Wenn Kinder zu Mördern gemacht werden
Zum Red Hand Day 2014 fordert das Deutsche Bündnis Kindersoldaten: Keine Waffen in Kinderhände
250.000 Mädchen und Jungen in aller Welt werden in kriegerischen Auseinandersetzungen als Soldaten missbraucht. Diese Kinder zu schützen und Waffenexporte in Krisengebiete zu stoppen, sind die zentralen Forderungen des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten anlässlich des „Red Hand Day“, der jährlich am 12. Februar stattfindet.
„Waffen gehören nicht in Kinderhände“, betonen die Vertreter des Bündnisses, „und die Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen als Soldaten ist ein Kriegsverbrechen.“ Ob in Syrien, Burma, Afghanistan, Kolumbien oder im Kongo: In über 20 Ländern werden Kinder in Armeen und bewaffneten Gruppen als Soldaten eingesetzt. „Selbst kleine Jungen und Mädchen werden gezwungen, bewaffnete Gruppen als Träger oder Spione zu unterstützen“, so Antje Weber, Kinderrechtsexpertin der Kindernothilfe und Sprecherin des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten. „Sie übernehmen Boten- und Kochdienste, viele von ihnen werden sexuell missbraucht und müssen selbst mit der Waffe in der Hand kämpfen.“
Was hat das mit uns zu tun? Nun, die Bundesrepublik Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt und hat laut aktuellem Rüstungsexportbericht der Bundesregierung zuletzt mehr Kleinwaffen – wie Maschinenpistolen und Sturmgewehre – ausgeführt als jemals zuvor. Kleinwaffen gelten als Massenvernichtungswaffen des 21. Jahrhunderts, über 90 Prozent der Todesopfer sind Zivilisten, darunter viele Kinder. „Die Zahl der deutschen Kleinwaffenexporte hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Diese Überflutung von Krisengebieten mit deutschen Waffen muss dringend gestoppt werden“, fordert Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte von terre des hommes und Sprecher des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten. „Kleinwaffen und Munition aus deutscher Produktion werden mit Genehmigung unserer Regierung in Kriegs- und Krisengebiete geliefert und gelangen dann – legal oder auch illegal – in die Hände von Kindern und Jugendlichen. Beispielsweise ist bekannt, dass Saudi-Arabien islamistische Rebellengruppen im Syrienkrieg mit Waffen beliefert. Dennoch ist Saudi-Arabien der größte Empfänger deutscher Rüstungsgüter.“
„Deutsche Waffen gibt es in jeder Krisenregion der Welt, alleine zehn Millionen G3-Sturmgewehre von Heckler & Koch sind weltweit verbreitet. Jeden Tag fordern sie Todesopfer und verschärfen bewaffnete Konflikte“, sagt Andrew Feinstein, südafrikanischer Buchautor und Experte zum Thema globaler Waffenhandel. „Deutschland und andere Länder sollten ihre massiven Waffenexporte dringend stoppen, besonders wenn sie in Länder gehen, in denen die Menschenrechte verletzt werden, wie in Saudi-Arabien oder Kolumbien.“
Wie dramatisch und traumatisch das Leben als Kindersoldat ist, berichtet der heute erwachsene Michael D. aus Sierra Leone. Fünf Jahre lang kämpfte der ehemalige Kindersoldat gegen Rebellentruppen. „Wir wurden bei Angriffen meist als Vorhut eingesetzt und mussten im Kugelhagel losstürmen“, so Michael, der später in Bremen Asyl fand. „Mit Drogen und Alkohol wurden wir gefügig gemacht, freiwillig hätten wir das nicht gemacht.“ Heute engagiert sich Michael in Deutschland gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten und gegen Waffenexporte in Kriegs- und Krisenregionen. Im Bürgerkrieg in Sierra Leone wurden auch deutsche Gewehre wie das G3 eingesetzt.
Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten – ein Zusammenschluss von zwölf Nichtregierungsorganisationen – ist einer der Initiatoren der internationalen Rote-Hand-Aktion. Weltweit wurden in den letzten Jahren über 380.000 rote Handabdrücke in über 50 Ländern gesammelt, fast die Hälfte davon in Deutschland. Sie wurden an nationale und internationale Politiker übergeben. Ziel der jährlichen Aktionen zum Red Hand Day am 12. Februar ist es, die Öffentlichkeit auf die Ausbeutung von Kindern als Soldaten aufmerksam zu machen und die Politik zum Handeln zu bringen.
Quellen:
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 12. Februar 2014