Weltmeisterlich überzuckert
Alle Jahre wieder: Süßwarenindustrie nutzt WM als Zugpferd
Das sportliche Großereignis des Jahres gestaltet sich für den Großteil der Bevölkerung in der Regel eher unsportlich: rumsitzen und lauter ungesunde Sachen essen und trinken. Auch die Süßwarenindustrie setzt voll auf die Zugkraft der WM und bestückt ihre Schokoriegel penetrant mit Sammelbildchen, bietet Gummibärchen als feil und lässt die Schokolinsen in der WM-Edition glänzen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat anlässlich einer Forderung der WHO (Weltgesundheitsorganisation) nach einer Reduktion der täglichen Zuckerzufuhr mal ausgerechnet, wie der Zuckergehalt der WM-Süßigkeiten so aussieht. Das Ergebnis: weltmeisterlich!
Eine 200-Gramm-Tüte Haribo Tropifrutti im Brazil Mix zur Halbzeitpause bringt auf einen Schlag mehr als dreimal soviel Zucker wie von der WHO als Tagesrichtwert für junge Fußballfans vorgesehen. Eine 300-Gramm-Packung M&Ms in der WM-Edition zum spannenden Halbfinale verzehrt, schlägt genau wie die 1,5-Liter-Flasche Pepsi mit Mario-Gomez-Konterfei mit 161 Gramm Zucker zu Buche und liefert damit mehr als die vierfache Menge des täglichen Zucker-Solls.
„Wir wollen niemandem die Fußball-WM vermiesen“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg, „doch wer die verlockenden Angebote mit WM-Logos, Deutschlandflaggen und Spieler- oder Fußballbildern im Juni und Juli zu oft isst, hat sein tägliches Zuckerlimit schnell erreicht und oft sogar mehrfach überschritten.“
Dabei sollen beispielsweise Kindergartenkinder laut geplanter Empfehlung der WHO nur noch 19 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen – eine Menge, die bereits durch eine Portion Kellogg’s Choco Krispies zum Frühstück fast komplett gedeckt ist. „Umso schlimmer ist es, dass vor allem Kinderlebensmittel und Getränke mit viel Zucker im WM-Design vermarktet werden“, meint Schwartau.
Die berechneten Zuckerwerte der Hamburger Verbraucherschützer verdeutlichen, wie groß die Lücke zwischen dem Angebot im Supermarkt und den von WHO-Ernährungsexperten empfohlenen Richtwerten tatsächlich ist. Auch in sogenannten Wellness-Getränken wie einer 500-Milliliter-Flasche Fürst Bismarck Traube Kräuter stecken 29 Gramm Zucker – die gesamte Tagesration für eine Frau zwischen 25 und 50 Jahren. Wie schnell sich Zucker unter diesen Umständen zu einer großen Menge aufsummieren kann, zeigen von der Verbraucherzentrale Hamburg beispielhaft zusammengestellte Tagesspeisepläne.
Zeigt also am besten all den verlockenden WM-Sweeties die kalte Schulter. Lasst euch stattdessen vom WM-Gastgeber Brasilien inspirieren und serviert frische Früchte zu den Spielen ;-).
7
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung