Mein Leben mit Migräne
Einsendung zum Schreibwettbewerb "KörperGEFÜHLE" von Marie, 20 Jahre
Das Fernsehen zeigt Sendungen und Dokumentationen, in denen es um Migräne geht. Die Ärzte empfehlen dringend Triptane (Arzneistoffe zur Akutbehandlung der Migräne) und Ruhe in einem abgedunkeltem Zimmer.
Dies funktioniert bei den meisten Betroffenen, doch es werden immer Patienten vorgestellt, die über 40 Jahre sind, in Rente gehen können oder es schon lange sind.
Was aber ist mit den jungen Patienten, die mitten in der Berufsausbildung stecken, oder aufgrund der Migräne nicht einmal ihr Abitur schaffen? Wie sieht ihre Zukunft aus? Darum geht es nie. Sie müssen alles selbst ausprobieren, die Ärzte schieben es auf die Pille, weil die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ja nichts anderes im Kopf haben, als saufen, rauchen und feiern. Dann sollen sie sich nicht über Kopfschmerzen wundern. Migräne in der Jugend wird beschönigt, in dem Alter hat man das Leben ja noch nicht hinter sich, da ist so etwas "normal". Und dann wird blöd geguckt, wenn man Depressionen bekommt und sich das Leben nimmt.
Bei mir ist das der Fall, ich bin 19 Jahre alt und leide seit 5 Jahren unter Migräne, war im Krankenhaus, auf Kur, habe etliche Medikamente nehmen müssen, bis ich innerhalb von zwei Monaten über 150 Tabletten genommen habe. Dann bekam ich einen Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz. Nun habe ich an mittlerweile 25 von 31 Tagen Kopfschmerzen und zwei mal in der Woche Migräne. Und das mit 19 Jahren. Diverse Antidepressiva, Antiepileptika, Muskelentspanner, Psychotherapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Atemtherapie, Maltherapie, antroposophische Therapien, stationärer Aufenthalt auf der Palliativstation, Psychosomatische Station. Und nun?
Ich musste in der 13. Klasse das Abitur abbrechen, dank meiner Migräne. Ich werde keine Ausbildung anfangen können, bis die Migräne in den Griff bekommen wird. Und der Kopfschmerz durch die Tabletten, denn das ist ein riesiger Teufelskreis: Ich nehme Tabletten gegen die Migräne, und die Tabletten verursachen den Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz. Dagegen nehme ich wieder Tabletten. Es geht immer so weiter, ich komme nicht mehr raus.
Immer hört und liest mal alles mögliche über Migräne. Was es für Wege gibt, die Schmerzen zu lindern. Bei mir hilft aber nichts. Ich habe Depressionen bekommen, wollte mir das Leben nehmen, ich hatte einige Suizidversuche.
Was mir und vielen Bekannten von mir fehlt, ist aber, was man macht, wenn die Schmerzen mit nichts zu lindern sind, und man aufgrund der Schmerzen nicht mal mehr in der Lage ist, sein Abitur zu schaffen?
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Autorin / Autor: Marie