Was heute alles „Emo“ ist
Tecna15 schreibt über Klischees und Vorurteile gegenüber den so genannten "Emos"
Emo – dieser Begriff ist zur Zeit mehr denn je im Gebrauch
Zu Anfang war es bloß eine Musikrichtung – der Emotionale Hardcore – dessen Anhänger sich nach und nach ihren „eigenen“ Stil erfanden. Sie tragen viel schwarz, schminken sich schwarz, tragen den Pony vorm Gesicht, stehen auf niedliches, kitschiges, zum Beispiel Sterne, Herzen, Hello Kitty, sie sind albern, drücken und küssen sich viel, man unterstellt ihnen sie würden sich ritzen, weil sie sehr emotional wären und ähnliches – auch wenn das nur das Klischeebild der Musikfans, der Emos, ist. Nach und nach begann es eine Moderichtung zu werden, die immer mehr Anhänger fand und vor allem immer jüngere. In der Emo-„Szene“ sprach man von „Wannabes“, also Möchtegern Emos. Das waren die, die angeblich nur auf den Stil standen. Eltern wurde im Fernsehen Angst gemacht, ihre Kinder würden sich ritzen, wenn sie auf den Stil stehen oder Zeit mit solchen Menschen verbringen. Die meisten Emos jedoch machten sich einen Witz aus dem Klischee mit dem Ritzen.
Nicht alle Klischees stimmen
Denn so wie es bei den Gothics ist, dass Menschen mit melancholischen, deprimierten Gedanken oft Musik hören, die zu ihrer Stimmung passt, so ist es bei den Emos. Es geht nicht darum sich zu ritzen, es geht darum, sich in der Musik wiederzufinden. Und das tun nun mal oft Menschen, die Probleme mit sich selbst, mit ihrem eigenen Körper haben. Sowohl die Medien als auch die Menschen überall, drehten alles so, dass ein perfektes Klischeebild der Emos entstand, so wie es einst mit den Gothics, den Punks und jeder anderen Szene war.
Wer früher „Grufti“, „Punk“ oder „Satanist“ genannt wurde, wird jetzt „Emo“ genannt. Die Menschen, die Gefühle zeigen, die Menschen die emotional sind, werden als „Emo“ „abgestempelt“. Alles was mit melancholischen Gedanken und Gefühlen zusammenhängt ist „Emo“. Man muss nicht im Entferntesten etwas damit zu tun haben, schwarz tragen oder weinen reicht.
Wenn ein Mensch gefühlvoll ist, dann heißt das, dass er seine Gefühle, obgleich positiv oder negativ, in dem Maß rauslassen muss, in dem er es für angemessen hält. Manche tun es über Mode, andere über Musik, wieder andere tun beides.
Zu schnell verurteilt?
„Emo“ wird als Schimpfwort, als Beleidigung genutzt, doch verstehe einer wieso? Wieso beleidige ich jemanden damit? Weil er gefühlvoll ist? Was ist schlecht daran seine Gefühle zu zeigen? Sagt ihr zu jedem „Hip-Hopper“ den ihr seht „Hip-Hopper“? Das macht doch auch keinen Sinn. Und vor allem, weiß ich was der Mensch, denkt, fühlt, wie es ihm geht? Ich kenne weder den Grund noch den Menschen, wieso bilde ich mir eine Meinung zu ihm? Wieso stempelt man jemanden einfach zum Spaß als etwas ab?
Man bedenke den Einfluss der Medien, welche nicht immer vertraulich sein können. Auch gibt es unter den Jugendlichen viele, die einfach mitlaufen, sich keine Gedanken um das machen, was jemand anders für richtig hält. Viel zu einfach lassen sich die Menschen heute manipulieren, viel zu schnell werden Dinge übernommen, ohne das wir uns fragen, ob es überhaupt einen Sinn hat. Oberflächlichkeit beherrscht den Alltag, alles andere wird dahinter versteckt. Kein Wunder, dass man nun nicht mehr gefühlvoll sein darf.
In dieser Welt, in der wir leben, fehlt es an Gefühlen, fehlt es an Menschen, die nachdenken. Denn nur durch Gefühle und durchs nachdenken leben wir wirklich, aber wer lebt heute schon noch wirklich?
Autorin / Autor: tecna15, - Stand: 11. März 2009