Endless Story
Einsendung zum Schreibwettbewerb "KörperGEFÜHLE" von Lara, 15 Jahre
Vor einigen Jahren habe ich mich bei Facebook registriert. Alle meine Freunde hatten sich dort angemeldet und ich fand es einfach cool. Anfangs war alles noch in Ordnung. Ich habe Fotos mit meinen Freunden gemacht und sie dann hochgeladen. Sie wurden nur positiv kommentiert und mit Likes wurde ich quasi überschüttet.
Ich war der glücklichste Mensch der Welt, denn auch mit meinem Freund lief es gut.
Ein perfektes Leben, wie alle sagten. Das änderte sich jedoch recht schnell.
Vor den Ferien stritt ich mich mit meinem Freund. Ein Missverständnis seinerseits führte zum Ende unserer Beziehung. Eine Erklärung konnte ich ihm nicht mehr geben, denn er ließ nicht mit sich reden und dann fuhr ich zwei Wochen in den Urlaub.
Aber auch nach dem Urlaub war nichts beim Alten. Eher im Gegenteil.
Meine Freunde ignorierten mich und mein ehemaliger Freund schien mich vergessen zu haben. Ich stand vor einem Rätsel, was mir niemand erklären konnte.
Als ich dann eines Tages meinen Facebookaccount mit den Urlaubsbildern aktualisieren wollte, stellte ich fest, dass keines meiner früheren Bilder noch einen Like hatte. Auch die positiven Kommentare wurden gelöscht und durch total viele verletzende Worte ersetzt.
Meine Mutter wusste keinen Rat und auch der Rest meiner Familie sagte mir nur, dass ich mit meinen Freunden reden sollte.
Nach den Ferien, in der Schule, ging ich sofort zu meinen Freunden, diese jedoch hatten kein offenes Ohr für mich und zeigten mir nur die kalte Schulter.
Auch in den nächsten Tagen wurde ich von allen mit Schweigen, Kichern und Beleidigungen hinter meinem Rücken gestraft.
Mein Zustand verschlechterte sich jeden Tag immer mehr.
Ich verspürte immer öfter das Gefühl von Leere umgeben zu sein. In solchen Momenten wurde der Boden unter meinen Füßen zu einem großen schwarzen Loch. Ich fing an zu frieren. Die Einsamkeit erdrückte mich, ließ mich nach Luft schnappen. Die Wut ließ mich brennen und die Tränen liefen über meine Wangen.
Da dieses Gefühl mich immer öfter überkam, fand ich mich mit den Schmerzen ab. Ja, sie gefielen mir. Also sorgte ich mit dem Küchenmesser nach, wenn der erdrückende Schmerz der Trauer mich eine zu lange Zeit im Stich ließ. Das Messer und der Schmerz wurde somit meine neuen Freunde. Nach einiger Zeit ließen meine Arme und Beine keinen Platz mehr übrig um weiter zu machen.
Meine Eltern schickten mich zu einem Psychologen, dieser konnte meine Probleme jedoch nicht wegzaubern. Also hörte ich auf, zu ihm zu gehen.
Für meine Mitschüler war dies alles natürlich ein gefundenes Fressen und sie machten sich weiter einen Spaß daraus, mich zu ärgern.
Jeden Abend dachte ich über alles nach und an diesem Abend fasste ich einen Entschluss. Ich schlief zum ersten Mal nach 15 Monaten wieder mit einem Lächeln ein. Auch am nächsten Tag ließ sich das Lächeln nicht abschütteln.
Ich wurde auch heute nur ausgelacht, doch das machte mir nichts mehr aus.
Nach der Schule nahm ich das Messer unter meinem Bett hervor und ging ins Badezimmer. Ich war alleine zu Hause, aber bald würde meine Mutter kommen...
Nun ich stehe vor dem Spiegel und betrachte mich. Meine Körper narbig und voller roter Streifen. Von meiner früheren Schönheit keine Spur mehr. Ich hatte überall Verletzungen. Nur an einer Stelle nicht.
Ich sah mir in die Augen. Dachte zum letzten Mal an mein früheres Leben, an meine Eltern, die Schule, mein Zimmer. Ich lächelte mich noch einmal an. Und ich wusste, dass ich mich zum letzten Mal verletzen würde.
Zwei Tage später stand in der Zeitung:
*„Junge zerstörte Leben seiner Freundin aus Wut und Eifersucht.*
Ein Missverständnis ließ den 17-Jährigen Lukas B. aus Hamburg ein Fakeaccount seiner Freundin auf der Internetplattform Facebook erstellen. Für die Öffentlichkeit nicht vorgesehene Bilder erschienen im Internet und die Freundschaften des Mädchens fanden durch ihn ein schlimmes Ende. (…) Mit dieser unbedachten Handlung trieb er sie in den Selbstmord.“
Alles über den Schreibwettbewerb
Autorin / Autor: von Lara, 15 Jahre