AlleAlle

Ein Film von Pepe Planitzer

Leben im alltäglich Verrücktem

Wenn im Alltag etwas geschieht, was man sich sonst überhaupt nicht vorstellen konnte, dann ist man bei AlleAlle angelangt…ein sehr leiser, dadurch tiefgehender und sehr klarer Film.

Der geistig behinderte Hagen gelangt aus Zufall, er wollte eigentlich zu seinem Onkel reisen, zu Dohmül, einem Mann, der außer dem Alkohol und seiner kleinen Gerüstbaufirma nichts hat.

Hagen achtet auf die kleinen Dinge im Alltag. Dohmül ist für ihn kein Fremder, er verwechselt ihn mit seinem Onkel. Obwohl Dohmül zu Anfang alles andere als begeistert über den Zuwachs in seiner Wohnung ist, nähern sie sich immer weiter an. Hagen bleibt bei Dohmül, egal wie sehr er ihn beschimpft und zeigt ihm, wie er die Welt sieht. Dohmül nimmt Hagen mit zu seiner Arbeit. Beide lernen auf die richtige Art und Weise miteinander zu kommunizieren und  verbringen ihre Tage gemeinsam.

Dies wird in langsamen, stillen und dadurch beeindruckenden Bildern mit einer schlichten Gitarrenmusik dargestellt. Der Film lädt zum Träumen ein, zum Nachdenken und Mitfühlen. Zum Hineinversetzen in die Welt von Hagen und Dohmül. In die Welt der Außenseiter wie sie beschrieben wird. Im Laufe der Zeit wird Dohmül immer lebendiger, immer verantwortungsbewusster, gibt eine Vermisstenanzeige auf, versucht seine Nachbarin Ina, ebenfalls eine Außenseiterin, zum Essen einzuladen. Und obwohl sie ihm am Anfang zurückweist, genauso wie Dohmül Hagen, findet sich für Dohmül ein Weg zu ihr.

Im Film kommt es auf Augenblicke an, die Bedeutung eines Lächelns in einem Gesicht, das lange nicht mehr gelächelt hat. Ina, die Dohmüls Werkstatt besucht, die ihn küsst. Hagen, der plötzlich lächelt, als er begreift, wie Dohmül und Ina zueinander stehen, obwohl er sonst nie etwas begreifen kann. Und Dohmül, der plötzlich viel besser aussieht, nachdem er Kontakt zu Hagen und Ina aufgebaut hat. Seine Augen glänzen und er lächelt.
Eine Wendung nimmt der Film mit Magda, Inas Freundin. Sie wird von ihrem Mann geschlagen, beschimpft und gedemütigt. Als der Mann auf Magda losgehen will, tritt Ina dazwischen, doch der Mann geht auch auf sie los.
Daraus entwickelt sich ein Tumult, der alles noch mal neu ordnet…

Mein Fazit

Wenn ihr diesen leisen, melancholischen, aber genau deshalb unglaublich lebensfrohen Film sehen wollt, dann lohnt es sich. Wenn ihr auf leise Zwischentöne achtet, euch eure Gedanken zu den Bildern und Wörtern im Film macht, dann werdet ihr auf eine kleine Reise mitgenommen. Und am Ende müsst auch ihr lächeln, obwohl alles im Film so alltäglich aussieht. Vielleicht ist es einfach das Wunder im Kleinen. Oder einfach der Alltag, der schön sein kann, wenn Menschen bei einem sind, die den Tag mit dir verbringen. Der Film ist ungewöhnlich und deshalb hinterlässt er etwas. Doch schaut ihn euch an, jeder wird darin sicher etwas anderes sehen.

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Autorin / Autor: writer-girl - Stand: 5. Oktober 2010