„Jugendliche haben keine Ahnung von dem, was im Bundestag passiert, halten Politik als Schulfach für überflüssig und sind auch privat politikverdrossen“. Immer mehr Erwachsene, auch Politiker, vertreten diese Meinung.

Jugendpolitik, wo man hinschaut!

Ich, als Jugendliche nah dran am Geschehen ;-), halte solche Aussagen für kompletten Unsinn. Es gibt viele Leute in meinem Alter, die Politik „im Kleinen“ in den Schülervertretungen oder in Jugendgruppen erfahren und machen. Es gibt in vielen Städten Jugendliche, die versuchen, ihre Stadt neu zu gestalten oder einfach mal den Kommunalpolitikern am längeren Hebel sagen, was ihnen wichtig ist. Es gibt Jugendparlamente auf kommunaler Ebene, es gibt Jugendorganisationen, die zum Beispiel den Zusammenhalt der Jugendlichen in ganz Europa fördern und es gibt Festivals für Jugendliche, die immer gut besucht sind. Und das liegt nicht nur am musikalischen Abendprogramm mit verschiedenen Bands. Alles das ist Politik!

Aller Anfang ist schwer?!

Ich selbst bin auch in so einer „Politik-Gruppe“: im Jugendforum Hildesheim. Das ist ein Forum, das ganz alleine von Jugendlichen geleitet, organisiert und durchgeführt wird. Von unserer Stadt bekommen wir Unterstützung, wenn wir mal Fragen oder Probleme haben. Sonst machen wir aber alles selbst. Als ich vor 3 Jahren in die Planungsgruppe Jugendforum eingeladen wurde, wusste ich noch nicht, wie viel Arbeit, aber auch wie viel Spaß dahinter steckt. Alles war für mich total neu. Ich kannte niemanden, hatte mit Politik als damalige Siebtklässlerin nicht viel am Hut und wusste gar nicht so recht, was so ein Jugendforum überhaupt sein – und was es bringen soll. Wer interessiert sich schon für die Meinung von ein paar Jugendlichen?! Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass es Jugendliche gab, die zusammen Politik machen wollten. Vor allem, weil ich mir selbst nicht sicher war, was ich denn in der Politik verloren habe…

Gemeinsam an Aufgaben wachsen...

Doch schnell lernte ich die ersten Leute kennen und man traf sich, um über alle organisatorischen Punkte zu diskutieren. Ein Konzept wurde ausgearbeitet, Fragen wurden geklärt, Probleme gelöst: Wie informiert man alle 12-21-jährigen einer Stadt? Wo kann man sich mit denen treffen? Wer soll denn ein Treffen für Interessierte moderieren? Keiner von uns hatte wirklich Erfahrung mit so was. Aber nach und nach wuchsen wir an unserer Aufgabe und das Jugendforum nahm Form an. Bis wir schließlich unsere erste Sitzung verkünden konnten und dann auch gleich einen Vorstand und das Parlament wählten.

...und gemeinsam viel erreichen!

Heute sind wir circa 40 Leute und haben ganz schön was bewegt. Im vergangen Jahr haben wir mit den Stadtwerken gesprochen, um die städtischen Busse behindertengerechter zu gestalten. Wir haben an verschieden Messen teilgenommen, T-Shirts und Flyer gestaltet und sogar beratende Stimmen in verschiedenen Stadtausschüssen bekommen. Allerdings mussten wir auch die schwierige Seite der Politik kennen lernen. So haben wir monatelang an dem Projekt „Skaterpark“ gearbeitet, nur um letztendlich festzustellen, dass es an Geld und an der Lärmbelästigung scheitert. Jedoch gab es auch viele schöne Momente. Die Fahrt nach Berlin zum Festival für junge Politik gehört auf jeden Fall dazu. Deren Motto haben wir gleich übernommen:
*Nur wer was macht kann auch verändern!*
Unser nächstes Großprojekt ist auch schon in Planung – Ein Rockkonzert für Jugendliche in unserer Stadt.

Wer bei soviel Einsatz noch von Politikverdrossenheit spricht, sollte sich vielleicht selbst mal überlegen, ob er regelmäßig zu Wahl geht und sein Kreuzchen macht...

Noch Fragen?!

Wenn ihr mit dem Jugendforum Hildesheim in Kontakt treten wollt, dann könnt ihr das über die Homepage www.jugendforum-hildesheim.de . Wir freuen uns über jeden, der sich meldet und vielleicht sogar selbst von Jugendarbeit in seiner Stadt erzählen kann.