Little Brother
Autor: Cory Doctorow
Marcus (17 Jahre alt) ist nicht nur begeisterter Computerspieler, sondern auch Teilnehmer an einem ARG (Alternate Reality Game) in der Wirklichkeit. Doch gerade als er mit seinem Team dem neuesten Hinweis nachgehen will, verüben Terroristen einen Anschlag auf die Bay Bridge – San Franciscos meistbefahrene Brücke. Zuerst folgen sie der von den Luftschutzsirenen aufgescheuchten Masse, aber in die übervolle U-Bahnstation drängeln sie dann doch nicht hinein. So werden Marcus und seine Freunde stattdessen von der Heimatschutzbehörde (Department of Homeland Security = DHS) „mitgenommen“ - mit Säcken über den Köpfen und Handschellen.
Irgendwo außerhalb des Festlandes werden sie als Verdächtige tagelang verhört und gezwungen ihre Passwörter herauszugeben. Zunächst widersetzt sich Marcus diesem Befehl, da er seine Privatsphäre als oberstes Gut sieht. Doch nach Tagen ohne Essen und Trinken, gefesselt am Boden liegend, gibt er schließlich nach und entsperrt Handy und Laptop. Bald darauf kommt er frei, da die DHS keine Beweise gegen ihn finden konnte, aber seine „Freiheit“ kann Marcus absolut nicht genießen. Schließlich lässt man ihn wissen, dass man ihn von nun an im Auge behalten wird. Außerdem wird seit dem Anschlag die ganze Stadt überwacht, jeder wird kontrolliert, wann er wohin fährt und falls dieses Fahrprofil unregelmäßig ist, folgt eine genaue Kontrolle. Marcus kann es kaum fassen, dass es sich jeder Bürger dieser Stadt gefallen lässt, wie ein potenzieller Terrorist behandelt zu werden. So kommt immer mehr Groll in ihm auf, der ihn letztendlich dazu treibt, gegen diese Zustände etwas zu unternehmen. Er baut das Netzwerk Xnet auf (das einzige, das nicht von der DHS überwacht wird) und bringt mit vielen anderen Jugendlichen das Sicherheitssystem der Stadt durcheinander, indem sie einfach die gespeicherten Daten der Menschen vertauschen, sodass bald jeder aufgrund seines ungewöhnlichen Profils persönlich kontrolliert werden muss. Aber natürlich ist solch ein Widerstand aus dem Untergrund ein Dorn im Auge der DHS und Marcus muss immer vorsichtiger werden. Aber dennoch gibt er nicht auf für seine Freiheit zu kämpfen. Doch allein hat er natürlich keine Chance gegen die übermächtige DHS, aber wem kann man noch trauen, wenn die DHS sogar Jugendliche auf ihre Seite gezogen hat, die sich frei im Xnet bewegen?
Meine Meinung:
Mit hat Cory Doctorows „Little Brother“ überraschend gut gefallen, hatte ich doch einen oberflächlichen Jugend(pseudo)thriller erwartet und ein mitreißendes Buch für jede Altersgruppe bekommen. Hat man erst einmal mit diesem Buch angefangen, lässt es einen nicht mehr los, auch wenn man die letzte Zeile längst gelesen hat.
Diese Zukunftsvision einer Stadt, in der zugunsten der Sicherheit die Freiheit eingeschränkt wurde, ist erschreckend. Vor allem, weil sie so plötzlich Wirklichkeit wurde, was auch heute jederzeit passieren könnte. Denn auch in unserem Land (und nicht nur in den fernen USA oder anderen Ländern) fürchtet man kaum etwas mehr als den Terrorismus. Zudem fand ich die Erklärungen von Krypto und anderem Computerfachwissen interessant und auch gut erklärt, sodass sie wirklich jeder verstehen müsste. Zwar war der Schreibstil des Autors nicht gerade überwältigend, doch passte er zum Hauptcharakter, der schließlich ein Jugendlicher ist und wohl kaum viel Wert auf literarisch meisterhafte Sätze legen würde.
*Erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag*
Weiter >>
Autorin / Autor: sanny - Stand: 22. Juni 2010