veröffentlicht. Fast die Hälfte von ihnen berichtete von mindestens einem traumatischen Ereignis. Das PTBS-Risiko nach der Rückkehr war auf das 2- bis 4fache erhöht, aber auch andere psychische Störungen traten vermehrt auf. Im Berliner Psychotraumazentrum wurden im Jahr 2011 bei 922 SoldatInnen posttraumatische Belastungsstörungen diagnostiziert, im Jahr 2010 waren es 1.458. Dabei wird angenommen, dass die Dunkelziffer in Wirklichkeit doppelt so hoch liegt.
Auch die Angehörigen wie Eltern, Verwandte und FreundInnen leiden unter dem Einsatz. Jedes dritte Kind, deren Elternteil in den Krieg zieht, werde psychisch krank und erleide Verhaltensstörungen, so berichten US-amerikanische Studien. Darüber hinaus gebe es Hinweise dafür, dass Soldaten, die im Auslandseinsatz waren, vermehrt straffällig werden und die Hemmschwelle für aggressives Verhalten in ganz alltäglichen Situationen sinke, schreibt die Friedensorganisation.
Um an den Schulen die Diskussion um die Bundeswehr erneut zu entfachen hat die IPPNW ein Informationsblatt für SchülerInnen zu "Risiken und Nebenwirkungen eines Bundeswehreinsatzes im Kriegsgebiet" herausgegeben, das ihr euch unten anschauen könnt.
Wirf einen Blick auf das Schülerinformationsblatt der IRRNW
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 25. November 2013