Wie ich lernte, glücklich zu sein
Einsendung zum Schreibwettbewerb "KörperGEFÜHLE" von Sara, 14 Jahre
Wie lange habe ich in den Spiegel geschaut? Wie viele Stunden? Wie viele Minuten? Wie viele Sekunden? Wie lange habe ich mich gefragt, ob es okay ist, wie ich bin. Jetzt weiß ich, dass ich immer okay war. Dass ich nie wirklich zu dick war. Aber dieses Gefühl, als ich mich angeschaut habe. Ich war unglücklich. Es ist ein schreckliches Gefühl in einem Körper zu stecken, der nicht dem entspricht, was man sich vorstellt. Ich habe geweint, geschrien und wieder geweint. Weil Menschen gemein sind, und gemein zu mir waren. Sie sagten mir, ich sei fett und hässlich, und wäre weniger wert als die anderen, hübschen, dünnen Mädchen. Und ich habe es geglaubt. Ich wusste natürlich innerlich, dass diese Leute nicht recht haben. Dass ich etwas wert bin. Aber sie haben nicht aufgehört, bis ich mich selbst nicht mehr mochte. Das war der Moment, wo ich beschloss, dass sich etwas ändern musste. Mit meinem Aussehen, meiner Einstellung, meinem Selbstbewusstsein. Ich ließ meine Haare wachsen und nahm fünfzehn Kilo ab. Ich könnte jetzt lang und breit erzählen wie hart das war. Aber das entspräche nicht der Wahrheit. Ich wollte es. Ich hatte plötzlich, von einem Tag auf den anderen, das so starke Bedürfnis mich zu verändern, dass ich, und ich weiß wirklich nicht woher, unglaublich viel Kraft nahm, und es leicht war. Und jetzt? Bin ich zufrieden? Fühle ich mich wohl? Ja. Ich bin glücklich. Ich werde akzeptiert. Habe mehr Freunde. Nicht unbedingt wegen meinem Aussehen. Ich habe mich verändert. Bin in den letzten sechs Monaten ein anderer Mensch geworden. Ich war in Frankreich und in Italien in dieser Zeit. Die Menschen, die ich dort traf, wussten nicht, wie ich früher war, wie ich früher aussah. Und sie mochten mich. Ich bekam Komplimente. An einem Tag bemerkte ich, wie Jungs mir auf der Straße hinterher schauten. Ich bin selbstbewusst. Ich weiß, ich bin nicht das einzige Mädchen der Welt. Ich weiß, ich bin nicht das schönste Mädchen der Welt. Aber so, wie ich bin, bin ich gut. Wenn ich das etwas früher erkannt hätte, wäre es mir besser gegangen. Aber ich wäre auch ein anderer Mensch. Und das möchte ich nicht mehr. Ich möchte so bleiben, wie ich bin. Ich möchte nicht mehr auf meinen Körper reduziert werden. So haben die Menschen die Chance mich kennenzulernen, wie ich bin, wie ich aussehe, wie ich mich fühle! Nach allen diesen Schmerzen und Kämpfen, die ich mit mir selbst ausgetragen habe, fühle ich mich stärker. Mir ist jedoch auch klar geworden, dass ich noch lange nicht selbstbewusst genug bin. Ich lerne dazu. Und in kleinen Schritten. Mit jedem Tag. Werde ich ein bisschen glücklicher. Ein bisschen selbstbewusster. Ein bisschen mehr ich. Und es wird der Tag kommen, an dem mein Körper, und meine Seele, auf dem gleichen Level sind. Mein Körper ist schon da, wo meine Seele noch hin muss. Bei meinem neuen Ich. Bei einem neuen Menschen.
Alles über den Schreibwettbewerb
Autorin / Autor: Sara, 14 Jahre