Mobbing im Internet - Eine Schülerin erzählt
Erfahrungsbericht: Es beginnt mit bissigen Kommentaren im Unterricht und Ausgrenzung auf dem Schulhof
Internetmobbing – ein Thema, das zurzeit oft von Eltern und Erwachsenen besprochen wird und besonders bei Jugendlichen verbreitet ist. Aber was genau ist das eigentlich, und wann fängt es an? Meistens sind es die Schulkameraden, die anfangen jemanden wegen seines Aussehens, Akzents oder sozialen Umfeldes zu mobben; irgendeinen Grund finden sie immer. Es beginnt mit bissigen Kommentaren im Unterricht bei Antworten auf Fragen, mit Blicken und Grimassen. Irgendwann kommen sie dann in der Pause und machen dich auf dem Schulhof vor anderen lächerlich, wenn gerade kein Lehrer hinschaut.
In der Klasse wird mit dem „Opfer“ nicht mehr geredet
Früher ging man dann mit seinen wahren Freunden nach Hause und hatte wenigstens dort seine Ruhe, in schlimmen Fällen konnte man auch die Klasse wechseln. Doch mit dem Internet eröffnet sich jugendlichen Mobbern eine neue Welt, ihre Opfer zu demütigen. In einer früheren Klassengemeinschafts-Internetseite zum Beispiel wird immer öfter über eine bestimme Person geschrieben und gelästert. Sie fangen an, verletztende Gedichte zu schreiben, die nicht nur dich, sondern auch deine Familie verletzten. In der Klasse wird dann mit dem „Opfer“ nicht mehr geredet, das Ausgrenzen beginnt. Man selbst schaut bei der Internetseite vorbei und liest die ganzen Gedichte, die Kommentare und Einträge.
In der Gruppe fühlt man sich stärker
Die anderen wissen nicht, was sie einem damit antun und sie darauf anzusprechen bringt auch nichts, da sie in einer Gruppe und somit stärker sind. Irgendwann wird alles zu viel, einst gute Schüler vernachlässigen die Schule, gehen kaum noch aus dem Haus und weinen viel. Den Eltern davon zu erzählen traut man sich nicht. Wenn doch, dann sind diese natürlich entsetzt, wollen mit den Schuldigen sprechen; klar, dass die dann alles leugnen und dich am nächsten Tag nur noch mehr fertig machen. Du beginnst dich zu fragen, wie du mit denen mal hattest befreundet sein können. Wenn man Glück hat, stehen einem noch ein, zwei echte Freunde zur Seite, dann fühlt man sich nicht ganz so allein und hiflos.
Das Gefühl, von allen gehasst zu werden
Ich spreche aus Erfahrung. Mir ist das alles mehr oder weniger passiert. Ich kann mich noch gut an die Blicke und Kommentare erinnern. „Die ist total verblödet“ hieß es dann und ich weiß, wie alleine man sich fühlt, auch wenn die beste Freundin einem so gut hilft wie es geht. Aber am schlimmsten waren für mich die Gedichte. Außerdem hatte ich immer und überall das Gefühl, von allen gehasst zu werden, was dem Selbstbewusstsein nicht gerade geholfen hat. Es waren ja alles Leute, mit denen ich befreundet war; Jungs und Mädchen. Das war am Anfang der achten Klasse. Jetzt bin ich in der zehnten. Knapp ein Jahr hat es gedauert, bis ich ohne Angst in die Schule gehen konnte. Ein weiteres halbes Jahr bis ich mich traute, in der Klasse wieder etwas zu sagen, mit meinen ehemaligen Peinigern bei Gruppenarbeiten halbwegs zitterfrei zu reden. Jetzt, in der Zehn wird es immer besser. Ich mache wieder Unsinn wie früher, lache laut und schere mich nicht darum, ob andere das gut oder schlecht finden. Weil ich weiß, dass meine Freunde mich beschützen und zu mir stehen, egal was passiert. Auch mit denen, die mich gemobbt haben, komme ich wieder relativ gut klar. Ich kann mich wieder mit ihnen unterhalten und Witze machen.
Es gibt immer jemanden, den man nicht leiden kann
Aber in mir drin weiß ich genau, dass es nie mehr so wie früher sein wird, weil ich ihnen nicht mehr vertrauen will und kann. Und ich denke mal, dass sie das wissen. Ob jemals Entschuldigungen kamen? Nicht wirklich. Eine schnell geschriebene SMS ... Ich kann allen nur sagen: Lasst die Finger vom Mobbing. Klar, es gibt immer jemanden, den man nicht leiden kann - und das ist auch nur menschlich. Aber macht ihn dann nicht fertig. Ihr könnt ihm doch aus dem Weg gehen. Und allen, die auch gemobbt wurden kann ich nur sagen: Haltet euch an eure wahren Freunde, redet mit euren Eltern darüber und sucht Auswege. Denn niemand sollte das alleine mit sich rumtragen. Sowas kann niemad alleine schaffen. Also schämt euch nicht offen darüber zu sprechen, es kann euch nur helfen.
Autorin / Autor: nora92 - Stand: 3. Februar 2009