Zwei Tagebücher

Beitrag zum Schreibwettbewerb "Total digital" von die Schülern der Jahrgangsstufe 12,
Anthea, Saskia, Lesley, Lea, Daniel, Michelle

*Tagebuch
Von Lilli, 14*

20. März 2014

Liebes Tagebuch,
heute war ich mit Sophie und Emilie in der Stadt.
Sie haben mir erzählt, dass sie sich bei Facebook angemeldet haben.
Als ich zuhause war hab ich mir die Seite angeguckt und mich dann direkt da angemeldet.
Ich habe meine Seite schon bearbeitet und ein Foto von mir hochgeladen.

Ich werde dir bestimmt noch viel davon erzählen,
deine Lilli ♥


28. März 2014

Liebes Tagebuch,
heute hat mich ein Junge bei Facebook angeschrieben und hat mir Komplimente zu meinem Foto gemacht.
Er heißt Jan und ist ziemlich nett und sieht auch süß aus 
Vielleicht hab ich ja auch bald einen Freund, so wie Sophie.
Das wäre so cool!

Deine Lilli ♥

01. April 2014

Liebes Tagebuch,
in den letzten drei Tagen habe ich die ganze Zeit mit Jan geschrieben.
Er schreibt mir ständig, wie toll ich bin und heute hat er mich gefragt, ob ich mich gerne mit ihm treffen will.
Meine Eltern und Lehrer sagen zwar immer, dass wir sowas nicht machen sollen, aber ich kenne Jan ja jetzt gut genug.
Außerdem hat Sophie ihren Freund ja auch bei Facebook kennen gelernt.
Ich werde ihm gleich schreiben, dass ich mit einem Treffen einverstanden bin 

Deine Lilli ♥


02. April 2014

Liebes Tagebuch,
morgen ist es soweit!
Eigentlich wollte ich morgen mit Jan ein Eis essen gehen aber er hat mich gefragt, ob ich zu ihm kommen will, weil seine Eltern nicht da sind.
Ich habe natürlich ja gesagt und Sophie hat sich auch total für mich gefreut 
Ich bin total aufgeregt und habe Kribbeln im Bauch …
Ich erzähl dir morgen alles!

Deine Lilli ♥
10. April 2014

Liebes Tagebuch,
es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber es ist alles so anders gekommen als ich dachte …
Das Treffen mit ‚Jan‘ war das Schlimmste, was mir je passiert ist.
Als ich vor dem Haus ankam, fragte ich mich, ob ich richtig wäre.
Das Haus lag etwas ab von der Straße und sah sehr herunter- gekommen aus.
Die Wandfarbe splitterte an manchen Stellen ab, der Vorgarten war verkommen und die Fenster sahen ungepflegt aus.
Ich überwand meine Zweifel wegen des Wunsches ‚Jan‘ zu sehen und klingelte.
Mir öffnete ein alter Mann, der von seinem Aussehen zu dem des Hauses passte.
Ich ging davon aus, dass ‚Jans‘ Eltern doch nicht weggefahren waren und dies sein Vater war.
Sein Körper sah gedrungen aus, weil er nicht besonders groß, aber dafür kräftig war.
Er hatte fettiges, langes, zu einem Zopf gebundenes Haar und wurde von einer Wolke Zigarettenrauch begleitet.
Seine Haut war unrein und auf seiner Nase saß eine Brille mit schmalen Gläsern, über die er hinweg in meine Augen schaute.
Er fing an zu lächeln und ich sah seine braunen, schiefen Zähne.
Als ich ihn musterte, fiel mir sein verdrecktes T-Shirt und seine viel zu weite Jogginghose auf.
Er zeigte in das Hausinnere, was mir zeigte, dass ich hineingehen sollte.
Ich ging einen längeren Flur entlang, der mich in das Wohnzimmer führte.
Er bot mir etwas zu trinken an und sagte, dass ich mich schon mal auf das Sofa setzen könnte.
Ich zögerte und lehnte schließlich ab, weil das Sofa ekelig aussah.
Es war eine braune Ledercouch, die einige Löcher hatte, aus denen der Schaumstoff herausquoll.
Der Raum, der anscheinend das Wohnzimmer war, war übersät mit Tierhaaren, obwohl ich keine Tiere gesehen hatte.
Die restlichen Möbel in dem Raum sahen alt und verstaubt aus.
Auf dem Boden lag ein großer Teppich, der auch voller Dreck war.
Um mich nicht noch länger in dem Raum mit diesem unheimlichen Mann aufhalten zu müssen, fragte ich ihn wo ‚Jan‘ sei.
Der Mann fing an zu grinsen, ignorierte meine Frage und ging auf mich zu.
Als er schließlich vor mir stand, streichelte er mir durch mein Gesicht.
Mir wurde schlecht, weil seine Hände stark nach Zigaretten gerochen haben.
Ich fragte ihn, was das solle, doch als er nicht aufhörte, realisierte ich den Ernst der Situation und dass es gar keinen ‚Jan‘ gebe.
Ich geriet in Panik, doch der Mann hielt mich am Arm fest und sagte, dass er lieb zu mir sein wird.
Ich fing an zu weinen und riss mich los.
Ich versuchte wieder zurück in den Flur zu rennen, doch der Mann hielt mich am T-Shirt fest.
Das Adrenalin ließ mein Herz bis zum Hals schlagen und ich nahm meine ganze Kraft zusammen, riss mich erneut los und rannte so schnell ich konnte.
Ich floh aus der Tür, durch die ich zuvor in diesen Albtraum geraten war.
Eine Frau kam auf mich zu, nachdem sie gesehen hatte, wie aufgelöst ich war und versuchte mich zu beruhigen.
Ich erzählte ihr, was mir geschehen war und sie rief sofort die Polizei und meine Eltern an.
Es war mir so peinlich, aber die Polizei konnte den Mann sofort fest- nehmen.
Es stellte sich heraus, dass ‚Jan‘ in Wirklichkeit ein 46-jähriger Mann namens Manfred war und ich nicht die erste war, bei der er es versucht hatte.
Hätte ich doch bloß auf meine Eltern und auf meine Lehrer gehört …
Diesen Fehler werde ich nie wieder machen! 

Lilli


*Tagebuch
Von Sonja, 18*

20. März 2014

Liebes Tagebuch,
gestern war ich mal wieder feiern mit den Mädels.
Mal wieder hatte Jessi tausend Typen, die sie toll fand.
Ich kann das echt nicht verstehen: entweder sie sehen kacke aus oder sie haben keinen Charakter.
Ich frage mich, ob der richtige für mich noch kommt…

Deine Sonja


28. März 2014

Liebes Tagebuch,
heute Mittag hat mich ein Kerl in Facebook angeschrieben.
Eigentlich sieht der ja ganz gut aus und er scheint auch ganz nett zu sein, aber ich glaube nicht an die Lovestorys, wo sich die Paare bei Facebook kennen gelernt haben.
Aber ein bisschen schreiben ist ja nicht schlimm.

Deine Sonja

01. April 2014

Liebes Tagebuch,
ich hab ja schon von dem jungen Mann erzählt, den ich bei Facebook kennen gelernt habe.
Er heißt Robert ist 20 Jahre alt und kommt ganz aus meiner Nähe.
Wir haben gestern noch richtig lange geschrieben und er ist echt super.
Aber irgendwie komme ich mir doof vor, denn wer weiß schon, dass er wirklich der ist, für den er sich ausgibt.
Er will sich zwar mit mir treffen, aber ich bin mir noch nicht sicher.

Deine Sonja


02. April 2014

Liebes Tagebuch,
egal wie naiv und doof es rüberkommt, aber ich hab heute Robert zu einem Kaffee zugesagt…
Da wir uns in der Öffentlichkeit treffen, kann ja eigentlich nichts Schlimmes passieren.
Wir treffen uns morgen im Extrablatt und ich bin total gespannt, wie er in Wirklichkeit ist und ich hoffe, dass ich mir keine falschen Hoffnungen gemacht habe…

Deine Sonja

03. April 2014

Liebes Tagebuch,

Robert ist so toll! ♥
Er ist genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe und er war der gleiche wie der, der mir geschrieben hat.
Wir hatten viele Gesprächsthemen und haben so viel gelacht.
Außerdem haben wir die gleichen Interessen .

Und was mir aufgefallen ist, dass er in der Realität noch viel besser aussieht als auf den Fotos ♥
Trotz der ganzen Zweifel, glaube ich, es könnte ernst werden zwischen uns…
Wir haben vor, uns so schnell wie möglich nochmal zu treffen .

Deine Sonja


10. April 2014


Liebes Tagebuch,

es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber in den letzten Tagen ist viel passiert.
Robert und ich haben uns täglich getroffen und sind jetzt ein Paar ♥.
Ich hab sogar schon seine Eltern kennen gelernt.
Wir verstehen uns echt gut und meine Eltern wissen auch schon Bescheid.
Sie haben zwar doof geguckt, als ich ihnen erzählt habe, dass wir uns bei Facebook kennen gelernt haben, aber als sie gesehen haben, wie glücklich ich bin und dass ich mich mit den Eltern gut verstehe, haben sie sich für mich gefreut .
Er ist ganz anders als die anderen, die ich sonst in der Disko getroffen habe.
Ich bin so unbeschreiblich glücklich ♥.


Für Robert ♥.
Am Anfang konnte ich es nicht glauben,
ich lass mir dich von keinem mehr rauben.
Jetzt bist du der Mann in meinem Träumen,
ich will kein Treffen mit dir versäumen.
Auf Facebook haben wir uns kennen gelernt,
danach habe ich nur noch von dir geschwärmt.

Deine Sonja

Autorin / Autor: Beitrag zum Schreibwettbewerb "Total digital" von die Schülern der Jahrgangsstufe 12,