Dunkelbraune Löckchen
Ein herzzerreißender Tagebucheintrag über die Beziehung von Schwestern
Liebes Tagebuch,
es ist ein Segen eine Schwester zu haben, doch wer keine hat, muss nicht um sie trauern...
Einst einmal, wurde ein kleines Mädchen geboren. Sie hatte helle Haut und blondes Haar. Blaue Augen und einen rosa Mund. Ihre Mutter liebte sie sehr. Ihre Mutter war klug, selbstständig und in einer Krise.
Sie trennte sich von dem Vater des Mädchens. Das Mädchen lebte bei seiner Oma.
Nach elf Jahren zogen sie nach München und dort lernte die Mutter einen neuen Mann kennen. Sie verliebten sich und heirateten schließlich. Als nun das Mädchen 13 wurde, war seine Mutter schwanger und keine acht Tage später wurde ein weiteres Mädchen geboren. Es war so wie die Schwester es sich vorgestellt hatte - dunkelbraune Löckchen, schokoladenbraune Augen.
Der Vater des Babys und die Mutter lebten jetzt in Pasing. Leider jedoch, war die gemeinsame Zeit der Schwestern jäh beendet. Der Vater fand einen neuen Arbeitsplatz in Frankfurt.
„Nein, -“ sagte die ältere Schwester.
„Nein, ich bleibe hier. Hier habe ich Freunde, hier gehe ich zur Schule. Ich will bei meinem Freund bleiben.“ Sie war damals erst siebzehn, doch sie war selbstständig genug um alleine zurecht zu kommen. So kam es, dass die beiden Schwestern getrennt wurden.
Die Schwestern besuchten sich regelmäßig, immer wenn die Ältere Ferien hatte.
Die Kleine kam schließlich in die Schule und nun musste auch sie auf die Ferien Rücksicht nehmen. Doch die Schwestern liebten sich und besuchten sich so oft oder selten es nur irgend ging.
Dann heiratete die ältere Schwester und bekam bald darauf auch einen Sohn.
Nun war ich nur noch die Tante meines Neffen und meine Schwester schien keine Zeit mehr für mich zu haben.
Sie war ja noch immer meine Schwester und würde das auch ewig bleiben doch nun, wenn ich sie besuche, arbeitet sie vormittags und kümmert sich nachmittags um ihren Sohn, den natürlich ich abholen musste. Er scheint mich zu mögen, jedenfalls fragt er nach mir, spielt mit mir und ich lasse es zu. Doch auch wenn ich meine Schwester damit entlaste und damit auch meine Mutter, so habe ich das Gefühl, dass ich meine Schwester langsam verliere. Es ist als würde sich zwischen uns eine Schlucht auftun. Noch kann man herüber springen, noch ist es möglich sich zu besuchen. Doch ich wohne auf der rechten Seite der Schlucht, meine Schwester links.
Je länger ich zu hause bleibe, desto mehr Zeit verliere ich mit ihr.
Ja, es ist ein Segen eine Schwester zu haben. Man kann soviel mit ihr unternehmen, man kann sie lieben und von ihr geliebt werden. Doch wer keine hat, muss nicht um sie trauern... wenn sie einem langsam entgleitet.
Ich hoffe, ich werde sie ewig haben. Ich will sie nicht verlieren. Ich liebe sie doch!
Autorin / Autor: sadistischer.vampir.seit.1912 - Stand: 12. November 2010