Wie weit würdest du für deine große Liebe gehen? Würdest du dich auf eine Reise machen, von der niemand glaubt, dass du sie lebend überstehst? Diese Fragen stellt Laura Gallego García der Hauptfigur Bipa aus ihrem neuen Roman „Die Kaiserin des blauen Lichts“.
Für diese steht die Antwort schnell fest: Ja! Denn Bipa, die zusammen mit Freunden und Familie in den vor Eis, Kälte und Schnee schützenden Höhlen wohnt, begibt sich auf die Suche nach ihrem Freund Aer. Dieser hat es sich schon seit Kindheitstagen in den Kopf gesetzt, ätherisch, unsterblich zu werden und macht sich auf die gefährliche Reise ins Schloss der Kaiserin. Für Bipa steht sofort fest, dass sie ihm folgen und ihn zur Rückkehr bewegen muss…
Für die Realistin Bipa, die frei heraus sagt, was sie denkt, steht fest: Aer ist verrückt. Denn er glaubt an die Geschichten der Kaiserin und der Bewohner ihres Schlosses, den Ätherischen. Sie verspüren weder Kälte, noch Hunger oder Trauer. Er strebt dieses Leben an, und Bipa weiß besser als jeder andere im Dorf, dass er sich auf die Suche nach dem Schloss machen wird, genauso wie sein Vater es vor Jahren getan hat. Obwohl sie mit Jungs eigentlich nichts anfangen kann, und obwohl sie weiß, dass er sie alleine lassen wird, freundet sie sich mit ihm an.
Nachdem Aer plötzlich verschwindet und für tot erklärt wird, kommt er zur Verwunderung aller zurück, denn den Schneesturm, der draußen wütete, hätte er ganz alleine und schutzlos nicht überleben können. Als Beweis für ein anderes Leben, außerhalb der Höhlen, bringt er Bipa eine Blume mit. Bipa weiß, dass Aer nur wiedergekehrt ist, um ihr diesen Beweis zu bringen. Als Aer erneut verschwindet, weiß sie, dass es endgültig ist. Sie überlegt nicht lange und macht sich auf die Suche nach ihrem Freund, denn irgendeiner muss „diesen Idioten“ ja zurückbringen. Doch Aer ist ihr weit voraus. Bipas einziger Anhaltspunkt auf ihrer Suche ist Eiselda, von der Aer ihr die Blume mitgebracht hat.
Auf ihrem Weg zum Schloss der Königin, immer dem blauen Stern folgend, erlebt Bipa viele Dinge, findet Freunde aber macht sich auch Feinde und kommt in scheinbar aussichtslose Situationen. Denn viele, denen sie begegnet, befinden sich im Wandel, auf dem Weg, ätherisch zu werden. Und denen ist es ein Dorn im Auge, dass Bipas einziger Antrieb, den langen und gefährlichen Weg zurückzulegen, die Suche nach Aer ist und nicht der Wunsch, ätherisch zu werden.
Während ihrer Reise unterdrückt Bipa die Gefühle zu Aer fast die ganze Zeit, sie gesteht sich nicht ein, was sie für ihn empfindet. Denn was, wenn sie ihn nicht einholen und zur Rückkehr bewegen kann, Aer, der so besessen von dem blauen Stern der Kaiserin ist und dessen Wunsch es ist, wie sie ätherisch zu werden? Was soll sie dann sagen? Soll sie dann wie seine Mutter jeden Morgen den Hügel hinaufschauen, in der Hoffnung, ihre große Liebe käme zurück?
*Meine Meinung*
Ich, die ich nicht unbedingt Fan von Fantasy Geschichten bin, und mir anhand der Beschreibung auf der Buchrückseite kein richtiges Bild der Geschichte machen konnte, bin der Meinung, dass Laura Gallego García eine nette Geschichte aus dem altbekannten Muster: „Mädchen begibt sich auf die gefährliche Suche nach ihrer großen Liebe, um sie zurückzuholen.“ gemacht hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich die erste Hälfte des Buchs über dachte: Na super, die übliche Geschichte, vorabsehbares Ende. Ab der Mitte gefiel mir das Buch aber immer besser. Das Ende ist tatsächlich sehr absehbar, aber der Weg dahin ist schön geschrieben. Denn die Stationen, die Bipa auf ihrer Reise macht und die Menschen, die sie dabei trifft, sind unglaublich unterschiedlich und vielfältig. Auch Bipas direkte Art gefällt mir sehr gut, zwar ist ihr das, was sie sagt, nicht immer hilfreich, dennoch bleibt sie wie sie ist und lässt sich von ihrem Weg nicht abbringen. Für ihre Liebe Aer setzt sie ihr Leben aufs Spiel. Sie sucht nach ihm, obwohl sie mit ihrem Leben in den Höhlen zufrieden war und nicht weiß, was sie außerhalb dieser alles erwartet.
Was mir aber überhaupt nicht gefällt ist das Format des Buches: Mit fast A5 ist es mir zu groß, zu unhandlich. Man kann es nicht mal eben in die Tasche stecken…
*Fazit:* Wahrscheinlich hätte ich mir das Buch nicht selbst gekauft, positiv überrascht hat es mich dennoch. Für Fans solcher Fantasy Geschichten ein sehr tolles, leicht zu lesendes Buch; für alle anderen vermutlich auch schön zu lesen, aber kein Buch, das unbedingt ins „Regal der Lieblingsbücher“ gestellt werden muss.
*Erschienen bei dtv*
Autorin / Autor: Pistazieneis - Stand: 27. Dezember 2009